Rosengarten. Jens Duve lässt ältere Menschen selbstbestimmt bei sich wohnen. Dafür hat der 53-Jährige sein Haus in Rosengarten extra umgebaut.

Es sind die kleinen Accessoires, die darauf hindeuten, dass hier mal ein Profifußballer zuhause war: Der Toaster in der Küche mit dem St.-Pauli-Zeichen zum Beispiel. Im Wohnhaus der Familie Duve, wo einst DFB-Funktionäre ein und aus gingen, sollen künftig Senioren in einer Wohngemeinschaft zusammen leben.

Der Ex-Profifußballer Jens Duve, der für den Hamburger SV und St. Pauli spielte und bis 2014 Vizepräsident des Kiezclubs war, hat sein Wohnhaus Am Hampfberg in Rosengarten in den vergangenen Monaten umgebaut, um den Anforderungen an einer Wohngemeinschaft für ältere Menschen gerecht zu werden.

Die Idee ist entstanden, als Duve sich im Kreise seiner Familie mit der Frage der Wohnform im Alter auseinandersetzen musste. Für die Tante des 53-Jährigen war der Zeitpunkt gekommen, dass sie zu Hause allein nicht mehr gut zurecht kam. Ein Seniorenheim sollte es aber auch nicht sein. Und so keimte die Überlegung, selbst eine Wohngemeinschaft für Senioren zu entwickeln.

Duves Kinder sind aus dem Haus

Da sich auch die drei Kinder von Jens Duve entschieden hatten, nach Hamburg und Buxtehude zu ziehen, konnte der Zeitpunkt besser nicht sein. Duve holte Thomas Seidel, Geschäftsführer vom Pflegedienst Hanseatic in Hamburg und Makler Dirk Sauer, Chef von DBS Immobilien in Hamburg, ins Boot. „Unser Ziel war, eine Unterkunft ohne Heimcharakter und mit wohnlicher, persönlicher Atmosphäre zu schaffen“, sagt Jens Duve.

Die individuelle Note bringen allein schon die pinken Streifen und das Kuhfell an mancher Wand in das Haus. Der 700 Quadratmeter große Wohnkomplex bietet Platz für acht Appartements mit jeweils ein bis drei Zimmern, Balkon oder Terrasse, fast alle mit eigenem Bad. Die Größe der Appartments reicht von 30 bis 110 Quadratmetern.

Hinzu kommen möblierte Gemeinschaftsräume, die jeder nutzen kann: das großzügige Wohnzimmer mit Kamin, die Bibliothek und die voll ausgestattete Küche. Auch einen Wellnessbereich mit Sauna und Whirlpool ist vorhanden. Wer möchte, kann Serviceleistungen, etwa Fußpflege, Frisör, Physiotherapie und Massage in Anspruch nehmen.

Senioren-WGs werden immer beliebter

Mit der neuen Wohnanlage trifft Initiator Jens Duve den Nerv der Zeit. Die meisten Deutschen scheuen im Alter den Umzug ins Heim. Zu diesem Ergebnis kommen mehrere Studien. Zuletzt hat eine Untersuchung der Deutschen Gesellschaft für Qualität (DGQ) gezeigt, wie wichtig es den Deutschen ist, im Alter weiter eigenständig leben zu können.

Dabei werden die Wohngemeinschaften bei älteren Menschen immer beliebter. Ein Drittel der 1000 befragten Verbraucher in der DGQ-Studie können sich eine Senioren-WG für den Lebensabend vorstellen. Lediglich zwölf Prozent hingegen würden in ein klassisches Pflegeheim einziehen.

Jens Duve im Jahr 1985 im Trikot des HSV
Jens Duve im Jahr 1985 im Trikot des HSV © Witters

Zudem können auch Paare in die WG einziehen. Das kann insbesondere für pflegende Partner entlastend sein. Laut statistischem Bundesamt werden 71 Prozent der Pflegefälle vom Partner oder von den Kindern zuhause versorgt. „Wir merken immer wieder, dass sich Angehörige aufopfern und an ihre Grenzen kommen“, sagt Thomas Seidel vom Pflegedienst Hanseatic.

Einziehen können sowohl pflegebedürftige Menschen als auch rüstige Rentner. Die Vorteile der WG liegen auf der Hand: Sie schützt vor Vereinsamung und bietet zugleich Rückzugsmöglichkeiten. Und: Nicht eine Heimleitung, sondern die WG-Bewohner selbst entscheiden über ihre Angelegenheiten, etwa über Pflege- und Betreuungsdienste.