Scharmbeck. . 14 Gruppen basteln in Scheunen und auf Hinterhöfen an ihren Festwagen. Ein Komitee wird am Sonntag das schönste Gefährt küren. Mehr als 6000 Besucher werden erwartet.
Seit mehr als einem halben Jahrhundert feiert Scharmbeck schon sein Erntefest inklusive Festumzug. So auch an diesem Wochenende. Mittlerweile besuchen das Spektakel bis zu 6000 Besucher. Und dies auch, weil die Scharmbecker für besonders fantasievoll dekorierte Wagen bekannt sind. Bis zur letzten Minute werden die in Scheunen und auf Hinterhöfen vorbereitet.
Versteckt hinter aufgetürmten Heuballen und großen Scheunentoren verbergen sich entlang der Scharmbecker Dorfstraße die verschiedensten Kunstwerke auf Rädern. In den Scheunen eröffnet sich ein reges Gewusel.
Ein Erlebnisparcours aus Baukästen, fleißig werkelnden Menschen, sortierten und zum Trocknen aufgehängten Ähren und offenen Leimtöpfen tut sich auf. Ganz Scharmbeck, so scheint es, steckt bis über beide Ohren in den Vorbereitungen für das 67. Erntedankfest.
„Traditionell bauen wir in teils schon lange bestehenden Bauteams festliche Umzugswagen“, sagt Anne Bühring, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit im Scharmbecker Erntedankfestverein. „Die Teams entscheiden sich eigenständig für ein Thema ihrer Wahl und gestalten ihren Festwagen dementsprechend.“ Dieses Jahr seien es wohl 14 Bauteams.
Im Quartier der „Vollkorn AG“ widmet man sich einem Thema speziell für die jüngeren Zuschauer. „Eine Insel mit zwei Bergen und im tiefen, weiten Meer...“, singt Stephan Ruprecht aus der Vollkorn AG, als er das diesjährige Thema „Jim Knopf“ verkündet. „Unsere Emma wird am Sonntag zum Festzug sogar qualmen“, sagt er.
„Besonders an unserem Wagen: Fast 3000 Dahlien schmücken unser Gefährt.“ Das könne natürlich erst kurz vor dem Umzug geschehen. „Dann heißt es hoffen und mit der Wasserspritze kräftig befeuchten.“
Sonntagmittag findet der Umzug der Erwachsenen durch das Dorf statt. Aber auch die Kinder treten schon in die Fußstapfen ihrer Eltern und beweisen Kreativität und handwerkliche Fähigkeiten. Sie ziehen am Montag mit ihren geschmückten Bollerwagen durch Scharmbeck. Julian Waschatz und seine Schwester Lara sind mit Eifer dabei, ihren Miniatur-Bauernhof fertigzustellen.
„Plumpsklo und Holzlager haben wir schon fertiggestellt“, sagt Julian. Eigentlich besteht das Kinderteam aus einer größeren Gruppe. „Aber gerade bauen wir alleine weiter. Die anderen sind mit ihren Familien im Urlaub“, sagt Julian.
Auch auf den Straßen des kleinen Ortsteils tummeln sich Kinder, die von Scheune zu Scheune tingeln. „Das ist wirklich toll an unserem Heimatdorf“, sagt Britta Benecke, zweite Vorsitzende des Vereins. „Wir haben eine starke Gemeinschaft. Dabei ist es egal ob alteingesessen oder neu zugezogen. Durch Veranstaltungen werden Verbindungen geschaffen und Freundschaften gestärkt.“
Die Frauen des Bauteams Bachforellen erinnern sich an den Ursprung des Fests: „Nach dem Krieg haben die Scharmbecker überlegt, wie sie das Vereinsleben gestalten möchten.“ Schießen habe nach Kriegsende niemand mehr gewollt. Also entschlossen sich die Scharmbecker gegen einen Schützenverein und gründeten stattdessen den Erntedankfestverein.
Nun wird das Fest schon zum 67. Mal ausgerichtet. „Bis zu 6000 Zuschauer begrüßen wir in Scharmbeck. Der Eintritt kostet für Erwachsene 3 Euro. Kostenlose Parkplätze stehen zur Verfügung. Auch ein umfangreiches Programm für Kinder wird es geben (siehe rechts).
Das Erntefest schlägt Brücken zwischen Jung und Alt, zugezogen und hier geboren
Dass das Erntefest nicht nur zwischen Alt- und Neuscharmbeckern Brücken schlägt, sondern auch Jung und Alt verbindet, zeigt sich eine Scheune weiter. Hier teilen sich die Gruppen „C´est la vie“ und „Scheunenhocker“ das kreative Lager.
C´est la vie vereint circa 20 Mitglieder zwischen 30 und 50 Jahren. Die Scheunenhocker bilden hingegen die jüngste aller Gruppen. Mitte 20 sind die Mitglieder. Ihr Thema ist aktuell und besonders für Kinder ansprechend. Die Minions, bekannt durch die Kinofilme. Die Umrisse der kleinen, gelben Fantasiefiguren lassen sich bereits erahnen.
„Wir hinken aber ganz schön hinterher“, erzählt Teammitglied Pascal Damm. „Uns gibt es schon seit zehn Jahren. Das erste Mal gewonnen haben wir 2012 mit unserem Themenwagen zur Kinderfigur Peter Lustig.“ Für dieses Jahr ist der Scharmbecker aber nicht so optimistisch. „Dafür ist die Zeit einfach schon zu knapp. Vielleicht schaffen wir es ja unter die Top 5.“
Bis zu 10 Wochen arbeiten die Baumannschaften fast allabendlich an ihren Kreationen. Jetzt liegt Anspannung in der Luft. Alle geben Gas, um bis zum großen Umzug am Sonntag fertig zu werden.