Marmstorf/Langenbek. Erschließung der Fläche bereitet Probleme. Sind Elfenwiese und Langenbek Alternativen? Schwarzenberg bleibt.
Die Bezirksversammlung war kaum beendet, da wurden die Fraktionsvorsitzenden zum Nachsitzen gebeten: Bezirksamtsleiter Thomas Völsch hatte etwas mit ihnen zu besprechen. Thema war die geplante Flüchtlingsunterkunft am Leuchtkäferweg. Weil die Erschließung der Fläche Probleme bereitet, sucht die Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration (BASFI) Alternativflächen in der Region und hat nun zwei gefunden. Der Bezirk sollte dazu Stellung nehmen.
Welche Flächen das sind, wollte keiner der Fraktionsvorsitzenden sagen. Nach Abendblatt-Informationen sind es der Bolzplatz an der Elfenwiese in Marmstorf sowie eine Fläche am Rönneburger Stieg östlich des Neubaugebiets Auf den Bengen. Auf beiden könnten Modulhäuser für je 300 Menschen errichtet werden.
Allerdings liegt der Bolzplatz auf einem Gelände, auf dem laut dem Bebauungsplan Marmstorf 29 eigentlich Sozialwohnungen entstehen sollen. Das entspräche nicht der bisherigen Politik, Flüchtlingsunterbringung nicht zu Lasten des Wohnungsbaus zu leisten.
Möglich also, dass nicht der Bolzplatz ins Visier genommen wird, sondern die Fläche daneben, ein Pacht-Acker im Besitz der Stadt. Hierhin sollte der Bolzplatz verlegt werden, wenn Marmstorf 29 Baubeginn hat.
Die Fläche am Rönneburger Stieg soll die Wirtschaftsbehörde vorgeschlagen haben. Die ist Grundeigentümerin, da die Fläche zur Erweiterung des Langenbeker Friedhofs vorgehalten, in nächster Zeit aber nicht gebraucht wird. In unmittelbarer Nähe hat sich bereits einmal ein Containerdorf befunden.
Die Kommunalpolitiker lehnten beide Flächen durchweg ab. „Es gibt uns ja keiner die Garantie, dass am Leuchtkäferweg dann nicht doch irgendwann gebaut wird“, begründet CDU-Fraktionschef Ralf-Dieter Fischer. „Außerdem sind zwei Mal 300 Plätze 600. Das sind schon wieder 150 mehr, als am Leuchtkäferweg.“
Eine Absage erteilte Fischer auch Gedankenspielen, eine Lagerhalle im Binnenhafen mit Flüchtlingen zu belegen. Der Eigentümer hätte diese Halle wohl wiederholt angeboten. „Da spielt keine Partei in der Bezirksfraktion mit. Ich glaube auch nicht, dass die Stadt ernsthaft daran denkt.“
Das tut sie in der Tat nicht: Kerstin Graupner, Pressesprecherin des Zentralen Koordinierungsstabs Flüchtlinge der Freien und Hansestadt räumt zwar ein, dass es am Leuchtkäferweg „erhebliche Verzögerungen bei der Erschließung gibt“, und die Stadt deshalb tatsächlich Alternativflächen in der Nähe prüft, aber „es gibt keine Planungen zum Einsatz einer Gewerbehalle im Harburger Hafengebiet zur Flüchtlingsunterbringung.“
Eine Absage erteilte Graupner übrigens allen Spekulationen, dass die Unterkunft auf dem Schwarzenberg in naher Zukunft abgebaut wird. Im Zusammenhang mit den Binnenhafenhallen hatte es auch geheißen, dass die Stadt dies angeboten hatte, um Zustimmung für die Hafenhallen zu erhalten: „Die Unterkunft Schwarzenbergplatz ist so gut integriert, dass wir sie so lange wie möglich und nötig halten wollen“, sagt Graupner..
Mit den anderen Folgeunterkünften in Harburg sei man so weit im Plan: In Bostelbek und am Aschenlad sind die ersten Bewohner eingezogen. In Neuenfelde wird im März mit der Belegung begonnen. Für die geplante Unterkunft am Sinstorfer Kirchweg wurde gestern die Genehmigung erteilt, schon einmal Bäume zu fällen.
Stefan Heidtmann, Sprecher der Bürgerinitiative Marmstorf/Sinstorf mag wegen der Verzögerungen betreffs des Leuchtkäferwegs noch nicht triumphieren: „Das heißt ja nicht, dass am Leuchtkäferweg nichts mehr passiert“, sagt er.
Die Bürgerinitiative will deshalb an ihrem Plan festhalten, ein Bürgerbegehren gegen den Bau der Unterkünfte Leuchtkäferweg und Sinstorfer Kirchweg einzuleiten. Den ersten Schritt, die Rechtsbelehrung durch das Bezirksamt, hat die Initiative schon gemacht.
Mildere Töne, als noch vor Wochen schlägt indes Gerhard Cruse, Vorsitzender der Käfersiedler an: „Bei uns in der Siedlung gibt es Gegner und Befürworter der Unterkünfte“, sagt er. „Ich möchte die Siedlerschaft nicht spalten. Da soll jeder für sich sprechen.“