Fischbek. Behörden rechnen mit bis zu 600 Flüchtlingskindern am Aschenland, die auf Süderelbe-Schulen verteilt werden sollen
Seit vielen Jahren liefert die Freizeitfläche Sandbek zwischen der B 73 und der Grundschule Ohrnsweg Stoff für heillose Kontroversen. Die einen erklären sie immer wieder zum „wichtigen Bezugs- und Treffpunkt“ für die Bewohner der Sandbek-Siedlung. Für andere war sie wegen ihres maroden Zustands zuletzt nur noch interessant als schnelle Verbindung zwischen dem Neubaugebiet Heidbrook, das auf dem Gelände der ehemaligen Röttiger-Kaserne südlich der Cuxhavener Straße entstehen soll, der Grundschule Ohrnsweg und der S-Bahnstation Fischbek.
Nun aber scheinen die Tage des freudlosen Schattendaseins für das umstrittene Areal gezählt. Wie das Abendblatt erfuhr, soll es zeitnah grundsätzlich überplant werden. In der jüngsten Sitzung einer entsprechenden Arbeitsgruppe am Dienstag vergangener Woche im Rathaus haben Mitarbeiter des Harburger Fachamts für Stadt- und Landschaftsplanung zwei verschiedene Flächenentwürfe vorgestellt.
Kein neuer Sportplatz, weil dieSchule Ohrnsweg wachsen muss
Zerschlagen haben sich in diesem Zusammenhang die Hoffnungen des FC Süderelbe auf einen neuen Sportplatz, um ihre völlig überlaufene Anlage am Kiesbarg zu entlasten. „Die Aussagen der Herren vom Bezirksamt waren recht eindeutig: Den Sportplatz wird es dort nicht geben, weil die Grundschule vergrößert werden muss, um Flüchtlingskinder aus der neuen Unterkunft am Aschenland aufzunehmen“, so FCS-Vorstandsmitglied Joachim Stoltzenberg.
Nach Abendblatt-Informationen rechnen die involvierten Behörden damit, dass nach einer vollständigen Belegung der öffentlich-rechtlichen Folgeunterbringung am Aschenland dort auch 500 bis 600 schulpflichtige Kinder wohnen werden. Für sie soll aber keine eigene Schule in dem Massenquartier für mehr als 3000 Bewohner gebaut werden.
„Aus pädagogischen Erwägungen und um die Kinder und Jugendlichen schnell gesellschaftlich zu integrieren wird angestrebt, sie auf die umliegenden Schulen zu verteilen“, sagte Peter Albrecht, Sprecher der Schulbehörde auf Abendblatt-Anfrage. Momentan werde der konkrete Mehrbedarf an Schulplätzen ermittelt, auch unter Berücksichtigung der weiteren bekannten Wohnungsbauvorhaben in der Region.
Über den aktuellen Stand an verfügbaren Plätzen schwieg sich Albrecht unterdessen aus. Dabei müssen die Schulen ihre Schülerzahlen und die offenen Plätze im Vier-Wochen-Rhythmus melden. Er ließ lediglich wissen, die Behörde gehe davon aus, dass die vorhandenen Bestandsgebäude der Schulen in der Süderelbe-Region für die Aufnahme der zusätzlichen Schüler ausreichen würden. Und Konzentrationen auf einzelne Standorte vermieden werden könnten.
Insider bezweifeln das. Dagegen würden nicht nur die Erweiterungspläne für die Grundschule Ohrnsweg sprechen. Für sie ist im besagten Flächenkonzept mindestens ein neues Gebäude vorgesehen. Das südlich angrenzende Freizeitareal bietet überdies aber, anders als an anderen Schulen in Süderelbe, weitere Expansionsfläche. Die wird wohl auch nötig sein. Denn eine Abendblatt-Umfrage ergab, dass es momentan kaum nennenswerte räumliche Überkapazitäten gibt.
Wie zum Beispiel an der Stadtteilschule Fischbek-Falkenberg. Laut Schulleiter Thomas Grübler wird sich das frühestens im Herbst kommenden Jahres ändern, wenn nach der Fertigstellung von Zu- und Umbauten das Fachklassen-Modell umgesetzt wird.
Behörde hat bereits freieSchulträger kontaktiert
So viel Zeit bleibt den Behörden aber nicht. Bereits ab Februar 2016 wird mit der ersten großen Welle von Flüchtlingskindern in der Süderelbe-Region gerechnet. Deshalb hat die Schulbehörde schon jetzt auch mit freien Schulträgern Kontakt aufgenommen. „Ja, es gab erste Gespräche mit der staatlichen Schulbehörde“, bestätigte Christoph Schommer, Sprecher des Katholischen Schulverbandes: „Natürlich sind wir für eine Kooperation offen. Denn wir sehen es als unsere Verpflichtung den Flüchtlingen zu helfen, wo immer es uns möglich ist.“
So rückt nun auch die Katholische Schule Neugraben wieder in den Fokus. Der Stadtteilschulzweig wird nach einem Beschluss des Erzbistums wegen zu hoher Investitionskosten bereits abgewickelt. Nun aber gibt es für den Schulcampus an der Cuxhavener Straße 379 plötzlich eine neue Perspektive.