Egestorf. Auch die lokalen Bundestagsabgeordneten unterstützen Kritik an der Suche nach Y-Trassen-Alternativen.

Der Protest gegen die Pläne der Bahn, neue Güterstrecken durch den Landkreis Harburg als Alternative zur ursprünglich geplanten Y-Trasse zu bauen, wird lauter. Am Sonnabend waren rund 300 Bürger dem Aufruf der Egestorfer Bürgerinitiative „Unsynn“ gefolgt, an einer Kundgebung teilzunehmen. Derzeit werden mehrere Streckenvarianten diskutiert, darunter auch Neubau-Varianten, die die Heidedörfer direkt betreffen würden. Egestorf wäre nicht nur von der sogenannten SGV-Variante betroffen, die entlang der A7 verlaufen würde, sondern auch von der nach ihrem Planer benannten Breimeier-Trasse, die im Wesentlichen die Wiederbelebung der Strecke Buchholz-Marxen-Brackel-Lüneburg bedeuten würde.

In Brackel will die dortige Initiative „X durch Y“ am kommenden Sonnabend demonstrieren. Ab 14 Uhr sind dort – noch geheimgehaltene – Aktionen geplant, die den Bürgern die Auswirkungen einer Hochleistungs-Gütertrasse durch den Ort verdeutlichen sollen. „Wir erwarten mindestens 500 Teilnehmer“, sagen Kim Tretbar und Axel Meinhard vom Organisationsteam. Und es werde laut, „Kinder sollten unbedingt einen Gehörschutz dabei haben“, warnen sie. In Egestorf unterstützen sie die Nachbarinitiative und werben für ihre eigene Aktion.

Auch ein prominenter Brackeler ist der Einladung von „Unsynn“ nach Egestorf gefolgt: der CDU-Bundestagsabgeordnete und Erste Parlamentarische Fraktionsgeschäftsführer, Michael Grosse-Brömer. Er kritisierte vor allem, dass die Bahn jetzt nach neuen Trassen sucht, obwohl die ursprüngliche Y-Trasse fertig geplant und das Raumordnungsverfahren abgeschlossen seien. „Dann macht die Bahn zehn Jahre lang nichts mehr, und jetzt sollen die Einwohner von Egestorf und Brackel die Zeche für die Versäumnisse der Bahn zahlen“, bemängelte er.

Seine Bundestagskollegin von der SPD, Svenja Stadler aus Seevetal, sagte, sie könne über die Bahn-Pläne auch nur den Kopf schütteln. „Ich frage mich, wer so etwas plant.“ Sie unterstütze daher den Vorschlag ihrer Fraktionskollegin Kirsten Lühmann. Sie befürwortet, vorhandene Strecken zu ertüchtigen und stellenweise auszubauen, statt komplett neue Bahnlinien einzurichten. Auch Grosse-Brömer befürwortete diese Lösung, mahnte aber: „Frau Lühmann ist auch im Vorstand der Deutschen Bahn, dann muss sie jetzt auch mal liefern.“ Beide Politiker unterstützen auch, dass die Bürger sich zum Protest versammeln, „aber wenn das nicht reicht, müssen wir notfalls auch juristisch vorgehen“, sagte Grosse-Brömer. „Das Land Niedersachsen leistet mit dem offenen, transparenten und fairen Bürgerdialog einen guten Beitrag“, betonte Stadler. Im Zuge dieses Dialogforum Schiene Nord genannten Verfahrens findet am 24. April die nächste Versammlung statt, bei der auch die Bürgerinitiative „Unsynn“ vertreten ist.

Auch die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden äußerten ihre Bedenken. Mirko Schreiber sagte, die Erfolge, die Egestorf in jüngster Zeit im Tourismus erzielt habe, bei der Ansiedlung von Gewerbe und beim Zuzug von Neubürgern, würden von den Bahn-Plänen konterkariert. „Es ist unverständlich, dass die fertige raumordnerische Planung in der Schublade verschwindet. Die SGV-Variante, die uns betrifft, ist sicher nicht die konfliktärmste.“ Hanstedts Samtgemeindebürgermeister Olaf Muus stellte Forderungen ans Dialogforum. „Wie soll das Problem des überlasteten Bahnknotens Hamburg gelöst werden? Wer garantiert die Neutralität der Gutachten? Bekommen wir eine Kosten-Nutzen-Analyse? Warum muss die landesplanerische Feststellung der ursprünglichen Y-Trasse erneut bewertet werden? Wie realistisch sind die Prognosen?“, zählte er auf. „Ich hoffe, dass das Dialogverfahren keine Feigenblattveranstaltung ist.“ Es sei daher wichtig, dass die Region das Signal aussende „Mit uns kann man nicht alles machen!“

Die Veranstalter von „Unsynn“, Heidi Müller, Christoph Renken und Christian Sauer, sind mit der Resonanz sehr zufrieden. „Weit über 300 Besucher, 81 Neumitglieder und 202 Personen, die weiter informiert werden möchten“, zählen sie auf. Am nächsten Sonnabend geht es in Brackel weiter.

Mehr unter www.unsynn.de und www.x-durch-y.de