Buchholz . In Hamburgs Süden gibt es ideale Strecken für Motorradfahrer. Sie sollten aber nicht gleich Vollgas geben, rät die Polizei und bietet Kurse an.

Mit den ersten Sonnenstrahlen und steigenden Temperaturen sind die Biker zurück auf unseren Straßen. Im Hamburger Süden, entlang der Elbe, und im Harburger Umland finden Zweiradfahrer ausgezeichnete Strecken sowie ideale Bedingungen für einen Kurztrip oder einen ausgedehnten Ausflug ins Grüne. Die drei schönsten Touren haben wir für Sie zusammengestellt. Und damit beim ersten Schwung in den Sattel nach der Winterpause alles glatt geht, geben wir Tipps, was Biker und Autofahrer zum Saisonbeginn unbedingt beherzigen sollten.

„Man sollte nicht ohne weiteres auf das Motorrad steigen und gleich Vollgas geben. Das geht schief!“ warnt Lars Nickelsen, der Sprecher der Polizeiin­spektion Buchholz. Im Landkreis Harburg ist erst vor zwei Wochen ein erfahrener Motorradfahrer, 47, auf der K 50 nahe des Ortsausgangs Laßrönne auf gerader Strecke ums Leben gekommen. Was genau zum Unfall führte, ist unklar. Auch im Hamburger Stadtgebiet ist in diesem Jahr schon ein Zweiradfahrer ums Leben gekommen. Mehr als 30 Biker wurden zudem auf Hamburgs Straßen seit Jahresbeginn schwer verletzt. „Dabei geht die Saison gerade erst los“, sagt Nickelsen.

Das Tempolimit zu beachten und vorausschauend zu fahren sei das A und O, sagt der Polizist. „Geschwindigkeitsbeschränkungen haben ihren Sinn. Selbst wenn viel Erfahrung vom vorigen Sommer vorhanden ist, ist es äußerst gefährlich, mit 200 über die Landstraße zu fahren.“ Bevor man sich in den Sattel schwingt, sollte man auf jeden Fall Bremsen und Beleuchtung kontrollieren, die Kettenspannung und den Luftdruck überprüfen und die Reifen ansehen: Ist die Profiltiefe okay? Sind Risse zu erkennen? Im Zweifel gilt: einen Fachbetrieb aufsuchen und tauschen. „Auch das Alter eines Reifens spielt eine entscheidende Rolle“, sagt Nickelsen. Denn die Pneus härten mit den Jahren aus – und verlieren damit den in brenzligen Situationen überlebenswichtigen „Grip“ auf der Straße. Reifenhersteller raten deshalb, spätestens nach sieben Jahren die Pneus zu erneuern, selbst wenn das Profil noch in Ordnung ist. Wer auf Nummer sicher gehen will, erneuert allerdings spätestens alle drei bis vier Jahre die Reifen.

Zu den Hauptunfallursachen im Landkreis Harburg gehört, dass Motorradfahrer übersehen werden. „Deshalb immer das Abblendlicht einschalten! Das vergessen viele Motorradfahrer, gerade zum Saisonbeginn“, sagt Nickelsen. Beim Abbiegen, an Einmündungen auf Landstraßen und beim Überholen kracht es besonders häufig. „Die Hauptunfallursachen sind überhöhte Geschwindigkeit und Nichtbeachten der Vorfahrtsregeln“, sagt Nickelsen.

Autofahrer unterschätzten das Tempo der spurtfreudigen Motorräder. „Beim Abbiegen lieber davon ausgehen, dass das Motorrad schneller da ist, als man denkt.“ Und vor dem Fahrspurwechsel beim Überholen immer per Schulterblick nachschauen, ob die Straße tatsächlich frei ist. Laut Statistischem Bundesamt tragen in 70 Prozent aller Unfälle zwischen Pkw und Motorrad die Autofahrer die Hauptschuld“, ergänzt Heiko Tamke, der Leiter der TÜV-Station Buchholz.

Da die Motorradfahrer keine Knautschzone haben, sind diese bei Unfällen besonders leicht verletzt. „Ich kann Autofahrer daher nur aufrufen, eine besondere Vorsicht walten zu lassen und die Kurven nicht zu schneiden“, so Tamke. Vorausschauend fahren und mit den anderen Verkehrsteilnehmern rechnen – das gelte für Motorrad- wie für Autofahrer.

Voriges Jahr gab es im Landkreis insgesamt 109 Motorradunfälle (2014: 131), 22 Biker wurden schwer verletzt (2014: 32). In beiden Jahren kam jeweils ein Motorradfahrer ums Leben. Damit es in diesem Jahr nicht noch mehr werden, raten Tamke und Nickelsen zur Vorsicht. „Gehen Sie es ruhig an“, rät der TÜV-Stationsleiter. „So bringen Sie Ihre Kondition, Fahrfähigkeiten und Konzentrationskraft Schritt für Schritt wieder auf das notwendige Niveau.“ Um die Risiken insgesamt gering zu halten, sei die richtige Kleidung wichtig, so Tamke. „Wer bei jeder Fahrt volle Montur anlegt, also Helm, Handschuhe, Motorradhose und -jacke mit Protektoren sowie Stiefel, verringert die Verletzungsgefahr bei einem Unfall um 50 Prozent.“

Wenigfahrer und sogenannte Wiederaufsteiger vertrauten zu sehr auf die trügerische Sicherheit von Fahrassistenzsystemen und überschätzten nicht selten ihr fahrerisches Können. Nickelsen: „Sie sollten sich lieber überlegen, an einem Fahrsicherheitstraining teilzunehmen – oder ein paar Auffrischungsstunden in der Fahrschule zu nehmen. Das macht Sinn.“