Harburg. Im Rahmen eines Projekts können Migranten Deutsch lernen oder sich auf einem Instrument ausprobieren

Studenten der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) haben ein Projekt gestartet, um den zahlreichen Flüchtlingen an ihrem neuen Wohnort zu helfen und ihnen bei der Integration zu helfen. Rund 600 Flüchtlinge leben in der Erstaufnahme am Schwarzenberg direkt gegenüber dem Universitätsgebäude. „Wir wollen unsere neuen Nachbarn kennenlernen und sie in unsere Gemeinschaft integrieren, damit sie sich wohlfühlen und neue Freundschaften schließen,“ sagt Gabriele Grütter, TUHH-Studentin und Koordinatorin des Projektes. „Es gibt viele junge Leute unter Flüchtlingen. Das passt dann ganz gut, wir können vieles zusammen unternehmen,“ sagt die 23-Jährige.

Immer mehr Menschen im Nahen Osten und Afrika sehen sich gezwungen, ihre Heimat wegen Krieg und Gewalt zu verlassen. Einige finden Zuflucht in den Nachbarstaaten, andere – die sich für einen längeren und gefährlicheren Weg entschieden haben – kommen nach Europa mit der Hoffnung, hier ein neues Leben zu beginnen.

Rund 1,1 Millionen Flüchtlinge sind im vergangenen Jahr nach Deutschland gekommen. Hamburg allein hat 2015 mehr als 22.000 Flüchtlinge untergebracht. Viele Hamburger helfen. Auch TUHH-Studenten möchten nicht untätig bleiben.

Das Projekt wurde vom AStA (dem Studierendenausschuss der TUHH) im September 2015 gestartet. Zur Zeit nehmen daran rund 35 Studierende teil. Im Rahmen der Initiative können Flüchtlinge ihre Deutsch- und Englischkenntnisse verbessern, an einem Kochabend teilnehmen oder mit Studenten gemeinsam Billard und Fußball spielen. „Uns ist es wichtig dass die Flüchtlinge sich nicht isoliert fühlen und hier in Deutschland Fuß fassen,“ sagt der 23-jährige Michel Nguyen, der an der Universität Bauingenieurwesen studiert.

Michel, dessen Eltern ursprünglich aus Vietnam kommen, interessiert sich für unterschiedliche Kulturen. Das ist auch der Hauptgrund, warum er am Projekt teilnimmt. „Man kann neue Sitten und Traditionen lernen, zum Beispiel, wie man sich in anderen Ländern begrüßt oder mit Frauen umgeht. Das finde ich total spannend,“ meint der junge Mann. Michel ist im Projekt als „Sprach-Buddy“ tätig. Das heißt, er hilft den Flüchtlingen im Rahmen eines Sprachtandems Deutsch oder Englisch zu trainieren. Der 23-jährige trifft sich mit seinem Tandempartner einmal oder mehrmals in der Woche, um gemeinsam etwas zu unternehmen. „Oft bringt jeder von uns auch seine Kumpel mit. Wir sind zwei Freunde. Es gibt kein ‘Deutscher-Flüchtling’-Verhältnis zwischen uns,“ sagt er.

Im Rahmen des Projektes haben Flüchtlinge auch die Möglichkeit, kreativ tätig zu werden. Die 21-jährige Lydia Heilmann organisiert mittwochs eine musikalische Veranstaltung, „wo es um das Erlernen eines Instruments und Freude am Musikmachen geht“. „Ich denke, die Musik tut der Seele gut,“ sagt die Maschinenbaustudentin, die seit Jahren Geige spielt.

Auch Sebastian Lauster ist der gleichen Auffassung. „Mit Musik kann man einen guten Zugang zu Menschen bekommen,“ sagt der 22-jährige Elektrotechnikstudent. Sebastian hat mit zehn Jahren angefangen, Gitarre zu spielen und hat eigene Band in Hamburg. Seit ein paar Wochen unterrichtet er Gitarre im Rahmen des Projektes und ist mit den Ergebnissen sehr zufrieden.

Umfangreiche Erfahrung mit Musikinstrumenten ist für den Unterricht keine Voraussetzung. An der Veranstaltung können sowohl Interessenten ohne Vorkenntnisse, als auch diejenigen teilnehmen, die in ihrem Heimatland Musik auf professionellem Niveau gemacht hatten. Im Angebot sind unter anderem Gitarre, Klavier, Geige und Harmonika.

Für diejenigen, die noch kein Deutsch können, gibt es im Team zwei Übersetzer, die Arabisch und Farsi sprechen. Den Organisatoren geht es vor allem darum, dass Interessenten hier neue Kontakte schließen und die Möglichkeit haben, etwas gemeinsam zu unternehmen.