Hittfeld. Der Bauausschuss sprach sich gegen die 6,5 Millionen Euro teure Sanierung des Veranstaltungszentrums aus.

Die Burg Seevetal könnte zum ersten prominenten Opfer des Sparzwangs der Gemeinde werden. Der Bauausschuss hat sich am Donnerstag in einer nahezu dramatischen Sitzung gegen die 6,5 Millionen Euro teure Sanierung des mehr als 30 Jahre alten Veranstaltungszentrums am Göhlenbach ausgesprochen. Wenn der Seevetaler Rat in der nächsten Woche dieser Empfehlung folgt, stünde die Burg, die seit ihrem Bau Anfang der 1980er-Jahre ein Zuschussgeschäft für die Gemeinde ist, de facto vor dem Abriss.

Warum das so wäre, hat die Verwaltung vorab deutlich gemacht (das Abendblatt berichtete). So habe der Landkreis Harburg im Zuge einer Überprüfung des Veranstaltungszentrums diverse Mängel entdeckt, erläuterte Ingo Knedel, Leiter des Amts für Gebäudewirtschaft. Im Kern geht es darum, dass die Burg dringend eine vollautomatische Brandemeldeanlage benötigt und alle bestehenden brandschutztechnischen Anlagen erneuert werden müssen. Die Kosten allein dafür liegen bei fast vier Millionen Euro. Erst wenn all das umgesetzt sei, könne eine mängelfreie Abnahme erfolgen, so Knedel. Andernfalls könnte der Großteil der Veranstaltungen nicht mehr stattfinden, womit die gesamte Existenz der Burg infrage gestellt wäre.

Trotz der horrenden Kosten von 6,5 Millionen Euro war die Verwaltung im Vorfeld zu dem Schluss gekommen, dass die Gemeinde das Geld für eine umfassende Sanierung in die Hand nehmen soll. Ihre Argumentation: Mit derzeit 304 Belegungstagen sei die Burg so ausgelastet wie nie zuvor. Zwar beschere sie dem Haushalt der Gemeinde jährliche Zuschusskosten von 280.000 Euro. Das sei aber weit weniger als die Hälfte des deutschlandweiten Durchschnittswerts von rund 670.000 Euro für Stadthallen und ähnliche Veranstaltungsgebäude.

Die CDU/FDP-Gruppe wollte dieser Argumentation nicht folgen. Sie hielt die immensen Ausgaben für nicht vertretbar und sprach sich für die Radikallösung aus: dem Aus für die Burg. „Die Verschuldung kann nicht ungezügelt so weitergehen“, sagte CDU-Fraktionsvorsitzender Walter Schulz. Er warf die Frage auf, ob das Veranstaltungszentrum tatsächlich eine so große Bedeutung für die Bürger habe. Seevetal sei eine Flächengemeinde und halte in seinen Ortsteilen mit den Dorfgemeinschaftshäusern zahlreiche Treffpunkte vor. Angesichts der Tatsache, dass auch Hittfeld gern einen solchen lokalen Treffpunkt haben wolle, und der nicht in der Burg zu realisieren sei, müsse man abwägen, sagte Schulz. „Im Zweifelsfall hätten wir lieber einen Bürgertreff.“

Die CDU/FDP-Gruppe wollte sich deshalb für eine „Planungswerkstatt Hittfeld Mitte“ stark machen, in der über die neue Nutzung des Grundstücks nach dem Ende der Burg gesprochen wird. Für denkbar hielten die Politiker, dort beispielsweise ein Senioren- und Pflegeheim zu errichten. Auch der gewünschte Bürgertreff soll in diesem Forum Thema sein.

Obwohl die Grünen, die so wie die CDU/FDP eine Sanierung der Burg ablehnten, diese Idee unterstützten, fand sie im Ausschuss keine Mehrheit. Die SPD begründete ihr Veto damit, dass sie eine solche Planungswerkstatt ja an sich positiv bewerteten, das Aus der Burg aus ihrer Sicht aber das falsche Vorzeichen sei. „Die Burg ist die einzige Möglichkeit, große Veranstaltungen in der Gemeinde stattfinden zu lassen“, sagte Heiner Steeneck (SPD). Wenn sie verschwände, falle Seevetal wieder auf den Status einer Schlafstadt zurück. Die SPD sprach sich deshalb für die Sanierung aus.

Was also tun? Willy Klingenberg, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler und Ausschussvorsitzender, war das Unbehagen über die anstehende Abstimmung deutlich anzumerken. Er wollte sie am liebsten aufschieben. „Mir ist das alles zu abrupt“, sagte er. Bei der Abstimmung enthielt sich seine Fraktion. Bürgermeisterin Martina Oertzen brachte die gespannte Atmosphäre auf den Punkt. „Mein Herz hängt an der Burg, aber mein Herz trägt auch den Haushalt mit“, sagte sie. Die Zahlen seien erdrückend, zugleich müsse Seevetal auch weiterhin eine Strahlkraft für den Landkreis haben – obwohl die Strukturen anders seien als in den beiden anderen, städtischen Mittelzentren Winsen und Buchholz.

Bis zur kommenden Woche, wenn Verwaltungsausschuss und Rat zu dem Thema tagen, will die Verwaltung nun klären, inwieweit der Landkreis Harburg den Bauabnahmetermin für die Burg verschieben kann. So könnte die Gemeinde nach einem Plan B suchen.