Zwei Bewohner starten Aktion, um Geld für die wichtigste Kulturstätte der Gemeinde zu sammeln. 10.000 Euro pro Jahr angepeilt.
Der Abend war für den Anlass wie gemacht. Ein voller Mond stand klar am wolkenlosen Himmel, die Hitze wandelte sich langsam zu abendlicher Milde, eine Saxofonistin spielte und im Klostergarten der Kunststätte Bossard hatte die Crew für ein Drei-Gänge-Menü gedeckt. Eingeladen zu diesem „besonderen Abend“ hatten zwei Einheimische, die ihren Gästen ein ganz besonderes Anliegen vermitteln wollten. „Wir möchten Ihnen dort gern, in kleiner Runde und angenehmer Atmosphäre unsere Idee persönlich nahebringen“, hatten sie in der Einladung geschrieben.
„Das Haus und Lebenswerk der Bossards ist einmalig in Europa“
Die beiden Jesteburger sind Hans-Heinrich Aldag und Hans-Jürgen Börner, die zwar verschiedenen Parteien angehören, dagegen aber bei einem Ziel vollkommen überein stimmen: Ihrem Einsatz für die Kunststätte Bossard, die seit 1995 – mit initiiert noch von Jutta Bossard – als Stiftung geführt wird. „Das Haus und Lebenswerk der Bossards ist einmalig in Europa und die Leit-Institution der Kulturgemeinde Jesteburg“, sagt Börner, der vom Samtgemeinderat Jesteburg in den vierköpfigen Vorstand der Stiftung entsandt wurde. Damit das so bleibt und ausgebaut werden kann, ist neues Geld notwendig.
Das wollten Aldag und Börner an diesem Abend akquirieren und dazu einen exklusiven „Bossard-Kreis“ gründen. Summen ab 1000 Euro einmalig und 500 Euro regelmäßig jedes Jahr schlugen sie ihren rund 40 Gästen als Spenden vor. Beide gingen mit gutem Beispiel voran und die Reaktion, für die sich auch Landrat Rainer Rempe als Vorsitzender des Stiftungsrates stark machte, ließ nicht auf sich warten. „Ein Drittel der Anwesenden sagte uns sofort Unterstützung zu, zusätzlich nahmen noch viele den von uns vorbereiteten Antrag zunächst mit nach Hause“, beschreibt Aldag die Stimmung an diesem stimmungsvollen Abend. „Du hörst von uns“, hieß es zum Abschied.
Wenige Tage später haben die beiden Initiatoren nun Bilanz gezogen. Danach dürfte für den Bossard dauerhaft eine zumindest kleine fünfstellige Summe pro Jahr zusammenkommen. Allerdings sind noch nicht alle Rückmeldungen eingegangen, „Unser Ziel ist jedenfalls, dass Bürger künftig regelmäßig 10.000 Euro pro Jahr bereitstellen“, sagt Börner. Die Namen der Spender sollen dafür künftig auf einer Tafel in der Kunststätte aufgelistet und damit öffentlich werden.
Die Gemeinde selbst bringt jährlich 25.000 Euro in den Bossard-Etat ein
Der Vorstoß war für Jesteburg schon deshalb nötig, weil die Sparkasse Harburg Buxtehude, die sich seit 1995 bei der Stiftung finanziell engagiert, ihre Hilfe von 77.000 auf 50.000 Euro im Jahr reduziert hat. Dahinter steht, wie Sparkassenchef Heinz Lüers in der Runde im Klostergarten freimütig erklärte, dass das Institut auch die Reaktion von Bürgern auf die geförderten Projekte beobachtet. Dazu kommt, dass es für Lüers und sein Team bei dem niedrigen Zinsniveau immer schwerer wird, das Geld für ihre Verpflichtungen als Sponsor zu verdienen.
Das Motto des Engagements: „Bürgersinn statt Staatsknete“
Zwar bringt die Gemeinde nun selbst jährlich 25.000 Euro in den Bossard-Etat ein und die 417 Mitglieder des Freundeskreises helfen mit ihren Beiträgen. Doch die Stiftung braucht eben finanziellen Spielraum, um stets ein hochwertiges Kulturprogramm präsentieren zu können. „Ideen hat Gudula Mayr, die Leiterin der Kunststätte, genug“, sagt Börner.
So steht als nächstes in Jesteburg die Verbindung von Kunsthaus und Kunststätte durch einen Kunstpfad an. Den sollen von 2016 an Interessierte entlang wandern oder dort mit Leihfahrrädern unterwegs sein können. Für solche Entwicklungen brauchen wir Geld“, sagt Aldag. Motto: „Bürgersinn statt Staatsknete.“
Nach dem erfolgreichen Auftakt ist um den 1. Juli 2016 herum bereits ein zweites Treffen geplant. „Dann ziehen wir Bilanz“, sagt Aldag, Chef der Jesteburger Waldklinik. In den Klostergarten soll zudem eine bekannte Persönlichkeit eingeladen werden, die man sonst vielleicht nicht so häufig in einer solche Atmosphäre trifft. „Vielleicht hat ja der Künstler Timm Ulrichs Zeit, der noch bis Ende September bei uns ausstellt“, beschreibt Börner eine Möglichkeit. Und vielleicht ist der 1. Juli im kommenden Jahr wieder so ein warmer, milder Abend. Nur die Gestirne stehen im kommenden Jahr nicht so günstig. Am 4. Juli 2016 ist Neumond.