Wilhelmsburg. Die Verkehrsbehörde lehnt zusätzliche Alternativen zu Ersatzbussen ab, wenn die S-Bahnlinie 3 im Sommer still steht.

Pendler aus dem Hamburger Süden erhalten keine zusätzlichen Alternativen zu dem in den Sommerferien geplanten, 25 Tage dauernden Ersatzverkehr mit Bussen auf den S-Bahnlinien 3 und 31. Die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation lehnt alle über den Ersatzverkehr hinaus gehenden Vorschläge des Regionalausschusses Wilhelmsburg ab. Damit wird auch die HADAG-Fähre 73 nicht zusätzlich beworben und an den Wochenenden zwischen dem Ernst-August-Anleger in Wilhelmsburg und den Landungsbrücken fahren.

Gleisarbeiten werden den S-Bahnverkehr zwischen Wilhelmsburg und Hammerbrook vom 21. Juli bis 14. August lahm legen. Die Hamburger Verkehrsbehörde geht davon aus, „dass mit den angebotenen Ersatzmaßnahmen eine angemessene Beförderung der Fahrgäste sichergestellt werden“ könne. Das geht aus einer Stellungnahme der Behörde an das Bezirksamt Hamburg-Mitte hervor. Die Bezirksversammlung befasst sich am Donnerstag, 26. Mai, damit. Sie wird die Antwort zur Kenntnis nehmen müssen.

Hier heißt es in den Sommerferien: Umsteigen in Busse!
Hier heißt es in den Sommerferien: Umsteigen in Busse! © Marcelo Hernandez

Die Verkehrsbehörde begründet ihre Entscheidung mit den Erfahrungen aus dem Vorjahr. Damals haben Pendler aus dem Hamburger Süden an 14 Tagen üben können, was es bedeutet, mindestens 20 Minuten längere Fahrzeiten, lästiges Umsteigen und voll besetzte Ersatzbusse auf dem Weg zur Arbeit und später nach Hause in Kauf nehmen zu müssen.

Aus Sicht der Verkehrsbehörde sei das den Pendlern zuzumuten. Sie sieht keine verkehrliche Notwendigkeit für zusätzliche Anpassungen im weiteren Liniennetz während der Sperrung, wie es bürokratisch umständlich in ihrer Stellungnahme heißt. Schließlich habe der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) die Angemessenheit des Ersatzverkehrs geprüft. Der HVV sei demnach zu dem Ergebnis gekommen, dass der Ersatzverkehr mit Bussen ausreichend für die Verbindung von Hamburg über die Veddel bis nach Wilhelmsburg und weiter nach Harburg, Neugraben, Buxtehude und Stade sei.

Die auf den Elbinseln lebenden Politiker sind zu einer ganz anderen Einschätzung gekommen und haben zusätzliche Angebote für Pendler währen der Gleisarbeiten gefordert. „Die Leute haben sich die Nasen in den Bussen gequetscht“, sagt die Wilhelmsburger Bezirksversammlungsabgeordnete Sonja Lattwesen (Grüne).

© Andreas Schmidt | Andreas Schmidt

Auf Antrag der Grünen hatte der Regionalausschuss Wilhelmsburg im Februar einstimmig mehrere Vorschläge unterbreitet, wie der befürchtete Ausnahmezustand im Hamburger Süden auf der meist genutzten S-Bahnlinie der Freien und Hansestadt entschärft werden könnte.

Entlastung erhofften sich Wilhelmsburgs Politiker vor allem von der Idee, die HADAG-Fähre 73 während der Sperrung für die S-Bahn zusätzlich an den Wochenenden fahren zu lassen und die Fährverbindung bei Berufspendlern mit Hilfe von Werbung bekannter zu machen. Eine stärke Nutzung der Fähren hätte auch für Pendler aus und nach Harburg Erleichterung bedeuten können, argumentierten sie.

Weiter schlug der Regionalausschuss vor, während der Baumaßnahmen die Metrobuslinie 13 bis zum Berliner Tor zu verlängern und auf den Schnellbuszuschlag auf der Linie 34 zwischen Kirchdorf-Süd und dem Hauptbahnhof zu verzichten.

Anders als der HVV sieht der Regionalausschuss Wilhelmsburg ein Problem darin, dass die Ersatzbusse in der Regel über die „total belastete“ Wilhelmsburger Reichsstraße geleitet würden. Weil Baustellen den Autofahrer auf dieser Straße ausbremsen, verdoppelt sich zurzeit im Berufsverkehr die Fahrzeit zwischen Harburg und Wilhelmsburg.

Die Bürgerschaftsabgeordnete Birgit Stöver (CDU) hat in der vergangenen Woche vor einem „Stausommer im Hamburger Süden“ gewarnt. Die Abgeordnete aus Harburg kritisiert den Senat, weil er keine Alternativlösungen anbiete. Stöver schlägt vor, die Buslinie zwischen Altona und Süderelbe zu verstärken.