Harburg. . Fast 500 Mieter des Eisenbahnbauvereins erhalten jetzt erstmals einen Teil ihrer Heizkosten-Vorauszahlungen zurückerstattet.
Knapp 500 Mieter der vor 94 Jahren gegründeten Harburger Baugenossenschaft „Eisenbahnbauverein“ (EBV) erhalten in diesen Tagen einen für sie erfreulichen Brief mit der Heizkostenabrechnung des vergangenen Jahres.
Erfreulich deshalb, weil durch eine neue Heizungs- und Warmwassertechnik gut die Hälfte der bisherigen Kosten eingespart worden sind und nun bei den Heizkosten-Vorauszahlungen ein Plus von rund 135.000 Euro entstanden ist, das auf die Mieter verteilt, in den kommenden Tagen zurückgezahlt werden soll.
„Wir sind hoch zufrieden mit dem Ergebnis“, sagt EBV-Vorstand Joachim Bode, „je nach persönlichem Bedarf an Heizungswärme und Warmwasser zahlen unsere Mieter nun entsprechend ihrer Wohnungsgröße zwischen 3,97 und 7,87 Euro pro Quadratmeter und Jahr. Damit ist das Ziel erreicht, die Kosten für Heizung und Warmwasser um durchschnittlich 50 Prozent zu senken.“
Nach dem bundesweiten Heizkostenspiegel lagen allein die durchschnittlichen Heizkosten für eine 70 Quadratmeter große Wohnung im vergangenen Jahr bei 1000 Euro, was gut 14 Euro pro Quadratmeter entspricht.
Von den Einsparungen betroffen sind Mieter von 477 EBV-Wohnungen in Wilstorf an Ritterbuschplatz, Tilemannhöhe, Sophienstraße, Petersdorfstraße, Roseggerstraße, Brandesstraße und Wasmerstraße. In den Jahren 2012 bis 2014 hatte die Baugenossenschaft in den Wohnungen alle bisherigen Elektrospeicheröfen ausbauen und Gas-Zentralheizungen einbauen lassen. Der Betrieb der Gasbrenner ist allerdings nur für Übergangszeiten vorgesehen.
Im Oktober 2014 konnte erstmals die an der Roseggerstraße für rund acht Millionen Euro Investitionsaufwand errichtete „Eisspeicherheizung“ an das Versorgungsnetz angeschlossen und in Betrieb genommen werden. Wegen des milden Winters war die Anlage nicht wie vorgesehen bis April sondern nur bis März in Betrieb und hatte dennoch das erfreuliche Ergebnis der jetzt vorliegenden Heizkostenabrechnung zur Folge.
Joachim Bode: „Das Ergebnis ist um so erfreulicher, da es sich bei dem Immobilienbestand um Gebäude aus den 1950er Jahren handelt, die in der Wärmedämmung noch deutlich von heutigen Standards entfernt sind.
Der im Bereich der erneuerbaren Energien schon seit mehreren Jahrzehnten aktive Eisenbahnbauverein Harburg sieht sich durch das Ergebnis ermutigt, in Zukunft weitere Wohnquartiere auf die neue Eisspeicher-Heiztechnik umzurüsten.
Bode: „Wir denken an eine Umstellung im Quartier Reeseberg, Radickestraße, Jägerstraße und Höpenstraße, wo wir gut 400 unserer Wohnungen anschließen könnten. Die von der Bundesregierung gesteckten Ziele zur Verminderung von Kohlendioxyd sehen in einem Programm der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) eine quartiersbezogene energetische Stadtsanierung vor. Dazu gehört, dass ein Quartiersmanager ein Konzept entwickelt, das voraussichtlich einen noch größeren Wohnungsbestand des Quartiers einbeziehen wird und nicht zuletzt Einfluss haben wird auf die Nutzung der Verkehrswege.“
Die KfW fördert Bauvorhaben wie die Eisspeicherheizungen. Die acht Millionen Euro teure Anlage an der Roseggerstraße in Wilstorf war mit rund 750.000 Euro öffentlicher Mittel bezuschusst worden. Gegenüber herkömmlicher Heiztechnik sorgte der Bau der Eisspeicherheizung für Mehrkosten in Höhe von zwei Millionen Euro.
Für den Eisspeicher war Mitte April 2012 auf dem EBV-Grundstück an der Roseggerstraße ein sechs Meter tiefes Loch mit einem Durchmesser von etwa 20 Metern gegraben worden. Es entstand darin ein Beton-Tank mit einem Fassungsvermögen von rund 1,5 Millionen Liter Wasser. Wärme aus der Erde und zusätzlich aus Solarkollektoren der Haus- und Garagendächer führen Energie hinzu.
Über eine mit Gas-Wärmepumpe und einen Wärmetauscher wird dem im Tank gespeicherten Wasser Wärmeenergie entzogen. Die meiste Energie wird um den Gefrierpunkt gewonnen, wenn flüssiges Wasser zu festem Eis wird.
Die Eisspeicheranlage sowie Solarkollektoren auf Dächern sorgen für 50 Grad warme Heizkörper und 42 Grad warmes Brauchwasser.