Der Ursprung der Misere liegt heute mehr als 20 Jahre zurück. Anfang der 90er Jahre begann die Planung für die Y-Trasse, auf der der Eisenbahn-Güterverkehr von den Häfen Hamburg und Bremerhaven nach Hannover fahren sollte. Heute ist man nicht weiter als damals, wie Winsens Bürgermeister André Wiese am Mittwochabend bei der Veranstaltung zum Dialogforum beklagte. Offensichtlich ruhte die Arbeit über Jahrzehnte. Dabei hätten sich die Menschen im besten Fall schon lange über bessere Eisenbahnverbindungen freuen und der Lärmschutz installiert sein können.
Nun aber taugt die Y-Trasse als ein Beispiel für ein deutsches Phänomen. Große Pläne gibt es genug. Aber viele von ihnen scheinen inzwischen so unrealistisch, dass die Menschen nicht mehr wirklich an sie glauben. Fast ließe sich sagen: Gut für die Planer, weil sich ihre Planungen nie in der Realität bewähren müssen.
Immerhin: Das Dialogforum Schiene Nord ist am 13. Februar angelaufen. Aber weder die Bürgermeister noch Landrat Rainer Rempe sind zufrieden. Rempe beklagt auch vor der Sitzung am 24. April, sich nicht rechtzeitig auf den Termin vorbereiten zu können. Seinen Zorn darüber, dass die Ministerien und die Bahn nicht zur Information nach Winsen gekommen sind, hält er nur mühsam zurück.
Doch noch wollen die Kommunalpolitiker und Bürgerinitiativen zu den weiteren Treffen des Forums nach Celle kommen. Sie hoffen auf mehr Informationen und wollen Fragen stellen. Doch wenn Winsens Bürgermeister Wiese öffentlich davon spricht, das Forum auch verlassen zu können, zeigt das: Die Nerven liegen langsam blank.
Die Düsseldorfer Agentur von Hoff und Moderator Jens Stachowitz tun sicher alles, um Informationen und Unterlagen rasch an die Teilnehmer des Forums weiter zu reichen. Aber ihnen muss klar sein, was die Menschen erwarten. Eben nicht, dass eine Diskussion für den Moderator erfolgreich abgeschlossen wird, sondern ob dabei die richtige Trasse gefunden oder zumindest Kriterien für ihre Bewertung erarbeitet werden können. Selbst das scheint jedoch eher unwahrscheinlich. Eine gute Diskussion allein nützt aber niemandem.
Dem Kreis Harburg, seinen Gemeinden und den Nachbarkreisen wird aber nichts anderes übrig bleiben, als eine einheitliche Strategie zu entwickeln. Dafür ist es noch zu früh. Doch die Zeit wird kommen. Die Frage dabei ist, ob dies noch im Einvernehmen mit allen gelingen kann. Denn wenn die Trasse kommt, wird es Gewinner und Verlierer geben.
Rainer Rempe steht damit vor der Aufgabe, den Menschen ein Projekt zu vermitteln, das er nicht selbst steuert. Es geht dabei um nicht mehr oder weniger als den Frieden im Kreis zu erhalten. Es ist eine Aufgabe, um die der Landrat wahrlich nicht zu beneiden ist.
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