Stöckte. Karnevalszug rollte vom Ortsteil bis in die Innenstadt von Winsen und zurück. Tausende Zuschauer waren dabei. Feiern dauern noch bis zum Frühschoppen am Aschermittwoch
Ein Spielmannszug mit Trommeln vorne weg, durch die Luft fliegende Bonbons und durchgereichte kleine Schnapsflaschen, 16 Wagen und zwei Gruppen zu Fuß und Tausende Schaulustige am Wegesrand. Von Stöckte zog am Sonntag wieder der traditionelle Karnevalszug über neun Kilometer bis ins Herz der Kreisstadt Winsen und zurück zu Sievers Gasthaus. „Wir feiern gern, sind gut drauf und finden es toll, wenn man uns zujubelt“, sagt Linda Wotka, die Pressesprecherin der ausrichtenden Faslamsbrüder Stöckte. Das war auch in diesem Jahr der Fall. Offensichtlich gibt es im Landkreis Harburg trotz der internationalen politischen und wirtschaftlichen Krisen immer noch Platz für ausgelassene Lebensfreude.
Dabei ließen es die Karnevalisten dchaus nicht allein beim „Faslam“-Rufen, Schunkeln, Tanzen und Singen zu den Hits, die aus auf den Wagen stehenden Musikboxen fetzten. Beispielsweise bekam VW sein Fett weg. Die Baugruppe „Tresen Cowboys“, allesamt als Wölfe kostümiert, hatte auf ihrem Gefährt eine Flasche installiert, die ihre Meinung von dem vom Abgasskandal geschüttelten Autobauer deutlich wiedergab. Auszug: „Niedersächsischer Winterkorn. Schmugetränk des Jahres.“ Nicht einmal einen Alkoholanteil wollten sie dem Getränk zubilligen: 0,0 Promille.
Vampire bevölkerten den Wagen, auf dem auf den niedrigen Milchpreis hingewiesen wurde. Eine Kuh mit der Aufschrift „ausgesaugt“ und der Slogan: 24 Cent sind nicht fair, der Milchpreis saugt die Kühe leer, fürs Futter reicht es bald nicht mehr“ machten auf die Misere der betroffenen Landwirte auch im Landkreis aufmerksam. Ein weiterer Wagen kündete vom für Hamburg erloschenen Traum von den Olympischen Spielen. Immerhin zum 67. Mal war am Sonntag Faslam an der Elbe. Das Wort geht auf den Begriff „Fastelovend“ zurück, der nichts anderes bedeutet als „Karneval“. Ursprünglich hatten sich Knechte und Mägde aus der Region zu dem Fest getroffen.
Aktuell hatten die einzelnen Baugruppen im November begonnen, an ihren Figuren zu basteln. Deren Leiber bestehen vor allem aus grundiertem Zeitungspapier vor allen vom Abendblatt. Stabil werden sie durch ein meist geschweißtes Korsett. Noch am Sonnabendabend hatten einige Teilnehmer teilweise mehrere Meter hohe Figuren vorsichtig per Kran auf die jeweiligen Wagen gehoben. Jede Gruppe dürfte zudem mehr als einen Zentner Bonbons eingekauft, auf den Gefährten verstaut und am Sonntag unter das Publikum gestreut haben. Karneval ist in Stöckte ein Muss. Mehr als 400 Mitglieder haben die Faslamsbrüder bei gut 1200 Einwohnern in dem Ortsteil. Allerdings zählen natürlich auch Einwohner aus Winsen zu den Mitgliedern des Vereins.
Mit dem Umzug endete der Karneval am Elbdeich am Sonntag aber noch lange nicht. Erst am Aschermittwoch ist nach guter alter Tradition alles vorbei. Am heutigen Montag wird an den Häusern geschnorrt und die Beute am Abend im Gasthaus Sievers verzehrt. Am Dienstag schnorren die Kinder, die sich vorher verkleidet haben und abends wird beim Festball die Rangliste für alle Gruppen und Wagen festgelegt. Das Fest geht am Mittwoch mit einem Frühschoppen zu Ende. „Viele in Stöckte nehmen sich für die Feiern eine Woche lang frei“, sagt Linda Wotka. Und nach dem Aschermittwoch beginnen die ersten schon wieder über neue Themen für Faslam 2017 nachzudenken.