JESTEBURG. Mehrere tausend Besucher bei Gartenlust&Kunstvergnügen: Aussteller zeigen Skulpturen, Pflanzen und Technik vergangener Tage.
Sie kommt aus dem Gesundheitswesen, er war Polizist. Aber schon vor Jahren sind sie Künstler geworden und ihre Figuren von „Vollwaibern“ mit den entsprechenden Kurven stehen inzwischen in Galerien, Parks, in öffentlichen Gebäuden oder in der Mitte von Kreisverkehren. Am Pfingstwochenende gehörten Mecky Mattern und ihr Mann Harry aus Meppen zu den 40 Künstlern, die bei Gartenlust&Kunstvergnügen am Pfingstsonntag und Pfingstmontag in der Kunststätte Bossard ausstellten.
Mindestens 60 Stunden Arbeitszeit braucht es, bis aus einer drahtummantelten Holzfigur versehen mit Glasfaser-Kunststoff und härtendem Epoxidharz sowie einer glanzbringenden Versiegelung eine ausladende Frauenfigur wird. Die Skulpturen – eine Hommage an Frauen jenseits der Konfektionsgröße 36 – kosten ab 1200 Euro aufwärts. Von Männerfiguren hat sich das Ehepaar verabschiedet. „Die laufen nicht“, sagt Harry Mattern. „Wie soll man mit ihnen eine Ästhetik hinkriegen.“
Lob für die Organisation der Gartenlust
Naja. Der Erfolg bei der Ausstellung, an der sie bisher drei Mal und damit jedes Mal beteiligt waren, scheint die These zu bestätigen. „Der Verkauf ist immer besser geworden“, sagt Harry Mattern. Jeweils eine Figur in Jesteburg zu verkaufen ist für ihn und seine Frau „Pflicht. Alles andere Zugabe.“ Beide jedoch loben die Organisation der Gartenlust. „Es ist gelungen, das Niveau weiter anzuheben. Es kommt ein interessiertes Publikum.“
Mehrere tausend Schaulustige kamen an den beiden Tagen in die Kunststätte, zumal auch das Wetter vor allem am Sonntag mitspielte. „Das Gartenfest ist unsere erfolgreichste Veranstaltung“, sagt Sprecherin Sabine Eichhorn. Der Termin zu Pfingsten wurde gewählt, um auch Touristen etwas bieten zu können, die zu dieser Zeit die Heide besuchen. „Wir achten darauf, dass alle Exponate von den Künstlern selbst hergestellt und nicht eingekauft wurden und bieten für die einzelnen Stände ausreichenden und repräsentativen Platz“, sagt Gabriele Böse, die Organisatorin. So waren neben Skulpturen auch Pflanzen, Gartenmöbel, selbst zusammengemischte Gewürze, Glaskunst oder Regenjacken anzuschauen oder zu kaufen. Von oben auf ihren Stelzen grüßten Irmi und Florian Timm, die von einem übergroßen Stativ aus Fotos von Besuchern schossen.
Am Wochenende wurde die Marke von insgesamt 10.000 angepeilt
Unter dem Dach des Schweizer Schuppens zeigten André Kahlke und Jochen Enderlein ihre Kunst, den Steampunk. Ansatz: Das Industriedesign aus dem Dampfmaschinenalter ab 1850 zu erhalten und es in die Moderne zu übertragen. Kahlke, der als Berufsfeuerwehrmann in Hamburg arbeitet, will damit auch seinen Respekt vor den industriell genutzten Ressourcen zeigen.
Schon im Jahr der ersten Ausstellung von Steampunk 2013 kamen mehr als 6000 Besucher. Am Wochenende peilte er die Marke von insgesamt 10.000 an. Kahlke zeigte im Schuppen fünf Geräte, die aus 230 Volt Spannung auf jeweils andere Art Licht erzeugten. Preisvorstellung: 11.000 Euro für alle fünf Geräte. „Ich würde sie nie allein verkaufen“, versicherte Kahlke. Zurück ins Zeitalter von Jules Verne geht es eben nur ganz oder gar nicht. (Rolf Zamponi)