Harburg. Bezirk hofft auf zusätzliche Finanzmittel des Hamburger Senats aus dem Flüchtlingsfonds für die Offene Kinder- und Jugendarbeit

Das große Rechnen, wie im kommenden Jahr die Offene Kinder- und Jugendarbeit (OKJA) im Bezirk fair und bedarfsgerecht finanziert werden kann, ging am Mittwochabend in die nächste Runde. Im Jugendhilfeausschuss legte das Sozialdezernat eine neue Feinplanung vor, wie die Rahmenzuweisungen durch die Hamburger Sozialbehörde auf die Angebote der freien Träger verteilt werden sollen. Doch auch der neue Entwurf offenbart nach wie vor ein gewaltiges Defizit.

Zwar hat der Senat mit Blick auf die nicht enden wollenden Flüchtlingsströme laut Harburgs Sozialdezernent Holger Stuhlmann weitere Verstärkungsmittel in Höhe von einer Million Euro avisiert, von denen 650.000 Euro in die Bezirke fließen sollen. Doch wann sie verfügbar sind, ist derzeit noch nicht absehbar.

„Die in Aussicht gestellten Zusatzmittel ändern an der chronischen Unterfinanzierung von offenen Kinder- und Jugendangeboten nichts“, hatte Sabahattin Aras von der Linken-Fraktion in der September-Sitzung des Jugendhilfeausschusses kritisiert. Und dabei auch Unterstützung des FDP-Abgeordneten Carsten Schuster erhalten: „Von einer auskömmlichen Finanzierung der Offenen Kinder- und Jugendarbeit kann nach wie vor keine Rede sein.“

Laut Schuster hat sich die Annahme des Hamburger Senats nicht bestätigt, dass aufgrund der Einführung von Ganztagsschulen Kürzungen bei der OKJA durchaus opportun sind. „Die Nachfrage nach diesen offenen, niederschwelligen Angeboten ist unverändert groß. Zumal sie nah an den tatsächlichen Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen sind und die Möglichkeit bieten, sich zwanglos und spontan mit Gleichaltrigen zu treffen“, so der Liberaldemokrat.

Nach den jüngsten Berechnungen der Bezirksverwaltung summieren sich die Zuwendungen für die freien Träger in 2016 auf insgesamt 1,79 Millionen Euro. Da aus Rahmenzuweisungen nur 1,64 Millionen zur Verfügung stehen, ergibt sich also ein Fehlbetrag von rund 154. 500 Euro.

Die größten Einzelposten entfallen aktuell auf den Jugendclub Blechkiste des Treffpunkts der Jugend Hamburg-Süd (205.610 Euro), das von IN VIA betriebene Freizeitzentrum Feuervogel im Phoenix-Viertel (200.645 Euro) und den AWO-Jugendclub Heimfeld (172.682 Euro) in Harburg-Kern, sowie das vom Margaretenhort gemanagte Freizeitzentrum Sandbek (190.087 Euro), die Jugendfreizeitlounge Neugraben der Pestalozzi-Stiftung (135.080 Euro) sowie das Jugendcafé des Fördervereins Neuwiedenthal (125.000 Euro) in Süderelbe.

Die Einrichtungen in Neugraben-Fischbek sind die klaren Gewinner des neuen Verteilungsschlüssels. Im Vergleich zu diesem Jahr erhalten sie 2016 insgesamt 29.300 Euro mehr. Von der Steigerung entfallen allein auf die Jugendarbeit und Beratung des DRK in Neuenfelde 20.000 Euro. Das FZ Sandbek verzeichnet ein Plus von 8372 Euro, beim Jugendcafé Neuwiedenthal sind es immerhin 4400 Euro.

Die gestiegenen Zuweisungen in Süden dürften in direktem Zusammenhang mit der Einrichtung neuer Flüchtlingsunterkünfte dort stehen. Allein am Aschenland sollen in den kommenden Monaten bis zu 4200 Asylbewerber untergebracht werden. Aus diesem Grund ist es unerlässlich die Jugendeinrichtungen in Neugraben-Fischbek finanziell und personell zu stärken, soll die Integration der Flüchtlingskinder tatsächlich gelingen.

In diesem Zusammenhang wollte Carsten Schuster mittels einer Kleinen Anfrage wissen, ob auch das Bezirksamt Harburg Mehrbedarfe beim Senat angemeldet hätte. Zu seiner Überraschung ließ Bezirksamtsleiter Thomas Völsch in seiner Antwort wissen, dass dies nicht erfolgt sei. Mit der Begründung, „konkret entstehende Mehrbedarfe“ könnten angesichts der unklaren Entwicklung der Zuwanderung „nicht valide prognostiziert werden“.

Stattdessen hofft die Bezirksverwaltung, das Gesamtdefizit in den Bereichen OKJA, Familienförderung und Sozialräumliche Angebotsentwicklung von aktuell 263.738 Euro durch Restzuweisungen aus 2014 und 2015 sowie Verstärkungsmittel der Hamburger Sozialbehörde BASFI auf unter 40.000 Euro drücken zu können. Wenn dann noch zusätzliche Haushaltsmittel aus dem Flüchtlingsfonds des Senats fließen, könnte die Rechnung am Ende sogar aufgehen.