Harburg. „Das soll hier alles noch viel verrückter und bunter werden, weil das einfach gut zu uns passt“, verspricht die junge Chefin
Die Lämmertwiete in der Harburger Innenstadt ist um ein Gastro-Erlebnis reicher: Seit Monatsanfang bietet Hotelfachfrau Jennifer „Henna“ Mundt ihren Gästen in dem denkmalgeschützten Fachwerkhaus mit der Nummer 9 selbstkreierte Burger-Spezialitäten an. Der „H-Burger“ ist Harburgs erste Burger-Bar, die in Sachen Frische und Vielfalt den großen Franchise-Unternehmen im Fast-Food-Segment einiges voraus hat.
Mit ihrem Kopfsteinpflaster und den alten, denkmalgeschützten Fachwerkhäusern ist die Lämmertwiete für Harburg nicht nur historisches Kulturgut, sondern auch Mittelpunkt der örtlichen Gastronomie-Szene. Wer die nur 91 Meter lange, urige Gasse inmitten der Stadt besucht, findet zu Hauf kulinarische Leckerbissen aus der ganzen Welt. Hier arbeiten Brasilianer Tür an Tür mit Italienern, Deutschen, Mexikanern und Iren, hier wird im Sommer draußen vor der Tür der Restaurants, Cafés und Bars geschlemmt und das gute Wetter genossen. In der Lämmertwiete 9 gab es bis vor kurzem noch portugiesisches und spanisches Essen. Doch dann schloss der Betreiber eines Abends ab - und kam nicht wieder. „Das war für mich die Sternschnuppe, auf die ich so sehr gehofft hatte. Sie fiel mir einfach aus dem Nachthimmel in den Schoß“, erzählt Jennifer Mundt. Denn darauf zu warten, dass in der begehrten Lämmertwiete ein Plätzchen frei wird, sei vergeudete Zeit. „Hier wollen eben alle hin. Lämmertwieten-Gastronom zu sein, bedeutet etwas. Das lässt sich aber nicht planen, das passiert einfach dann, wenn man gar nicht damit rechnet.“
Entsprechend kurz sei die Bedenkzeit gewesen, die der Harburgerin nach der Besichtigung der Location blieb: „Oliver Klühn vom Bolero rief mich eines Morgens an und sagte: Henna, wir müssen mal einen Kaffee zusammentrinken. Danach war ich innerhalb von 24 Stunden drei Mal in dem Laden in der Lämmertwiete und habe dann entschieden: Okay, will ich, mach ich“, sagt Jennifer Mundt. Der Vermieter des 1683 erbauten Gebäudes, das einst als Apotheke betrieben wurde, fand ihr Konzept überzeugend, sagte ihren sechs Mitbewerbern ab.
Mit dem Zuschlag in der Tasche und einer nur vierwöchigen Vorlaufzeit bis zur Eröffnung der „Burgerbude“ am 1. Oktober begann dann die eigentliche Arbeit. „Ich wusste zwar, dass ich ein Burger-Restaurant mit phantasievollen Eigenkreationen eröffnen wollte, aber die mussten ja auch erst einmal erarbeitet werden“, erzählt Jennifer Mundt. Gemeinsam mit ihren zwölf Servicekräften und dem sechsköpfigen Küchenteam bastelte die Geschäftsführerin an der Speisekarte, strich Kreationen und ersetzte sie durch andere. „Wir haben wochenlang jeder jeweils zwei bis drei neue Burger pro Tag getestet. Und der Probelauf geht weiter: Wir experimentieren gemeinsam mit unseren Gästen, sprechen darüber, was besonders gut schmeckt und was noch wie verbessert werden kann. Die endgültige Speisekarte wird dann sicher erst in ein paar Monaten stehen“, sagt Jennifer Mundt.
Ihre persönlicher Favorit ist der klassische „H-Burger“ mit 150 Gramm gegrilltem Beef, pulled Beef, Tomaten, Gurke, Römersalat, Cheddar und der hauseigenen „HBurger“-Sauce, entworfen vom zweiten Küchenchef „Herbie“, der bis vor kurzem noch im Steakhouse auf der Reeperbahn jobbte. Oliver Klühn bevorzugt den Sparerib-Burger. „Der ist echt klasse“, lobt der Gastronom. „Aber eigentlich kann man alles auf einen Burger tun. Da sind einem kaum Grenzen gesetzt“, fügt Mundt hinzu. Zum Angebot gehören deshalb auch Burger mit Brioche-Brötchen, Lammfleisch, Mozzarella-Sticks und Ziegenkäse als auch vegetarische und vegane Kreationen.
Zudem bietet das Team verschiedene (Süß-)Kartoffel-Gerichte an. Mit dabei: Kichererbsen, Soja- oder Tofuwürfel, gehobelte Mandeln, Bulgur, Feta und Bohnen. Serviert wird auf zwei Etagen. Im Erdgeschoss finden 25 Gäste, im Obergeschoss zusätzlich 50 Gäste Platz. Das Highlight auf der ersten Etage: Eine Graffiti-Wand, gestaltet von Hennas Bruder Tobi – und die Lounge-Fläche mit einer glänzend-silbernen Couch im Biedermeier-Stil. „Wir werden sicherlich auch noch was in Sachen Getränkeangebot machen. Das soll hier alles noch viel verrückter und bunter werden, weil das einfach gut zu uns passt“, verspricht die Chefin. Doch jetzt wolle sie sich auf das Hauptgeschäft konzentrieren – und den „H-Burger“ bekannt machen. „Zurzeit läuft alles über Mund-zu-Mund-Propaganda und Facebook. Eine eigene Homepage ist in Planung. Immerhin sind wir ab Monatsende endlich über Festnetz unter 040/55 43 95 66 erreichbar“, erzählt die Gastronomin, die ihre Ausbildung im „Hotel Bellevue“ an der Außenalster bereits mit 17 Jahren abschloss und damit Hamburgs jüngste Hotelfachfrau war. „Eigentlich wollte ich mit 25 Jahren schon mein eigenes Hotel besitzen. Jetzt bin ich 30 – aber das hier ist noch viel besser.“