Der neue Chef der Hamburger Wasserschutzpolizei tritt in der Wilstorfer Straße an. Im Abendblatt spricht er über Ziele, Herausforderungen und Harburg.
Er ist der neue Chef der Hamburger Wasserschutzpolizei: Am 1. Februar hat Karsten Witt sein Büro in der Wilstorfer Straße bezogen. Das Abendblatt sprach mit ihm über Motive, Pläne und seine besondere Beziehung zu Harburg.
Hamburger Abendblatt: Wann waren Sie das letzte Mal auf einem Schiff?
Karsten Witt: Auf einer Barkasse während einer Hafenrundfahrt im Dezember. Es war richtig schön kalt.
Haben Sie einen Bootsführerschein?
Witt : Ich habe einen Surfschein. Den habe ich in den 80ern gemacht. Insofern habe ich eine sehr gute Beziehung zum Wasser. Ein Boot bin ich nie gefahren, sieht man davon ab, dass ich als Junge ein kleines Schlauchboot hatte.
Sind Sie seefest?
Witt (lacht) Ich hoffe. Ich würde sagen, an Deck ja, unter Deck bin ich mir da nicht so sicher.
Seit wenigen Tagen sind sie der neue Chef der Hamburger Wasserschutzpolizei. Was werden Sie als erstes tun?
Witt : Ich werde mir als erstes einen Überblick verschaffen. Das, was die Hamburger Wasserschutzpolizei leistet, ist aus meiner Sicht extrem gut. Sie hat einen exzellenten Ruf in der Republik. Und was sie auszeichnet, ist, dass sie ihre Arbeit still und geräuschlos im Hintergrund leistet. Das hat sich die Wasserschutzpolizei erarbeitet. Und da werde ich richtig reinschnuppern, das will ich verinnerlichen. Es ist ja kein Geheimnis, dass ich gelernter Schutzpolizist bin und von der Seite aus zur Wasserschutzpolizei komme.
Gibt es einen Punkt, wo sie heute schon sagen können, hier gibt es den größten Handlungsbedarf?
Witt : Es wird sicherlich die eine oder andere kleine Kurskorrektur geben. Aber ich werde nicht das Ruder herumreißen. Das sollte man auf einem großen Schiff nicht tun. Den größten Handlungsbedarf sehe ich zurzeit in der Darstellung der Arbeit der Wasserschutzpolizei innerhalb der Polizei. Damit sie intern die Anerkennung findet, die sie verdient.
Und wie steht es mit der Außenwirkung?
Witt : Die öffentliche Darstellung der Wasserschutzpolizei ist exzellent, sowohl im In- und im Ausland. Da hat mein Vorgänger mit seinem Führungsteam einen Superjob gemacht. Er hat die Wasserschutzpolizei regelrecht verkörpert.
Werden Sie neue Schwerpunkte bei den Aufgabengebieten setzen?
Witt : Die Wasserschutzpolizei hat sich im Mai 2015 neu aufgestellt und fokussiert auf Veränderungen der Zeit, um den neuen Erfordernissen Rechnung zu tragen – sei es im Bereich Umweltschutz, Gefahrgüter, Container oder auch im normalen Grenzkontrollbereich und im stark anwachsenden Bereich der Kreuzfahrt. Wir hatten voriges Jahr etwa 9000 Schiffseinläufe, allein 159 Kreuzfahrtschiffe legten in Hamburg an. Wir haben über eine Million Fahrgäste und Besatzungsmitglieder kontrolliert. Die Neuorganisation werden wir natürlich überprüfen: Ist das alles richtig so? Läuft das gut? Gegebenenfalls werden wir nachjustieren.
Was spielt darüber hinaus eine wesentliche Rolle?
Witt : Die aktuelle Terrorsituation in der Republik spielt eine wesentliche Rolle. Denn über den Hamburger Hafen werden Güter nach Hamburg gebracht, werden Menschen nach Hamburg gebracht oder verlassen Hamburg auch wieder. Das könnten unter Umständen Potentiale für Terroristen sein, um für was auch immer für Aktivitäten zu starten. Da müssen wir aufpassen. Insofern haben wir ein breites Aufgabenspektrum, dem wir Rechnung tragen. Das nehmen wir sehr Ernst.
Ist die Wasserschutzpolizei für die wachsende Gefahr, die vom internationalen Terrorismus ausgeht, gerüstet?
