Harburg. Die Technische Universität Hamburg will in den nächsten fünf bis acht Jahren im Binnenhafen wachsen.

Die Technische Universität Hamburg (TUHH) mit Sitz in Harburg will sich vergrößern. Nach den Vorstellungen der Hochschule solle die Anzahl der Studierenden in einem Zeitraum von fünf bis acht Jahren um 2700 auf insgesamt 10.000 steigen

135 Professoren würden dann in der Lehre tätig sein, heute sind es etwa 100. Dr. Ralf Grote hat erste Eckpunkte der Wachstumsstrategie im Stadtplanungsausschuss der Bezirksversammlung Harburg vorgestellt. Dabei hat der Leiter des TUHH-Präsidialbereichs ein Bekenntnis zum Standort Harburg abgelegt: „Unsere Vorstellung ist Wachstum im Bezirk, und zwar im Harburger Binnenhafen“, betonte Dr. Grote.

Politiker, Wirtschaftsförderer und Unternehmer in Hamburgs Süden dürften erleichtert sein, über die öffentliche Aussage sein. Irritiert bis verschnupft hatten sie auf die Aussage von Handelskammer-Präses Fritz Horst Melsheimer in seiner Jahresschlussansprache vor der Versammlung des Ehrbaren Kaufmanns reagiert, ein zweiter Campus nördlich der Elbe würde die Verankerung der Technischen Universität im Selbstbild der Hamburger stärken.

Der Wissenschaftsrat hält eine gemeinsame Strategieentwicklung der Technischen Universität Hamburg mit der Hafencity Universität für erforderlich. Auch das dürfte Befürchtungen hervorgerufen haben, zusätzliche Institute könnten nicht in Harburg, sondern nördlich der Elbe entstehe. „Wir meinen es mit dem Standort Harburg sehr ernst“, machte Dr. Ralf Grote im Stadtplanungsausschuss deutlich.

Die Erweiterungsmöglichkeiten am Campusgelände Am Schwarzenberg gelten aber als nahezu ausgeschöpft. Die Hochschule sieht Raum für neue Gebäude deshalb im Harburger Binnenhafen um die bereits bestehenden Standorte in der Harburger Schloßstraße. Nach einer ersten Einschätzung benötige die Technische Universität zusätzlich insgesamt 8500 Quadratmeter Grundfläche. Darauf wolle die Hochschule 30.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche realisieren. „Es wird etwas in die Höhe gehen“, sagt Dr. Ralf Grote.

Als Wachstumszelle hat die Hochschule ein städtisches Grundstück hinter dem Institut für Umwelttechnik und Energiewirtschaft in der Harburger Schloßstraße 36 ausgemacht. Einige offenbar marode Gebäude befinden sich darauf und müssten abgerissen werden. Die Fläche umfasse zwar nicht die angestrebten 8500 Quadratmeter, sei aber geeignet, für das Wachstum der TUHH genutzt zu werden.

Politik und Wirtschaft in Hamburg hätten der gegenüber der Technischen Universität deutlich gemacht, dass eine Vergrößerung erwünscht sei. „Wir müssen durch weiteres Wachstum sicherstellen, dass wir die kritische Masse haben“, sagt Dr. Ralf Grote. Zusätzliche räumliche Strukturen gelten als Rezept, die Qualität der Lehre aufrechtzuerhalten und zu verbessern. Die Technische Universität Hamburg setzt auf die Ausbildung der Studierenden in kleinen Lerngruppen, nicht in Massenhörsälen.

Im Vergleich zu den nationalen Wettbewerbern in Aachen und München gilt die Technische Universität Hamburg bestenfalls als mittelgroß. Die Technische Universität München mit ihren insgesamt 38.500 Studierenden plant zurzeit einen Neubau der Fakultät für Elektro- und Informationstechnik. Für insgesamt 270 Millionen Euro sollen 44.000 Quadratmeter Nutzfläche entstehen. Die Fakultät allein umfasst 4000 Studierende.

Harburgs Stadtplanungspolitiker werden sich jetzt damit befassen, wo sich Wohnraum für möglichst viele der erwarteten 2700 zusätzlichen Studierenden realisieren lässt. Für Studierende sei die Nähe zur Universität ein entscheidendes Kriterium bei der Wohnortwahl, sagt Dr. Ralf Grote. Mittlerweile würden vier von zehn Studierenden der Technischen Universität Hamburg in Harburg leben und den Stadtteil den Szenevierteln der Stadt vorziehen.

Studierende würden heute bevorzugt zu dritt und zu viert in Wohngemeinschaften leben. Einzelzimmer entlang von langen Fluren seien dagegen weniger gefragt. Und möglichst preisgünstig sollte die „Studentenbude“ sein: „Pro Nase nicht mehr als 350 Euro“, gibt Dr. Ralf Grote den Politikern noch mit auf den Weg.