Heimfeld. Gastronomen zweier traditionsreicher Heimfelder Lokale verzichten ganz bewusst auf eine warme Küche
Dass in Restaurationen über Jahrzehnte hinweg der gleiche Wirt hinterm Tresen steht, ist heute eher Ausnahme, denn Regel. „Der Betreiberwechsel hat sich in der Branche durchaus intensiviert“, bestätigt Gregor Maihöfer, Hauptgeschäftsführer der Dachorganisation Dehoga in Hamburg. Wie groß die Fluktuation in der Gastronomie ist, dafür sind die Heimfelder Lokale „Köpi“ und das frühere „Café Leben“ beredte Beispiele.
Beide genießen durchaus Kultstatus, weil es sie an gleicher Stelle schon eine gefühlte Ewigkeit gibt. Doch für beide gilt eben auch, dass sich die Betreiber in den vergangenen Jahren regelmäßig die Klinke in die Hand gaben.
Im „Köpi“ an der Heimfelder Straße 59 versuchen sich seit 1. März Angelos Georgokopoulou, 36, und seine Frau Anastasia, 28. Sie sind die dritten Betreiber in sechs Jahren. Der Laden trägt jetzt den Beinamen „Bei Angelos“. Auf das identitätsstiftende „Köpi“, das Ende der 1970er-Jahre eröffnet wurde, wollte das griechische Paar aber nicht verzichten. „Der Name ist einfach so bekannt und jeder weiß sofort, wo es zu finden ist“, sagt Anastasia.
Fünfter Betreiber in fünf Jahren– beständig ist nur der Wechsel
Bekannte hatten das „Köpi“ empfohlen, als sie hörten, dass das Paar eine Gaststätte übernehmen will. „Uns hat es sofort gefallen“, gesteht Anastasia. Das rustikale Interieur mit dem mächtigen, um die Ecke gebauten Bartresen sei genau das, wonach sie gesucht hätten. „Das ,Köpi‘ passt einfach zu uns, deshalb wollten wir auch gar nicht viel verändern“, sagt Angelos.
Zeki Üzüm ist seit Ende April neuer Chef des früheren „Café Leben“ an der Heimfelder Straße 21. Der Türke kam 2009 aus Anatolien mit dem festen Vorsatz, sich als Gastronom selbstständig zu machen. Seitdem hat er schon drei Stationen hinter sich, leitete unter anderem drei Jahre das „Klön-Eck“ in der Grumbrechtstraße. Nun will Üzüm mit der „Heimfeld Bar“ durchstarten. „In diesem Standort steckt viel Potenzial“, ist er überzeugt.
Nach dem gescheiterten Comeback des „Café Leben“ im Herbst 2010, war das Lokal an der Einmündung zur Thörlstraße sogar noch häufiger übergeben worden, als das „Köpi“. In den vergangenen vier Jahren versuchten sich hier eine weitere türkische Familie und zwei italienische Familien, die die „Trattoria Sicilia“ und das „Firenze“ gründeten. Längerfristiger Erfolg war keinem der Projekte beschieden. „Mir ist schon bewusst, dass wir auch gegen den schlechten Ruf ankämpfen müssen. Aber ich bin überzeugt, dass uns das mit einem höheren Service-Niveau, Geduld und viel Herzblut gelingen wird“, gibt sich Üzüm selbstbewusst.
Was das gastronomische Konzept anbetrifft, so setzen die neuen Macher von „Köpi – Bei Angelo“ und „Heimfeld Bar“ stark auf die Klientel der Raucher. Deshalb gibt es kein Speisenangebot mehr. Zu stark ist die Konkurrenz durch den „Lindenhof“. Das alteingesessene griechische Restaurant, auf halber Strecke zwischen beiden Kneipen gelegen, wartet mit einer Speisekarte auf, gegen die sich nur unter großem Aufwand ankochen ließe.
Also offerieren die beiden Pubs an den Flanken konsequent mehrere Biersorten aus Fass und Flasche, alle möglichen Longdrinks sowie jeweils exakt fünf Cocktails mit und je drei Cocktails ohne Alkohol. In beiden Gasträumen stehen Spielautomaten und es gibt große Flat Screens, auf denen die Gäste Fußball, gern auch Golf oder Radsport schauen dürfen. Unter der Decke hängen zudem Disco-Glitzerkugeln, weil Tanzen ausdrücklich erwünscht sei. Auch Live-Musik ist opportun. So griff zur Einweihungsparty in der „Heimfeld Bar“ Jimmy Cornett in die Saiten, im „Köpi“ gastiert nach wie vor einmal im Monat die Channel Jazz Gang.
Sowohl Angelos Georgokopoulou, als auch Zeki Üzüm beteuern unisono, mit den ersten Monaten sehr zufrieden zu sein: „Der Umsatz stimmt und es kommen immer wieder neue Leute.“ Dafür sind die beiden Locations aber auch von Mittag bis weit in die Nacht geöffnet – und das an sieben Tagen die Woche. „Wir werden auf jeden Fall um das ,Köpi‘ kämpfen“, verspricht Anastasia. Mal sehen, wer am Ende tatsächlich den längeren Atem hat.