Berlin/Winsen. Der Bundesverkehrswegeplan berücksichtigt auch Projekte im Hamburger Süden – Ortsumfahrungen haben keine Priorität.

Christiane Tauer

2000 Aus- und Neubauvorschläge für Straßen, Schienen und Wasserwege enthält der Bundesverkehrswegeplan (BVWP) 2030, der in der vergangenen Woche vorgestellt wurde. Darin wird festgelegt, welche Verkehrsprojekte mit welcher Priorität realisiert werden sollen.

Der Landkreis Harburg ist mit mehreren Projekten vertreten. Das wohl prominenteste ist die Alpha-Trasse, die anstelle der ursprünglich geplanten Y-Trasse den Schienenverkehr zwischen Hamburg, Bremen und Hannover verbessern soll. Die Alpha-E-Trasse wird in den sogenannten vordringlichen Bedarf aufgenommen, das heißt, sie soll bis 2030 realisiert werden.

Für Landrat Rainer Rempe ist das ein Grund zur Freude. Es finde sich genau die Variante im BVWP wieder, auf die man sich zuvor im Dialogforum Schiene Nord verständigt hatte, erklärte er auf der jüngsten Sitzung des Kreistags. Der Landkreis werde nun genau beobachten, wie die Planungen weitergehen.

In der Rubrik Straßenverkehr gibt es im Landkreis Harburg nur Projekte im erweiterten Bedarf, deren rasche Umsetzung somit eher nicht zu erwarten ist. Darunter fallen der sechsspurige Ausbau der Autobahn 1 zwischen Buchholzer und Horster Dreieck, der erstmals in den BVWP aufgenommen worden ist, sowie die Ortsumgehungen Elstorf und Tostedt.

Die beiden Umgehungsstraßen im Zuge der B3 beziehungsweise B75 waren auch schon in der vorherigen Auflage des Bundesverkehrswegeplans aus dem Jahr 2003 bedacht worden.

„Immerhin ist die Ortsumfahrung drin geblieben“, meint Tostedts Samtgemeindebürgermeister Peter Dörsam. Seit Jahren ist die B75 in Tostedt bei den Lkw-Fahrern eine beliebte Ausweichstrecke. Nicht nur, um Maut zu sparen, sondern auch immer dann, wenn die A1 wegen Unfällen gesperrt ist.

Eine Ortsumfahrung ist auch mit dem neuen Bundesverkehrswegeplan kein bisschen näher gerückt. Tostedt hofft daher weiterhin, dass die Maut auch auf Bundesstraßen erhoben wird, „wobei man abwägen muss, denn die ortsansässigen Unternehmen hätten dadurch Nachteile“, sagt Dörsam. Gleichwohl hält er es für unsinnig, dass die Autobahn für Lkw gebührenpflichtig ist und die Bundesstraße nicht, das befördere ja erst den Ausweichverkehr.

Umso erfreulicher ist für Dörsam die Aufnahme der Alpha-E-Bahntrasse in den vordringlichen Bedarf, so wie es das Dialogforum Schiene Nord vorgeschlagen hat. „20 Jahre lang stand die Y-Trasse im Verkehrswegeplan, ohne dass eine Verbesserung im Schienenverkehr eingetreten ist.

Die neue Trasse hat den Vorteil, dass sie Stück für Stück gebaut werden kann und jeder Abschnitt schon Verbesserungen bringt“, sagt Dörsam. Nun gelte es noch sicherzustellen, dass die Bürger keine Beeinträchtigungen durch den Streckenausbau hinnehmen müssen. Der Lärmschutz müsse über das gesetzliche Mindestmaß hinausgehen.

In Neu Wulmstorf ist man pragmatisch: „Es ist nicht überraschend, dass der dritte Bauabschnitt der B3 neu nicht enthalten ist, da ja für den zweiten Bauabschnitt die Planungen noch laufen“, so Thomas Saunus, Fachbereichsleiter Ortsentwicklung. Gute Nachrichten gibt es für den Nachbarlandkreis Lüneburg: In den vordringlichen Bedarf aufgenommen wurden der A39-Lückenschluss zwischen Lüneburg und Wolfsburg und eine neue Schleuse für den Elbe-Seitenkanal.

Für das Gesamtprogramm stellt der Bund 264,5 Milliarden Euro zur Verfügung. Davon entfallen 141 Milliarden auf den Bestandserhalt bei Straßen, Schienen und Wasserwegen. Thomas Windgassen, Präsident der Niedersächsischen Industrie- und Handels-kammer (NIHK), nennt die Aufnahme der A39 und der Alpha-Trasse in den vordringlichen Bedarf einen „richtungweisenden Erfolg“, da für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes eine leistungsfähige Infrastruktur eine entscheidende Rolle spiele. NIHK und die Unternehmerverbände Niedersachsen fordern zugleich eine weitere Erhöhung der Planungsmittel vom Bund.

Erstmals bietet das Bundesverkehrsministerium eine Online-Bürgerbeteiligung an. Ab sofort können unter www.bmvi.de/bvwp2030-stellungnahme Einwände und Anregungen abgegeben werden. Außerdem werden Details mithilfe des Projektinformationssystems PRINS dargestellt.