Winsen. Zwei Dinge im Leben vergisst man nie: Die erste Liebe und das erste Auto. Für manche ist beides dasselbe.
Zwei Dinge im Leben vergisst man nie: Die erste Liebe und das erste Auto. Für manche ist beides dasselbe. Wohl auch deshalb haben alte Autos so viele Fans. In Winsen sind sie gestern einmal mehr aufeinander getroffen – die Besitzer gut erhaltener „Oldies“ und die Jungen und Junggebliebenen, die sich an ihre ersten automobilen Erlebnisse mit VW Käfer, DKW 1000, Opel Rekord, 190er Mercedes oder auch Golf GTI erinnern. Egal ob als Fahrer oder Beifahrer.
Johannes „Jan“ Duhn ist mit seinem Borgward Isabella Coupé dabei. „Der ist noch komplett original“, erklärt er stolz. Seit 51 Jahren sind die beiden unzertrennlich. In diesem Jahr sind sie schon wieder 5000 Kilometer weit gefahren. Früher war es Duhns einziges Auto, heute das Vehikel für Ausflüge und Reisen. Er selbst hat früher auch bei Borgward gearbeitet, „aber nur ein Jahr, dann gingen die in Konkurs“. Seine Isabella ist Baujahr 1957, gekauft hat er sie 1965. Mit dem Borgward-Club Bremen geht es regelmäßig auf Tour und zu Oldie-Treffen.
Der mintgrüne Golf von Jürgen Simon aus Hörsten wirkt im Vergleich zu den Limousinen der 60er Jahre geradezu neu. Aber auch der Einser-Golf hat schon 32 Jahre auf dem Buckel. Und alles ist original. Selbst der Lack. „Das war eine nicht so häufig vorkommende Farbe“, sagt Simon.
Gegenüber der Kirche steht ein Mann mit Schiebermütze und erklärt einem Zuschauer das Innenleben seines Citroën Ami 6 . „Rennwagen“, steht auf dem Kotflügel. „Meine Citroëns heißen alle Rennwagen, meine Peugeots heißen alle Colombo. Nach Peter Falk“, betont der Besitzer, Uwe Quentmeier. Der Liebhaber französischer Autos stellt seine Schätzchen, darunter auch Wellblech-Citroëns, regelmäßig auf Hamburger Wochenmärkten aus, zwischen Blumen und Gemüse. „Das kommt richtig gut an!“ Außerdem organisiert er selbst Oldtimer-Veranstaltungen.
Den besonderen Charme des Winsener Oldtimer-Treffens macht die Mischung aus Autoschau und Stadtfest aus. Veranstalter Jürgen Vanheiden rechnet damit, dass auch in diesem Jahr wieder 1600 Fahrzeuge und 25.000 Zuschauer dabei sind. Schöne alte Autos, so weit das Auge reicht – in der Fußgängerzone, auf dem Marktplatz – hier gibt es eine DDR-Abteilung, die beweist: Sogar ein Trabi kann rosten. Von wegen Plaste und Elaste. Vor dem Kreishaus reihen sich Mercedes-Modelle und Volkswagen aneinander, hier ein Opel Olympia, dort ein Dodge, daneben die eine oder andere BMW Isetta. Manche Aussteller bringen gleich ihr Bett mit, stilecht in einem Mini-Wohnwagen der Marke Eriba, Modell Puck.
Für Erlebnisse rund ums Auto sorgte auch die Firma Reifen Laudahn, einer der Hauptsponsoren der Veranstaltung. Eine Tombola zugunsten der Deutschen Verkehrswacht, ein Rennwagen- und ein Überschlagsimulator. Das ganze Team hilft mit, denn es gibt ja so viel zu sehen. „Die Oldtimerfahrer sind vor allem von der Schlosskulisse begeistert“, sagt Winfried Bremer.
Mit am Stand ist auch Peter Riedel aus Ansbach. Normalerweise verschönert er Motorradtanks und Auto-Motorhauben mit Airbrush-Bildern, hier in Winsen sind es menschliche Körper. Eine Besucherin zeigt stolz ihr Spinnenbild, und die fünfjährige Stella bekommt Blumen mit Glitzer. Auch ein professionelles Model wird noch kunstvoll verziert. „Ich mag ja eigentlich keine Tätowierungen. Aber das hier – das ist wirklich toll“, sagt auch die Chefin, Ingelore Laudahn.