Ehestorf. Freilichtmuseum am Kiekeberg zeigt umfangreiche Austellung zur Geschichte der Baumschule von Ehren. Unternehmen feiert 150 Jahre Bestehen
„Einen alten Baum verpflanzt man doch!“ heißt die Ausstellung, die am Freitagabend im Freilichtmuseum am Kiekeberg eröffnet worden ist. Sie widmet sich der Firmengeschichte der Baumschule Lorenz von Ehren, die in diesem Jahr ihr 150-jähriges Bestehen feiert. Dass die Jubiläumsausstellung im Museum stattfindet, ist zum einen eine Geste guter Nachbarschaft, zum anderen „ein Beispiel dafür, wie der abstrakte Begriff Metropolregion auf einmal plastisch werden kann“, so Landrat Rainer Rempe bei der Eröffnung.
Denn gegründet wurde das Unternehmen zwar in Hamburg-Nienstedten und befindet sich heute in Marmstorf, doch die zugehörigen Plantagen reichen weit in den Landkreis hinein. Und das Museum schließlich zeigt einen Dampfpflüger, wie er bis in die 30er-Jahre auch in der Baumschule zum Einsatz kam.
Der heutige Geschäftsführer Bernhard von Ehren repräsentiert die fünfte Generation des Familienunternehmens. Gegründet wurde es 1865 von Johannes von Ehren in Nienstedten. Den „Sprung über die Elbe“ unternahm die Firma mit der Fertigstellung des Elbtunnels: Nun wurden Bäume auch in Hamburgs Süden kultiviert. 1993 zog das Unternehmen nach Marmstorf.
Der Titel der Ausstellung, die Umkehrung des Sprichwortes „einen alten Baum verpflanzt man nicht“, spiegelt das Hauptgeschäft der Baumschule Lorenz von Ehren wider: Anzucht und Verkauf älterer Bäume. Wie das funktioniert, erklärt Bernhard von Ehren: „Unsere Bäume werden jährlich geschnitten, gedüngt und auf ihren Gesundheitszustand hin untersucht. Wir schützen sie vor Wind- und Verbissschäden. Eine vollständige Dokumentation wird dazu angefertigt. Alle vier Jahre werden die Bäume verschult.“ Das bedeutet, die Bäume werden verpflanzt. So „lernen“ sie, sich an neue Standorte anzupassen.
Biologisch bedeutet das, dass damit die Wurzeln, die die Nährstoffe und Wasser aufnehmen, kompakt gehalten werden. „Mit einem Baum, der im Wald gestanden hat und dessen Wurzeln sich ausbreiten, funktioniert das nicht“, sagt Bernhard von Ehren.
Man müsste nämlich dann, um den Baum transportieren zu können, große Teile des Wurzelwerks abschneiden, und dann behielte der Baum nicht mehr genügend nährstofftransportierende Wurzeln übrig. „Eine Grenze ist auch dadurch gegeben, dass wir uns beim Transport der Bäume auf der Straße an die maximal erlaubten Größen halten müssen“, sagt von Ehren.
Insofern spielt das Alter der Bäume weniger eine Rolle als die Größe. „Wir verkaufen auch 80 Jahre alte Bäume.“ Passanten, die durch die Gemeinde Rosengarten an endlosen Von-Ehren-Plantagen vorbeifahren, fragen sich vielleicht, ob diese Bäume wirklich alle verkauft werden. Denn sie scheinen niemals weniger zu werden. Doch der Eindruck täuscht: „Durch das Verschulen werden immer wieder Lücken geschlossen. Tatsächlich verkaufen wir 80 Prozent der Bäume, auch dank unseres aktiven Vertriebs“, sagt von Ehren.
Die Ausstellung zeigt nicht nur nähere Details zur Aufzucht und zum Versand der Bäume, die in alle Welt verkauft werden, sondern auch Bilder und Objekte aus der Geschichte des Unternehmens. Sie selbst sei vor allem von den alten Auftragsbüchern beeindruckt, sagte die Kuratorin Kerstin Thölke.
Ein dritter Abschnitt widmet sich dem Thema Bedeutung der Bäume heute, ihr Wert für die Gesellschaft und für die Umwelt. An einen Symbolbaum dürfen die Ausstellungbesucher Etiketten hängen, auf denen sie schreiben, was Bäume für sie bedeuten. „Ein Zeichen von Dauerhaftigkeit“, meint zum Beispiel Ausstellungsgast Frank Schoppa.
Die Ausstellung ist bis zum 11. Oktober im Untergeschoss des Agrariums zu sehen. Die Baumschule Lorenz von Ehren feiert außerdem ihr Jubiläum am ersten Septemberwochenende mit einem Tag der offenen Tür und vielen Aktionen.