Wilhelmsburg. Fraktion löst eine Diskussion um Zukunft des Wilhelmsburger Luna Center aus. Eigentümer sieht die Meile in Misskredit gebracht
Die wirtschaftliche Entwicklung des Wilhelmsburger Einkaufszentrums Luna Center ist in die öffentliche Diskussion geraten. Während die Bürgerschaftsabgeordnete Heike Sudmann (Die Linke) in einer Kleinen Anfrage an den Senat und die Fraktion Die Linke im Regionalausschuss Wilhelmsburg von einem hohen Leerstand sprechen, widerspricht der Eigentümer Hans-Jürgen Schneider dieser Darstellung. Diese Behauptung sei Gift für den Einzelhandelsstandort Wilhelmsburg, sagt er.
Nach Angaben von Hans-Jürgen Schneider seien mehr als 85 Prozent der Verkaufsfläche vermietet. Damit sei er zufrieden. Die Gesamtverkaufsfläche des Luna Centers beläuft sich auf mehr als 20.000 Quadratmeter. „Wir haben einen Leerstand, der bei 2800 Quadratmetern liegt“, so der Eigentümer und Immobilienverwalter.
Die Linke zeichnet ein anderes Bild und beruft sich dabei auf Beobachtungen von „Bewohnern“. Während die Bürgerschaftsabgeordnete Heike Sudmann in ihrer Kleinen Anfrage an den Senat lediglich von einem hohen Leerstand spricht, behauptet die Linke in Wilhelmsburg sogar, dass etwa die Hälfte der gesamten Ladenfläche leer stünde. Möglicherweise entsteht bei Besuchern dieser Eindruck, die durch den Neubau gehen. In diesem Teil des Einkaufszentrums liege der Leerstand bei 28 Prozent, sagt Schneider. Also noch immer weit von dem behaupteten Leerstand entfernt. Niemand habe ihn oder das Centermanagement nach Angaben zu dem Leerstand in dem Einkaufszentrum gefragt, sagt Hans-Jürgen Schneider. Seiner Meinung nach ist das Luna Center unnötig in Misskredit gebracht worden.
Das ist offensichtlich nicht die Absicht der Linken gewesen. Die Partei billigt vielmehr dem Luna Center eine wichtige Funktion zur Versorgung und als Stadtteilmittelpunkt zu. Deshalb hat sie die wirtschaftliche Entwicklung des Einkaufszentrums in die politische Diskussion gebracht. Immerhin hatte die damalige Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt seit dem Jahr 2008 die Entwicklung des Berta-Kröger-Platzes zu einem Stadtteilzentrum mit fünf Millionen Euro aus dem Programm Integrierte Stadtteilentwicklung gefördert. Das Luna Center liegt in dem Sanierungsgebiet.
Mit ihrem Antrag im Regionalausschuss will die Linke eine Diskussion um die Entwicklung des Einkaufszentrums auslösen. Eigentümer Hans-Jürgen Schneider sieht gute Voraussetzungen dafür, das Luna Center als zentralen Einzelhandelsstandort auf den Elbinseln zu etablieren: Er setzt auf die geplanten neuen Wohnquartiere, die an der Dratelnstraße und entlang der voraussichtlich im Jahr 2019 verlegten Wilhelmsburger Reichsstraße entstehen und mehr als 7000 neue Einwohner bringen werden. „Das ist unsere Zukunft“, sagt Hans-Jürgen Schneider.
Der Leerstand sei kein Grund zur Sorge. Leer stehende Läden seien auch in der bewussten Entscheidung begründet, die Branchenvielfalt aufrecht zu erhalten. Hans-Jürgen Schneider sieht, so sagt er, keinen Sinn darin, fünf Dönerläden unter einem Dach zu haben. Schnell könnte er ein Fitnessstudio als Mieter gewinnen, sagt Schneider. Von einem Sportanbieter, dessen Kunden meist abends kämen, würden die übrigen Läden aber kaum profitieren. Das empfände Schneider als unfair. Deshalb sieht er von einem Fitnessanbieter im Luna Center ab. Mehr als 40 Geschäfte befinden sich zurzeit in dem Einkaufszentrum. Insgesamt 700 Menschen sind dort beschäftigt.
Auch der Senat scheint mit der Entwicklung des Luna Centers zufrieden. Die mit der Erweiterung verbunden Ziele seien überwiegend erreicht worden, heißt es in der Antwort auf die Kleine Anfrage von Heike Sudmann. Der Senat sieht auch in der Ansiedlung der Ankermieter wie Tchibo Prozente, Dänisches Bettenlager oder Futterhaus in Wilhelmsburg als Erfolg. Eine bedeutende Parfümeriekette sei nicht bereit nach Wilhelmsburg zu kommen, sagt Hans-Jürgen Schneider: „Wir sind eben ein Stadtteilzentrum, nicht die Europa Passage.“
Die Linke fragt auch nach der Zukunft des Berta-Kröger-Platzes. Marktbeschicker seien beunruhigt, heißt es, dass der vom Bezirk Hamburg-Mitte betriebene Marktplatz an einen privaten Investor verkauft werde. Die Antwort des Senates sei sehr einsilbig ausgefallen. Hans-Jürgen Schneider dementiert das Gerücht: „Eine Privatisierung des Wochenmarktes ist absurd. Das bleibt wie es ist.“