Harburg. Acht Anlieger wollen das Bauprojekt Helmsweg verhindern. Bauinvestor würde bei Verzögerungen Unterkunft für 1000 Flüchtlinge zustimmen.

Bei dem seit zwei Jahren vorbereiteten Bauprojekt an Helmsweg/Bleicherweg kracht es jetzt mächtig im Gebälk. Acht Anwohner der Nachbarschaft haben Widerspruch gegen den von der Harburger Bezirksverwaltung erteilten positiven Bauvorbescheid eingelegt. Im nächsten Schritt könnten sie dagegen sogar vor dem Verwaltungsgericht bis hin zum Oberverwaltungsgericht klagen, was das Bauprojekt um Jahre verzögern könnte.

Der Bauinvestor würde im Falle von Verzögerungen eine Behördenanfrage annehmen und auf dem Gelände dem Bau einer Wohnunterkunft für 1000 Flüchtlinge zustimmen.

Immobilienunternehmer Dietrich von Stemm hatte während des bisherigen Planverfahrens auch die gut 200 in etwa 20 Mehrfamilienhäusern lebenden Menschen der Nachbarschaft über das Vorhaben informiert und deren Bedenken angehört. Die Gebäude werden zu groß und es gibt zu viel Verkehr auf den Straßen, waren die Hauptargumente gegen das Projekt. Der Unternehmer ließ Gutachten anfertigen, deren Inhalt allerdings nicht den Beifall aller Nachbarn fand.

Dietrich von Stemm will auf dem gut 5000 Quadratmeter großen Grundstück an der Ecke Helmsweg/Bleicherweg für rund 35 Millionen Euro ein Gebäude mit Wohnungen für 170 Studenten und Auszubildende sowie 120 pflegebürftige alte Menschen schaffen und zudem auch noch ein Quartier für die Freiwillige Feuerwehr Harburg (FFW).

Inzwischen ist die Planung weit fortgeschritten. Im Juni hatten der Unternehmer und die Bezirksverwaltung für das Projekt einen „städtebaulichen Vertrag“ unterzeichnet, der alle Details des Projekts regelt. Und vor kurzem hatte die Bezirksverwaltung nun den positiven Bauvorbescheid an Dietrich von Stemm gesendet. Klares Signal: Seine Bauanträge würden genehmigt werden.

Alle Anwohner, die den Planungsprozess bisher begleitet hatten, waren von der Verwaltung ebenfalls über den positiven Bauvorbescheid informiert worden. Das hat nun den Widerspruch zur Folge. Harburgs Baudezernent Jörg Heinrich Penner: „Bei unserem Rechtsamt läuft derzeit ein Widerspruchsverfahren. Ich gehe davon aus, dass unsere Bauprüfabteilung in dem Verfahren keine Fehler gemacht hat, alle Seiten gehört und vorgetragene Bedenken beurteilt und eingebunden hat. Ich bin mir sicher, dass das Widerspruchsverfahren ein gutes Ende nehmen wirdt.“

Von den acht Widersprüchen sind drei mit Begründung - wieder wegen Baugröße und zusätzlichen Verkehrs - und fünf ohne Begründung. Kommt das Rechtsamt zu dem Schluss, dass der positive Bauvorbescheid der Bezirksverwaltung Rechtens ist, so haben die Widersprechenden die Möglichkeit, vor dem Verwaltungsgericht gegen die Entscheidung zu klagen. Das Gerichtsverfahren könnte das geplante Bauprojekt für etwa zwei bis drei Jahre blockieren. Und für diesen Fall kann der Investor, dem das Baugrundstück fortlaufend Kosten verursacht, für nichts garantieren. Dietrich von Stemm: „Mir liegt bereits eine Behördenanfrage für eine Nutzung des Grundstücks vor. Die Fläche wäre demnach geeignet, dort Wohncontainer für 1000 Flüchtlinge aufzustellen. Wenn es zur Klage kommt und ich nicht zeitnah mit dem Bau beginnen kann, müsste ich zur Kostendeckung diesen Weg gehen und den Behörden grünes Licht für die Containerunterkunft geben.“

Baudezernent Jörg Heinrich Penner geht nicht davon aus, dass es zur Klage kommen wird. Der Bezirk Harburg hat seinen Worten nach ein großes Interesse am raschen Beginn dieses Bauprojekts, das neben preiswertem, öffentlich gefördertem Wohnraum für Studenten und Auszubildende auch Raum für das Senioren-Pflegeheim und das Feuerwehr-Quartier schafft.

Insbesondere die Freiwillige Feuerwehr, die derzeit abseits des Harburger Kerngebiets, im Binnenhafen, am Lotsekai, untergebracht ist, drängt auf einen raschen Baubeginn. Die FFW erhält auf dem Grundstück einen Anschluss zu den Straßen Bleicherweg und Zur Seehafenbrücke.

Für das Senioren-Pflegeheim hat Dietrich von Stemm bereits einen Vertrag mit einem Betreiber. Die Lindhorst-Gruppe ist ausgewählt. Das Unternehmen hatte bereits vor gut zwei Jahren den „Seniorenpark Neugraben-Fischbek“ in Betrieb genommen.Für die Studentenunterkunft gibt es noch keinen Betreiber.

Auf dem Grundstück befand sich bis zum Krieg eine Chemische Reinigung. Sie wurde bei Bombardierungen zerstört. Wegen leichter Kontamination musste jetzt Boden ausgetauscht werden. Zuletzt waren auf dem Gelände Gebäude der Telekom.