Die Heideschule ist 50 Jahre alt und immer auf Höhe der Zeit: mit Inklusion, Begabtenförderung und gemischten Jahrgängen
Die Schultüte im Arm, ein Käppi auf dem Kopf, die Jungen in Bügelfaltenhose, die Mädchen in Röcken mit weißen Kniestrümpfen – so schauen die Erstklässler, stolz wie Oskar, in die Kamera. „Einschulung Oktober 1965“ steht darüber im Fotoalbum der Buchholzer Heideschule. An diesem Wochenende feiert sie ihr 50-jähriges Bestehen.
„Eigentlich begann der Unterricht schon im Jahr davor, aber die Fertigstellung und offizielle Gründung war 1965“, sagt die Schulleiterin Anke Stenzel. Die Heideschule war als weitere Volksschule gegründet worden, weil die Waldschule in Buchholz aus allen Nähten platzte. Bis 2014 wurde die Heideschule als Grund- und Hauptschule geführt, die zudem auch die Möglichkeit bot, den Realschulabschluss zu erwerben. „Wir hatten zeitweise 1000 Schüler“, sagt Anke Stenzel. Durch neue Schulformen in Niedersachsen wie die IGS und die Oberschule hat Buchholz inzwischen keine echte Hauptschule mehr. Die Heideschule ist somit nur noch Grundschule, die 450 Schüler besuchen.
Die Zeiten der großen Raumnot sind zwar vorbei – zeitweilig mussten Schüler in einer Nachmittagsschicht unterrichtet werden, wurden besonders große Klassen eingerichtet oder „Wanderklassen“ ohne eigene Klassenzimmer mussten die jeweils freien Fachräume belegen. Doch auch jetzt stehen in der Heideschule keine Räume leer. Das liegt am besonderen Profil der Heideschule: Innovativ zu sein ist ihr besonderes Kennzeichen.
So gibt es dort bereits seit 14 Jahren Kooperationsklassen, das heißt, es werden dort auch Schulkinder mit geistiger Behinderung unterrichtet. „Wir wollten nicht mehr die einen Kinder aufnehmen und die anderen wegschicken“, erklärt Anke Stenzel. Aktuell werden 35 solcher „Kooperationskinder“ unterrichtet, hinzu kommen etwa 20 weitere mit sonstigem Förderbedarf, ob Lernschwäche, emotionaler oder sozialer Förderbedarf, Hör- oder Sehbehinderung. Kinder mit Lernschwächen wurden bisher in der benachbarten Birkenschule unterrichtet, doch das Land Niedersachsen will solche separaten Förderschulen nicht mehr haben.
Aber unabhängig davon arbeitet die Heideschule auch mit den Nachbarn Birkenschule und Schule an Boerns Soll seit Jahren zusammen. „Das führt natürlich zu einem stark individualisierten Unterricht“, sagt die Schulleiterin. Das gilt im Übrigen auch für Kinder mit Hochbegabung. Weil die Schule Mitglied im Hochbegabtenverband ist, können auch diese Kinder hier entsprechend betreut werden. Und so sind die Räume trotz der Halbierung der Schülerzahl weiterhin gut ausgelastet. Darüber hinaus gibt es an der Heideschule jahrgangsübergreifenden Unterricht der Klassenstufen 1 und 2 und der Stufen 3 und 4. Derzeit haben Schüler wahlweise die Möglichkeit, die 3. und 4. Klasse nicht übergreifend zu besuchen. Dies geschieht im Rahmen einer Testphase, die noch drei Jahre läuft. Dann soll entschieden werden, welches Modell beibehalten wird. 25 Lehrer unterrichten an der Heideschule, darüber hinaus einige Lehrer, die offiziell an den Nachbarschulen arbeiten, durch die Kooperationsklassen de facto aber nur an der Heideschule tätig sind. Hinzu kommen sieben pädagogische Mitarbeiter, sodass das Kollegium insgesamt rund 50 Personen umfasst.
Wegen all dieser Angebote ist die Heideschule bei den Eltern beliebt, „wir haben viele gezielte Anfragen“, sagt die Schulleiterin. Doch die Heideschule hat wie alle anderen Grundschulen einen festen Einzugsbereich. Außerhalb davon werden Kinder nur aufgenommen, wenn sie einer Förderung bedürfen, die die Heideschule anbietet.
Auch Kontinuität ist ein besonderes Kennzeichen der Heideschule. „Ich bin in 50 Jahren erst die vierte Schulleiterin, und wir haben erst den dritten Hausmeister“, sagt Anke Stenzel. Auch dass eine Kollegin nach 41 Jahren Heideschule in den Ruhestand ging, habe es schon gegeben. Allerdings hat sich in 50 Jahren auch einiges an Renovierungs- und Sanierungsbedarf angehäuft. „In manchen Räumen wurde allenfalls mal gestrichen. Jetzt bekommen wir Lärmschutzdecken und neue Fußböden“, freut sich Anke Stenzel.
Erstmal aber wird gefeiert: Heute gibt es einen Festakt für geladene Gäste, morgen von 10 bis 13 Uhr wird ein Schulfest gefeiert, zu dem nicht nur Schüler und Eltern, sondern auch künftige Erstklässler, Ehemalige und alle Interessierten willkommen sind.