Bei seiner 3150 Kilometer langen Charity-Radtour von Tanger nach Hamburg erkurbelt Helmut Runge 10.000 Euro für Kinder im Phoenix-Viertel

Mit der Überweisung von 15.000 Euro gehörte der Förderverein Kitz4Kids 2014 zu den herausragenden Unterstützern des Löwenhauses im Phoenix-Viertel. In diesem Jahr darf das Sozialprojekt des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB), in dem in einem offenen Betreuungsangebot täglich zwischen 30 und 50 Kinder im Alter von sechs bis 14 Jahren umsorgt werden, auf eine ähnlich hohe Zuwendung hoffen.

Auf dieser Route war Helmut Runge bei seiner Charity-Tour auf dem Rad von Tanger in Marokko nach Hamburg unterwegs
Auf dieser Route war Helmut Runge bei seiner Charity-Tour auf dem Rad von Tanger in Marokko nach Hamburg unterwegs © Kitz4Kids

Dafür ist Helmut Runge, Vorstandsmitglied des Fördervereins am 14. April zu einer abenteuerlichen Radtour aufgebrochen, die ihn von Nordafrika aus über 3150 Kilometer zurück nach Hamburg führte. „Die Reise entsprang im Grunde einer echten Schnapsidee“, berichtet Runge. Irgendwann hätten die Vorstandsmitglieder zusammengesessen und gemeinsam überlegt, mal nicht mit einer Spendengala, sondern auf andere Weise Geld für sozial benachteiligte Kinder zu sammeln: „Dann fahre ich doch mal mit dem Rad nach Afrika, habe ich gesagt. Und keiner hat mir widersprochen.“

Zuvor noch nie mehr als 38 km am Stück auf dem Rad

Allerdings wusste der 58-Jährige, im bürgerlichen Leben selbstständiger Großhändler mit eigener Firma in Bad Segeberg, zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich, worauf er sich da einließ. Zwar ist er 2010 in Hamburg den ersten Marathon seines Lebens gelaufen. Und hat 2013 auch tapfer zu Fuß 180 Kilometer auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela bewältigt. Doch seine längste mit dem Fahrrad zurückgelegte Strecke habe bis dato gerade 38 Kilometer umfasst.

Trotzdem hat er schließlich ein Böttcher-Tourenrad mit 14 Gängen gekauft und sich ohne weiteres Training Mitte April auf den Weg nach Afrika gemacht. Tanger, die marokkanische Metropole an der Straße von Gibraltar, sollte Startort sein, weil er die Stadt immer schon mal sehen wollte. „Und weil es von dort nicht weit zur Fähre aufs europäische Festland war“, so Runge.

Es dauert allerdings nicht lange, bis ihm schwant, dass sich seine Charity-Tour zur wahren Tort(o)ur auswachsen wird. Denn weit vor den Pyrenäen, Wo er den mit 1300 Metern höchsten Punkt seiner Tour bewältigen wird, ist der Allerwerteste auf dem schmalen Velosattel schon das erste Mal wundgesessen. „Ist einfach blöd, wenn du mit dem Fahrrad unterwegs bist und nicht mehr richtig sitzen kannst. Da stellt sich das Heimweh schneller ein, als du denkst“, weiß Runge jetzt.

Kein Blick zurück im Zorn, trotz Rast in voller Regenmontur
Kein Blick zurück im Zorn, trotz Rast in voller Regenmontur © HA | Helmut Runge

Zumal sich das Wetter zu dieser Jahreszeit auch im schönen Süden Europas äußerst launisch präsentiert. Tage großer Hitze wechseln sich mit Tagen voller Regen ab. An denen sich die Tristesse durch den Kopf anscheinend in jeden Knochen frisst. Runge: „Doch alles Wehklagen hilft wenig, wenn das Zuhause nur aus zwei Satteltaschen besteht. Da freust du dich einfach nur auf ein trockenes Plätzchen, an dem der müde Körper Ruhe findet.“Geträumt hat er in diesen Tagen nur selten. Und wenn doch, dann von Riesenportionen Bratkartoffeln und Grünkohl. Oder vom eigenen Bett daheim und dem großen Kleiderschrank voller frisch duftender Klamotten. Manchmal sei er aufgewacht, und hätte gar nicht mehr gewusst, wo er eigentlich gerade war. Man verliere irgendwann das Gefühl für Zeit und Raum, und manchmal auch die Orientierung. „Ich habe mir x-mal den Kopf an Balken oder sonst wo gestoßen. Ist doch auch klar, wenn das stille Örtchen jede Nacht an einer anderen Stelle liegt.“

Sehnsucht nach Paris: Von jetzt an wird Runge von seiner Gisela begleitet

Im Schnitt legt der einsame Radler 75 Kilometer am Tag zurück. Je nachdem, wie das Terrain profiliert ist – und wie heftig der Gegenwind bläst. „Der kann dir wirklich den letzten Nerv rauben. Da liegt vor dir eine schöne glatte Straße, aber du kriegst die Kurbel trotzdem nicht rum. Was ich da geflucht habe, ist leider nicht jugendfrei und muss deshalb an dieser Stelle verschwiegen werden“, bittet Runge um Nachsicht.

Auch die Einsamkeit auf den bis zu 120 km langen Etappen sei mitunter bedrückend gewesen. Zum Glück hätten ihn aber Menschen am Wegesrand immer wieder ermuntert durchzuhalten, vor allem im radsportverrückten Spanien. So fiebert er Paris entgegen, wo Lebensgefährtin Gisela zu ihm stoßen wird. Geteiltes Leid ist halbes Leid heißt es ja. Das kann Runge jetzt vollumfänglich bestätigen.

Am 30.05.2015 sind Runge und seine Lebensgefährtin Gisela mit einem Grillfest am LöwenArthaus in Rothenburgsort feierlich empfangen worden
Am 30.05.2015 sind Runge und seine Lebensgefährtin Gisela mit einem Grillfest am LöwenArthaus in Rothenburgsort feierlich empfangen worden © HA | Kitz4Kids

Am Nachmittag des 30. Mai sind alle Leiden vergessen. Als Helmut Runge und seine Gisela das LöwenArthaus in Rothenburgsort erreichen, werden sie von vielen Harburger Kindern und Kitz4Kids-Mitgliedern begeistert empfangen. Mit bunten Luftballons, einem gerahmten Dankesposter und deftigen Steaks vom Grill.

Mit einer Spendensumme von etwa 10.000 Euro rechnet Helmut Runge. Lieferanten seiner Firma, Kunden und Freunde haben ihm „Prämien“ zugesagt, sollte er seine Tour tatsächlich durchstehen. „Ein Spender hat mir für jeden gefahrenen Kilometer einen Euro versprochen. Damit sind 3150 Euro schon mal sicher“, sagt Runge.

Darauf dürfen sich die Kids in den Ferien freuen

Kitz4Kids ist der Förderverein des Skills-Clubs, eines reinen Männer­klubs, der regionale Projekte für hilfsbedürftige Kinder in der Metropolregion Hamburg organisiert und finanziell unterstützt.

Zwei Aktionen Zwei Aktionen des Löwenhauses im Phoenix-Viertel werden in diesem Jahr von Kitz4Kids finanziert. Am 12. August können bis zu 40 Kinder einen ganzen Tag im Wildpark Lüneburger Heide verbringen.

Ein „Fußballcamp“ Ein „Fußballcamp“ über zwei bis drei Tage in den großen Sommerferien ist ebenfalls geplant. Dafür werden alle Kinder mit Sportsachen ausgestattet und auch professionelle Trainer engagiert. luka

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