Fischbek/Harburg. Anstelle von 1500 Plätzen in Pavillonbauten will die Fraktion 2000 Sozialwohnungen. Andere Parteien sind skeptisch.

Seit die Sozialbehörde im Sommer ankündigte, in Fischbek, direkt angrenzend an das Neubaugebiet Vogelkamp ein Flüchtlingsquartier für 3000 Bewohner – zusätzlich zu den etwa 1000 die schon für die Erstaufnahme und die Unterkunft Aschenland 1 geplant waren – zu errichten, schlagen die Wogen hoch: Eine Bürgerinitiative bildete sich, die Kommunalpolitik protestierte, die Behörde reagierte. Mittlerweile ist nur noch von 1500 Plätzen die Rede. Und es ist gut möglich, dass sich auch das noch ändert, denn nach Aussage von Ralf-Dieter Fischer, Vorsitzender der CDU-Fraktion in der Bezirksversammlung und Fischbeker, stehen die Bezirksversammlung und die Sozialbehörde kurz vor einer Einigung für ein Flüchtlingsunterbringungskonzept, das den ganzen Bezirk umfasst. Es könnte bereits bei der Bezirksversammlung am Dienstag zur Abstimmung gestellt werden.

Mittlerweile machen die Linken in der Bezirksversammlung einen ganz anderen Vorschlag für die drei Baufelder, die am Aschenland ursprünglich für die Flüchtlingsunterbringung vorgesehen waren: Statt Modulbauten aufzustellen und darin 1500 Flüchtlinge unterzubringen, sollte man Sozialwohnungen errichten, beantragt die Partei. Bis zu 2000 Wohnungen könnten dort entstehen, schätzt André Lenthe, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der marxistischen Partei. „Darin können dann zwar auch Flüchtlinge wohnen, aber eben nicht nur Flüchtlinge“, sagt Lenthe.

Die Durchmischung ist ihm wichtig: „Wenn wir für 15 Jahre Pavillonhäuser für Tausende Geflüchtete errichten und mit Infrastruktureinrichtungen nur für dieses Quartier versehen, erschweren wir doch die Integration“, sagt er. „Und nach 15 Jahren sind die Pavillonhäuser wieder weg, aber Wohnungen sind dann immer noch nicht da. Wenn wir allerdings von vornherein ein gemischtes Quartier errichten , geht die Integration schneller und wir haben dauerhaft Wohnraum geschaffen – und zwar für sehr viel mehr Menschen, als im Flüchtlingsquartier.“

Als Antrag der Linkspartei haben Lenthes Gedankenspiele in der Bezirksversammlung wenig Chancen auf Mehrheit. Jürgen Heimath, Vorsitzender der größten Fraktion im Gremium, der SPD, sieht die Pläne der Linksfraktion überaus kritisch: „Wenn man eine vernünftige Struktur in einem Stadtteil haben möchte, muss man die Einkommensgruppen mischen“, sagt er. „2000 Sozialwohnungen auf kleinem Raum werden Probleme schaffen. Außerdem haben wir den öffentlich-rechtlichen Flüchtlingsunterkünften ja unter anderem deshalb zugestimmt, weil sie schnell zu errichten sind. Es gilt ja, die Leute möglichst zügig aus der unwürdigen Enge der Erstunterkünfte herauszuholen.“

Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Britta Hermann sieht das ähnlich: „Es muss Durchmischung da sein. Und nur mit Unterkünften holen wir die Flüchtlinge schnell aus den Baumärkten.“

André Lenthe hat eine Idee, wie man das schaffen könnte, ohne auf den Wohnungsbau zu verzichten: „Für die Übergangszeit, in der die Wohnungen gebaut werden, muss man auf Standorte zurückgreifen, die man derzeit lieber nicht plant, wie zum Beispiel die Waldfrieden-Wiese. Wenn man den Leuten klarmacht, dass die Container dort nur drei oder vier Jahre stehen, sind sie wahrscheinlich eher bereit, das zu akzeptieren.“

Den Linken-Antrag überhaupt nicht akzeptieren will hingegen Ralf Dieter Fischer: „Die Linken wollen durch diese Hintertür den Bebauungsplan NF65 neu schreiben“, sagt er. „Wir haben als CDU aber bewusst darauf hingewirkt, dass der soziale Wohnungsbau hier begrenzt wird. Wir wollen nicht die Fehler von früher wiederholen, als wir – wie in Neuwiedenthal – einfach Hochhäuser auf die grüne Wiese gesetzt haben.“

Außerdem sei die Fläche am Aschenland Teil der Gespräche mit der Sozialbehörde. „Wir werden da zu überraschenden Lösungen kommen“, kündigt er an. „Gut möglich, dass wir am Dienstag etwas präsentieren.“