Wilhelmsburg. 45.000 bis 52.000 würde ein Boot kosten, das den Anforderungen entspricht. Die wenigen Rücklagen reichen für ein neues Boot nicht
Sieben Jahre ist es her, dass der DLRG Harburg ihr Einsatzboot „Greif 4“ gestohlen wurde. Die Folgen des Diebstahls treffen die ehrenamtlichen Retter bis heute. Unbekannte hatten im Juni 2008 das Boot vom Anleger am Finkenrieker Ufer – der mit einer abschließbaren Tür gesichert ist – gestohlen. Tags darauf wurde es in der Süderelbe treibend entdeckt, nur der Bug ragte aus dem Wasser. Zwar konnte das Boot wieder fahrtüchtig gemacht werden, doch die volle Motorleistung wird nicht mehr erreicht.
„Die Motorisierung reicht nicht mehr aus, um schnell zum Einsatzort zu kommen. Als vor zwei Wochen vor Wedel nach vermissten Schwimmern gesucht wurde, waren wir die Letzten, die eintrafen. Das ist schon blöd, erst anzukommen, wenn der Abspann läuft“, sagt Britta Kreutzfeld, Vorsitzende des DLRG-Bezirksverbands Harburg. „Bei Wind und Wellen macht sich die geringe Leistung besonders bemerkbar“, ergänzt Matthias Stangneth. Dank vieler Reparaturen sei es zwar gelungen, das Boot fahrtüchtig zu halten. Doch die Zeit ist reif für ein neues Einsatzfahrzeug.
45.000 bis 52.000 würde ein Boot kosten, das den Anforderungen an Rettungseinsätzen auf der Elbe entspricht. Die wenigen Rücklagen reichen für ein neues Boot nicht. „Außerdem ist das Geld vor allem für die Instandhaltung unserer Ausrüstung gedacht“, betont Britta Kreutzfeld. Deswegen ist die DLRG Harburg dringend auf Spenden und Sponsoren angewiesen.
Die Einsätze für die Retter auf der Harburger DLRG-Station sind vielfältig, spektakuläre Wasserrettungen à la Baywatch gehören aber eher nicht dazu. Eher Prävention: „Wir sprechen die Leute am Strand an und warnen vor den Gefahren der Elbe“, sagt Fenja Hinrichs. Die meisten seien einsichtig – manchmal auch erst, nachdem sie schon versucht haben, zu der Skulptur „Mann im Strom“ zu schwimmen. Schwimmen ist hier nicht erlaubt, zu stark ist die Strömung. Selbst bei auflaufendem Wasser. Nur planschen darf sein. Spektakulär dagegen war es im vergangenen Jahr nach dem Binnenhafenfest. „Da haben ein paar Leute versucht, von der Brücke zu springen. An einer Stelle, wo das Wasser nur 1,50 Meter tief ist“, so Stangneth. Passiert ist nichts, aber die Sache hatte ein Nachspiel. Die Bundespolizei ermittelte gegen die Übermütigen.
Die Wache am Finkenrieker Strand ist an den Sommer-Wochenenden besetzt, „sofern wir genügend Leute zusammenkriegen. Drei sollten es mindestens sein“, sagt Marco Tubbert. Denn der Dienst ist freiwillig, aber von den 30 Aktiven der DLRG Harburg sind es nur etwa zehn, die regelmäßig dafür Zeit haben. In den sieben, acht Stunden Dienstzeit passiert nicht ständig etwas, so dass die Jüngeren zwischendurch lernen. „Letztes Jahr habe ich hier fürs Abi gelernt“, sagt die 19-jährige Fenja. Oder für den Rettungsdienst, etwa Sprechfunk. Zwischendrin kochen sie und ihr Kollege Philipp Deinert Spaghetti Carbonara für die Mannschaft.
Nicht nur am Strand sind die Retter im Einsatz – auch bei Festen als Sanitäter oder, speziell bei Hafenfesten, für die Absicherung vom Wasser aus. Und als Ausbilder, ob Schwimmunterricht oder für den eigenen Retternachwuchs. „Ich bin selbst dazu gekommen, als ich mit 13 oder 14 bei der Seepferdchen-Ausbildung geholfen habe“, sagt Fenja. Die Jugendlichen dürfen mit zu Einsätzen, als „Praktikanten“ tragen sie weiße T-Shirts. Um eines Tages zu Rot zu wechseln, der Farbe der Einsatzkräfte. Und die DLRG kann junge Leute, die anderen das Schwimmen beibringen, gut gebrauchen. „Mit jedem Menschen, der schwimmen kann, reduziert sich das Risiko, dass jemand ertrinkt“, sagt Matthias Stangneth.
Spenden: Sparkasse Harburg Buxtehude, IBAN DE54 2075 0000 0000 0086 23 / BIC NOLADE21HAM