Harburg. Zum Laternenumzug kamen nicht nur Kinder. Auch erwachsene Flüchtlinge wollten sich das Schauspiel ansehen

Ob es am Wetter lag? Das ist ja gerne mal Schuld, wenn eine Großveranstaltung nicht so angenommen wird, wie erhofft. Dann kann es im Umkehrschluss doch auch die Lorbeeren ernten, wenn einem die Menschen die Bude(n) einrennen, oder? Man weiß es nicht. Auf alle Fälle brummte die Harburger Innenstadt beim verkaufsoffen Sonntag, wie selten zuvor: 30.000 Besucher zählten Fußgängerzone, Phoenix-Center und die Passagen in den vier Stunden der Ladenöffnung.

„Das ist gegenüber den verkaufsoffenen November-Sonntagen der Vorjahre eine deutliche Steigerung“, sagt Harburgs City-Managerin Melanie-Gitte Lansmann. „In den Einkaufszentren waren die Zahlen auch in den letzten Jahren schon gut, aber in diesem Jahr brummte auch die Fußgängerzone. Das kann jetzt am Wetter gelegen haben, aber ich glaube es liegt auch daran, dass wir das Rahmenprogramm in der Fußgängerzone noch etwas größer und attraktiver gemacht haben.“

Die Menschen kamen aber nicht nur wegen der Buden und Aktionen: „Wir wollten eigentlich nur unseren Sonntagsspaziergang mit einem Bummel verbinden“, sagt Thomas Peters aus Wilstorf. „Und jetzt habe ich doch drei Tüten in der Hand.“

Seine Frau Sabine steht neben ihm und kann ihn kaum bedauern: Sie trägt vier. „Der Winter kommt ja noch, aber weil es jetzt so warm ist, sind noch ganz viele warme Sachen da. Da habe ich mich eingedeckt.“

Nicht nur den Geschäftsinhabern kam der Menschenandrang zu Gute: Im Phoenix-Center nutzten die vier Lions-Clubs des Hamburger Südens die Gelegenheit, um Spenden für gute Zwecke einzusammeln. Das ist, obwohl die Geschichte des Phoenix-Centers noch jung ist, schon eine Tradition für den letzten verkaufsoffenen Wochenende vor Weihnachten geworden. Mit einer Tombola und einem Bücherflohmarkt warben die 100 Mitglieder der vier Clubs Geld für die Unterstützung der Arbeit mit Flüchtlingskindern sowie für die Initiative „Hilfen gegen den plötzlichen Kindstod“ ein. Die Abrechnung ist noch nicht abgeschlossen, aber mit dem Verlauf der beiden Tage sind die Organisatoren sehr zufrieden. „Die Stimmung war gut, und wir haben fast alle Lose verkauft“, sagt Gerold Winter vom Lions Club Harburg-Hafen.

Ebenfalls zur Tradition für den letzten verkaufsoffenen Sonntag entwickelt sich er Laternenumzug der Harburger Schützengilde. Den Umzug gibt es schon viel länger als verkaufsoffene Sonntage, aber erst seit einigen Jahren arbeiten Gilde und Geschäftsleute zusammen daran und lassen den Verkaufstag mit dem Umzug ausklingen. Ein neuer Aspekt ist, dass die Schützengilde und die Geschäftsleute aktiv auf die vielen Flüchtlinge zugehen, die seit dem vergangenen Jahr in Harburg angekommen sind. In den Erstaufnahmen auf dem Schwarzenberg und in Neuland wurde bei den Kindern für den Umzug geworben und die Tradition erklärt, Außerdem spendeten die Organisatoren den Flüchtlingskindern Laternen, so dass sie Teil der 6000 Laterneläufer sein konnten.

Es kamen nicht nur die Kinder. Auch viele erwachsene Flüchtlinge wollten sich das Schauspiel ansehen. Besonders interessant fanden sie die Spielmannszüge und posierten vor oder mit den Musikanten für Fotos.

Neben gespendeten Laternen gab es auch viele selbst gebastelte. Wer in Schule oder Kindergarten keine Gelegenheit dazu hatte, hatte in den Harburg-Arcaden einen Lampion selbst machen können. Auch das wird langsam zur Tradition. Den Arcaden und deren Managerin Melanie Wittka ist Melanie-Gitte Lansmann darüber hinaus noch für etwas anderes dankbar: Sie stellte trotz des umsatzstarken Tages ihr oberes Parkdeck zur Verfügung, damit dort das Feuerwerk zum Ende des Laternenumzuges abgeschossen werden konnte. „So kam es viel besser zur Geltung, als vergangenes Jahr“, sagt Lansmann.