Buchholz. 400 Gäste kommen zur Geburtstagsfeier des CDU-Politikers in die Buchholzer Empore. Geldgeschenke werden für einen mit 2500 Euro dotierten Preis der Zukunftswerkstatt verwendet.

Landespolitik lässt sich für Niedersachsen gut im Zug nach Hannover machen. Auf dem Weg zu ihren Sitzungen trafen sich in Harburg Heiner Schönecke und Helmut Dam­mann-Tamke, Bernd Althusmann stieg in Lüneburg zu. Bis zur Landeshauptstadt waren alle Themen vor besprochen und im Grunde auch entschieden.

„Althusmann kam dann direkt in mein Büro und erklärte: Die Stimmung an der Basis ist wie folgt“, erinnerte sich am Sonnabend David McAllister, heute Europapolitiker aber damals Vorsitzender der CDU-Fraktion unter Ministerpräsident Christian Wulff. „Das war schwierig für mich“, räumte McAllister ein, weil er dann nur noch schwer eingreifen konnte. In der Rückschau bekannte er in der Buchholzer Empore: „Ich wäre auch gern mal über Hamburg nach Hannover gefahren.“

© HA | Rolf Zamponi

Die Geschichte von den Bahngruppe war nur eine von vielen, die am Wochenende tief in die Lebensgeschichte eines Mannes führten, der zu den bekanntesten Politikern und wohl engagiertesten Bürgern im Landkreis zählt: Heiner Schönecke. Er war am 21. März 70 Jahre alt geworden und hatte nun zur Feier nach Buchholz geladen. 400 Gäste kamen und ließen sich von drei Gesprächsgruppen über das Wirken des CDU-Politikers in der Gemeinde, im Landkreis und für Niedersachsen informieren. Die Moderation übernahm Schöneckes Sohn Henner, die Skiffle-Band Appeldwatsch spielte auf.

Klar ist: Schönecke hat sich als strenger Haushaltspolitiker und als Interessenvertreter für das Hamburger Umland längst einen Namen gemacht. Aber er habe sich auch über alle Fraktions- und Parteigrenzen im Landtag hinweg für den HSV eingesetzt, sagte McAllister. Schon zu Zeiten von Uwe Seeler und Charly Dörfel fuhr er zudem mit seinem Freund Hans Weber, der ebenfalls in Elstorf groß wurde, zu den Spielen und verband das mit einem Besuch auf der Reeperbahn. „Nur mal schauen“, erzählte Weber.

In der Schlange der Gratulanten:
In der Schlange der Gratulanten: © HA | Rolf Zamponi

Als sie im März 1961 zu spät zum Europapokal.Rückspiel gegen den englischen Verein FC Burnley kommen und ganz oben auf der Tribüne stehen müssen, halten sie sich dort abwechselnd auf der Umrandung fest. „Beim 3:1 jubelte Heiner und war plötzlich weg“, erinnerte sich Weber. Schönecke fällt nach hinten und rutscht die Böschung hinunter, bleibt aber unverletzt. Der HSV gewinnt 4:1, kommt weiter.

Schöneckes politische Karriere beginnt in der Kommunalpolitik. Dort steht 1972 etwa die Gebietsreform an, die die Gemeinden neu ordnet. Der Els­torfer setzt sich für den Gebrauch des Plattdeutschen ein, auch wenn es ihm der damalige Neu Wulmstorfer Gemeindedirektor Jürgen Badur nicht erlauben kann, im Gemeinderat Platt zu sprechen. Und Schönecke gibt auch Tipps, wie man die Beiträge zum Straßenbau bezahlen solle: „Na, entweder bar oder per Überweisung.“

Zu seinen größten Erfolgen für den Landkreis zählt die Initiative, Hamburg das Museum am Kiekeberg abzukaufen. Das ging dann „im Nu“, wie sich der ehemalige Oberkreisdirektor Hans-Joachim Röhrs am Sonnabend erinnerte.

Heute steht Schönecke dem Förderverein vor, dessen Mitgliederzahl auf 11.400 gestiegen ist. „Unsere Vorstandssitzungen, die meist freitags, sonnabends oder sonntags gegen 19 Uhr beginnen, dauern manchmal bis Mitternacht“, erklärte Museumsdirektor Rolf Wiese. Warum? Weil Schönecke als erstes einen Lagebericht über Deutschland und Europa gebe und der HSV als zweites Thema folge, so Wiese.

Michael Grosse-Brömer, Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Bundestagsfraktion (l.) mit Bernd Althusmann
Michael Grosse-Brömer, Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Bundestagsfraktion (l.) mit Bernd Althusmann © HA | Rolf Zamponi

Da passte es gut, dass in diesem Moment die Festgesellschaft das 3:0 des HSV in Hannover zur Kenntnis nehmen kann.. In Schöneckes Poesiealbum passe der Spruch: „Nur immer fix, sonst kriegste nix“, so der Kiekeberg-Chef. „Daran hat sich Heiner immer gehalten.“

Neuestes Förderprojekt ist für ihn die Zukunftswerkstatt in Buchholz. Um sie weiter voranzubringen hatte Schönecke zur Feier um Spenden gebeten. Zwar war am Sonnabend noch nicht klar, wie viel zusammengekommen war. Sicher ist jedoch: Es wird von 2017 an jährlich einen Heiner-Schönecke-Zukunftspreis geben, der über die Stiftung der Zukunftswerkstatt mit dem Geld finanziert wird. Dotiert ist der Preis mit 2500 Euro.

Bei so viel politischer Präsens, vor allem aus der CDU wurde bei der Feier natürlich auch über die Zukunft der Partei diskutiert. So bewirbt sich der Winsener Kristian Tangermann als Bürgermeister für Lilienthal bei Bremen. Dort hat der amtierende Rathauschef seinen Rücktritt erklärt, so dass sich der Bankkaufmann und Jurist aus dem Bundesarbeitsministerium, der jetzt in Lilienthal wohnt, Chancen ausrechnet.

Als ein möglicher Nachfolger von McAllister an der niedersächsischem Parteispitze und Spitzenkandidat für die Landtagswahl wird offensichtlich Althusmann gehandelt. Derzeit leitet er die Auslandsvertretung der Konrad-Adenauer-Stiftung für Namibia und Angola.

Zurück zu Heiner Schönecke. Misslungen ist dem Mann aus Elstorf in den 70 Jahren nur wenig. „Er konnte mich nicht dazu bewegen, mit zum HSV mit zu gehen“, sagte Röhrs. „Er konnte schlecht Moped fahren“, ergänzte sein Freund Weber. In Elstorf landete er einst an einem Milchbock, auf den die Kannen gestellt wurden. Ansonsten aber gilt Schönecke als Vorbild, einer der sich ohne Umschweife äußert und nicht zu den Ministern gehen muss. Sie kommen zu ihm.

Das letzte Wort hatte sich Schönecke selbst ausbedungen. „Ich glaubte, meine Feier zum 60. wäre nicht zu toppen. Nun bin ich gerührt und froh, euch und Sie alle eingeladen zu haben. Stehend hatten die Gäste schon „Er lebe hoch“ gesungen, nun folgte das Niedersachsenlied. Was soll das wohl erst zum 80. Geburtstag werden?