Harburg. Der Bezirk feierte die Gewinner des Ehrenamts- und des Integrationspreises sowie des Harburg-Tellers mit einem Empfang.

Sechs Preisträger, kurzweilig vorgetragene Musik aus Südamerika und eine Senatorin, für die der Ort ihrer Laudatio ein Heimspiel war: Am Freitagabend war der zweistündige Harburg-Empfang im gut besetzten Helms-Saal des Harburger Theaters das gesellschaftliche Ereignis im Bezirk. Geehrt wurden die Gewinner des Ehrenamtspreises und des Integrationspreises. Bezirksamtsleiter Thomas Völsch vergab den Harburg-Teller (das Abendblatt berichtete).

„Der Stadtteil ist um interkulturelle Zusammenarbeit bemüht. Das ist etwas Besonderes“, sagte Hamburgs neue Sozialsenatorin, Melanie Leonhard, die vor ihrer Berufung knapp zwei Jahre als Leiterin der Abteilung Stadtgeschichte im Archäologischen Museum gearbeitet hatte. Die Bezeichnung Ehrenamt enthalte dabei die Begriffe Ehre und Amt, so Leonhard weiter. Diese Menschen seien „hoch engagiert bei der Sache und verpflichten sich, eine Aufgabe zu übernehmen, die oftmals das Privatleben auffrisst“, sagte die Senatorin. Eine Wertschätzung werde den Ehrenamtlichen dagegen zumeist allenfalls nur ganz allgemein zuteil. „Daher finde ich es gut, dass wir hier Preise gefunden haben, die dieser Ehre Rechnung tragen.“ Für sie besteht kein Zweifel: Ohne den „beeindruckenden Einsatz“ von freiwilligen Helfern hätte der Bezirk etwa die Aufgaben in der Flüchtlings-Erstaufnahme an der Poststraße gar nicht bewältigen können.

Die Vergabe der Preise begann am Freitag mit dem Harburg-Teller. Die Arbeit von Gewinner Siegfried Bonhagen für die Musikgemeinde Harburg würdigte Bezirksamtsleiter Völsch. Sie begann 1956 als Bonhagen als Schüler bei der Einlasskontrolle bei Konzerten half. Später wurde er Vorstand und über Jahrzehnte hinweg Geschäftsführer. „Wir haben ihm die gute Musikszene vor Ort zu verdanken“, sagte Völsch.

Bonhagen bedankte sich: Die Auszeichnung mit dem Teller empfinde er als „wunderbar.“ Er vergaß aber auch seine Frau Karsta nicht, die ihm bei der Übernahme der Geschäftsführung zugeraten, ihm Mut gemacht und ihm für das große zeitliche Engagement den Rücken frei gehalten habe. „Der Teller ist für sie“, sagte Bonhagen, Er hoffe, dass durch die Ehrung die jährlich 13 bis 14 Konzerte der Musikgemeinde noch bekannter würden.

Heinz Lüers, der Chef der Sparkasse Harburg-Buxtehude, übernahm die Moderation für den Ehrenamtspreis. Er forderte alle ehrenamtlichen Initiativen auf, ihre Arbeit bekannt zu machen und sich auch Zeit dafür zu nehmen, sich für Preise zu bewerben. „Alle diese Menschen leisten etwas und machen Harburg wärmer“, sagte Lüers. Beim Ehrenamt gab es für 2015 zwei erste Preise, jeder mit 1000 Euro dotiert. „Die Arbeit im Refugio – Cafe der Gastfreundschaft zusammen mit den Frauen ist das Tollste, was ich bisher erlebt habe“, schilderte Michael Schade, der Initiator den Alltag der Initiative in der Trinitatis Gemeinde. Zu der Ehrung hatte er die Brüder Thamer und Thaer Imad aus Syrien mitgebracht, die inzwischen selbst mitarbeiten. Ebenfalls erster Sieger ist das Projekt „Willkommen in Süderelbe“ der Cornelius-Kirchengemeinde. Eine Kleiderkammer, Spiele, Sportgeräte und Deutsch-Unterricht für Flüchtlinge bietet die Initiative. „Es ist für mich die wohl größte gesellschaftliche Aufgabe in meinem Leben“, sagte Pastor Gerhard Janke, der an diesem Abend für die deutlich mehr als 100 ehrenamtlichen Mitarbeiter sprach.

Einen Sonderpreis über 750 Euro erhielten die Mitglieder von Gedenken in Harburg, die allein vor Ort mit 193 Stolpersteinen an das Schicksal von Menschen erinnern, die von den Nazis verfolgt wurden. Diese Steine gelten als größtes dezentrales Mahnmal der Welt.

Beim Integrationspreis hatte die Jury sich nicht zu einem Sieger durchringen können und einen ersten und einen zweiten Preis vergeben. Gewinner sind die „Nachbarschaftsmütter in Neuwiedenthal“ des Roten Kreuzes, die seit 2014 aktiv sind. 13 Mütter, die Flüchtlingsfamilien begleiten und dabei auch bei Gesprächen an den Schulen helfen, sind bereits ausgebildet. Der zweite Kurs läuft. Seit Februar 2015 sind acht Mitglieder der Alevitischen Gemeinde in der „Flüchtlingshilfe mit offenen Herzen“ aktiv. Ihr Angebot reicht von Kleidung, Deutschkursen und gemeinsamem Kochen bis zu Informationen über die Hansestadt.

Zum Integrationspreis passte die Wahl der Band für den Abend, Son Cuatro. Die vier Musiker stammen aus Kuba, Ecuador, Peru und Deutschland und bewiesen erneut, wie gut Integration klingen kann.