Witt : Ja, ich bin mir sicher, dass wir gut aufgestellt sind. Man wird niemals die Situation haben, dass man sagt, es kann nichts passieren. Aber im Rahmen der Möglichkeiten, die eine freie Gesellschaft hat, und in der wir ja alle leben wollen, werden wir alle uns zur Verfügung stehenden Mittel ausschöpfen – und das mit hoher Professionalität . Und wir sind ja nicht allein im Hafen. Die Terminalbetreiber sind mit uns intensiv im Gespräch, um die Sicherheit gemeinsam mit uns zu gewährleisten.
Sie leben in Volksdorf und haben eine längere Verbindung nach Harburg, Stichwort ,,Jugendwerk unfallgeschädigter Kinder“, für das Sie sich engagieren.
Witt : Ja. Das Jugendwerk wurde vor 50 Jahren von Hamburger Sportlehrern gegründet, als die Zahl der Verletzten Kinder im Straßenverkehr extrem hoch war. Damals waren es 2000 verletzte Kinder verletzte Kinder pro Jahr in Hamburg, heute sind es 709. Seit 2012 bin ich Vorsitzender des Jugendwerks, das den Kindern eine Möglichkeit anbietet, ihre Unfallerlebnisse zu vergessen. Wir machen mit ihnen Ausflüge, Ferienfreizeiten und fahren mit ihnen in die Skiferien. Ski ist die beste Sportart, Selbstbewusstsein zu entwickeln. Hinfallen, wieder aufstehen, das gehört dazu. Erst haben die Kinder Angst, die Ski anzuschnallen. Am Ende fahren sie glücklich den Berg hinunter. Durch den Entertainer Peter Sebastian, der mit seiner Starpyramide in der Friedrich-Ebert-Halle seit 30 Jahren Spenden für den in Harburg ansässigen Förderkreis des Hilfswerks einwirbt, bin ich seit meiner Zeit als Leiter der Verkehrsdirektion mit Harburg verbunden. Da sind die Wege jetzt kürzer. Das ist aber nicht der Grund warum ich hierhergekommen bin (lacht).
Was war es dann?
Witt : Ich betrachte es als eine ganz große Ehre, diese Position bei dieser ganz besonderen Einheit der Polizei ausfüllen zu dürfen. Und diese Besonderheiten der mit 515 Mann relativ kleinen Einheit innerhalb des 10.000-Mann-Apparates der Polizei herauszustellen, das ist für mich eine Herausforderung, auf die ich mich riesig freue. Und ich bin mein eigener Chef.
Wie ist es um den Nachwuchs bei der Wasserschutzpolizei bestellt?
Witt : Das wird mehr und mehr zum Problem: Da immer mehr Schiffsbesatzungen heute mit internationalen Seeleuten arbeiten, gibt es immer weniger Bewerber, die zur See gefahren sind und die entsprechenden Patente vorweisen können und die dazu auch noch bereit sind, zu uns zu kommen und finanzielle Einbußen hinzunehmen. Aber noch kriegen wir alle Stellen besetzt.
Macht es noch Sinn, dass die Leitung der Wasserschutzpolizei in Harburg sitzt?
Witt : Nicht unbedingt. Es ist der Raumsituation geschuldet. Die Polizei hat im Hamburger Hafen kein Gebäude, in dem die Leitung und die Fachdienststellen untergebracht werden könnten. Wenn man ein Gebäude im Hafen finden würde zu einem akzeptablen Mietpreis und dieses Gebäude hier in Harburg abstoßen könnte, bin ich mir sicher, dass man es machen würde. Natürlich ist es besser, wenn man näher dran ist an unserem Haupteinsatzgebiet. Gleichwohl hat die Vergangenheit gezeigt, dass es auch von diesem Standort aus gelingt.
Wenn wir uns in fünf Jahren hier wieder treffen, was wünschen sie sich, was Sie dann sagen könnten?
Witt : Dass ich die Arbeit der Wasserschutzpolizei zu 100 Prozent verstanden habe, dass ich sie verkörpere und verinnerlicht habe. Dass ihr Ansehen ungebrochen gut ist. Dass sie alle Aufgaben übernehmen und erledigen kann. Dass man sagen kann, dass die Wasserschutzpolizei als Pfund erhalten geblieben ist. Dass wir nicht angefangen haben, sie zu zerstückeln, trotz aller Sparbemühungen, die mit Sicherheit auf die Verwaltung in Hamburg zukommen werden. Der Hafen, das Tor zur Welt, braucht eine leistungsfähige Wasserschutzpolizei. Wenn die Bürger, Hafenwirtschaft und die Politik davon immer noch überzeugt sind, würde ich sagen, Du hast einen guten Job gemacht.