Winsen. Immer mehr Plastik im Biomüll – Leiter der Abfallwirtschaft mahnt Sorgfalt an – sonst drohen hohe Kosten.
Für den Landkreis Harburg ist jetzt die Grenze erreicht: Allzu oft hüllen Bürger, die die Grünabfallsäcke aus Papier für die Straßensammlung nutzen, den Grünschnitt auch noch in herkömmliche Plastikmüllsäcke. Böse Absichten will die Abteilung Abfallwirtschaft niemandem unterstellen, denn meist ist der Grund die Sorge, dass der Papiersack bis zur Abholung durchweichen könnte.
Frank Sameluck, Leiter der Abfallwirtschaft, erklärt, wie die Grünabfälle in den Kompostanlagen des Landkreises behandelt werden: „Die Grünabfälle werden zur Kompostherstellung mitsamt den Papiersäcken geschreddert und gesiebt. Bei der sogenannten Windsichtung werden zwar Plastikteile aufgewirbelt und abgesaugt, so dass der Kompost, den wir verkaufen, einwandfrei und ohne Verunreinigungen ist.“ Der Nordheide-Kompost, so der Handelsname, entspreche der Bioabfallverordnung und sei mit dem Goldsiegel zertifiziert.
Der Teil, der im Sieb verbleibt, das sogenannte Überkorn, wird einer Biomasse-Verbrennungsanlage zugeführt. Problematisch wird es, wenn Plastikfetzen nach dem Schreddern darin hängen bleiben. Noch zahlt der Landkreis für die Entsorgung nichts, nicht einmal den Transport. Im Winter, wenn mehr Brennmaterial zum Heizen benötigt wird, erhält der Landkreis sogar eine Vergütung.
Zwar würden bei der Verwertung immer feinere Siebe eingesetzt. Wenn aber der Grünabfall, der verbrannt werden soll, zu viel Plastik enthält, kann die Biomüllverbrennung ihn nicht mehr annehmen. „Dann müssten wir den Grünabfall in einer normalen Müllverbrennungsanlage entsorgen. Das bedeutet Zusatzkosten von 60 bis 70 Euro je Tonne“, sagt Sameluck. Aufs Jahr gerechnet sind das 150.000 Euro.
Kreisrätin Monika Scherf ergänzt: „Man kann die Säcke bis zur Abholung auf Kanthölzer stellen, dann werden sie von unten belüftet. Wir nehmen außerdem an, dass die Leute nicht wissen, dass die Säcke nicht von Hand geleert werden.“
Dass die Säcke bei feuchten Grünabfällen durchweichen, ist eher nicht zu erwarten. Sie bestehen aus dreilagigem, verleimten Kraftpapier. Recyclingpapier werde nicht verwendet, weil es leichter reißt. Selbst wenn man die Säcke abends an die Straße stellt und es die ganze Nacht lang regnet, halten sie es aus.
Wie der Landkreis informiert, gab es Ende der 1990er-Jahre Versuche mit Jutesäcken, diese hätten sich aber nicht bewährt. Und Säcke aus biologisch abbaubarem Kunststoff mit der geforderten Reißfestigkeit seien zu einem akzeptablen Preis nicht zu erhalten. Das Problem des Plastikmülls im Grünabfall ist landkreisweit gegeben, einen örtlichen Schwerpunkt gebe es nicht, sagt Sameluck.
Gewisse Unterschiede gebe es nur zwischen städtischem und ländlichem Raum. „Wir appellieren an die Vernunft der Bürger“, betont Scherf. Das Problem werde den Landkreis sicher weiterhin beschäftigen, wenn die Biotonne 2019 eingeführt wird.
Auch Gartenhandschuhe und Rosenscheren seien schon in den Säcken gefunden worden, sagt Frank Sameluck. Auch da mag er keine böse Absicht unterstellen, da gute Gartenscheren recht teuer sind.
Vorerst hofft die Kreisverwaltung, dass der Aufruf in der Zeitung dazu führt, dass die Bürger sorgfältiger bei der Grünabfallsammlung vorgehen. „Wir werden das eine Zeit lang beobachten, ob sich etwas verändert. Wenn die Bürger aber weitermachen wie bisher, werden ihre Säcke stehen gelassen und markiert, damit sie auch sehen, dass die Grünabfälle nicht aus Versehen nicht abgeholt wurden.“