Hamburg. Zufahrtsstraße zugeparkt. Baumfäller kommen nicht durch. Stadt will jetzt Gerichtsentscheidung morgen abwarten

Erstmals haben Bürger in Hamburg durch zivilen Ungehorsam Arbeiten zur Errichtung einer Flüchtlingsunterkunft blockiert. In Blankenese sei gestern die Zufahrt zu der Sackgasse Björnsonweg durch mehrere Dutzend Privatautos versperrt worden, sagte Susanne Schwendtke, Sprecherin der städtischen Betreibergesellschaft „Fördern & Wohnen“. Ein Unternehmen, das 42 Bäume fällen sollte, sei daher nicht an die Fläche für das geplante Flüchtlingsdorf herangekommen.

Die Fällarbeiten würden nun bis zum morgigen Donnerstag ruhen, sagte Schwendtke. An diesem Tag wird eine Entscheidung des Verwaltungsgerichts über einen vorübergehenden Baustopp erwartet. Am Gericht war gestern ein Eilantrag gegen die Baugenehmigung für die Unterkunft eingegangen.

Am Björnsonweg soll eine Einrichtung für 192 Flüchtlinge gebaut werden. Geplant ist ein Pavillondorf in sogenannter Holzrahmenbauweise. „Die Gebäude sehen wie Reihenhäuschen aus“, sagte Schwendtke. „Wir sind von der Aktion überrascht. Etwas Vergleichbares habe ich in den zehn Monaten, die ich bei ,Fördern & Wohnen‘ bin, nicht erlebt.“

Die städtischen Behörden stehen unter zeitlichem Druck. Die reguläre Baumfällsaison sei Ende März ausgelaufen, erklärte das Altonaer Bezirksamt. Sollte die Sondererlaubnis nicht bis diesen Freitag wahrgenommen werden, müsse erneut geprüft werden. Das Fällen von Bäumen wären dann frühestens von Juli an möglich.

Nach den Worten von Schwendtke handelt es sich mehrheitlich um junge Bäume, die gefällt werden sollen. In den vergangenen Tagen habe man zudem geprüft, ob Vögel darin nisteten. Ferner seien seltene Pflanzen umgepflanzt worden. Schwendtke bestätigte, dass am Montag eine Biologin von einer Person angepöbelt worden sei. Die Expertin hatte Bäume markiert.

Ursprünglich sollte 2015 mit dem Bau der Unterkunft begonnen werden. Eine Umweltverträglichkeitsanalyse und eine Studie zum Artenschutz hatten den Start der Arbeiten verzögert.

Unterdessen sind in den Bezirken Altona, Wandsbek und Hamburg-Nord Bürgerbegehren gegen die Unterbringung von Flüchtlingen in Großsiedlungen gestartet worden. Bis Freitag sollen weitere Bürgerbegehren folgen.

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