Hiba Boussi ist aus dem Internationalen Café in Winsen nicht mehr wegzudenken. Die auf den Rollstuhl angewiesene Libanesin ist ehrenamtlich als Dolmetscherin tätig.
Winsen. Die Lebensfreude von Hiba Boussi ist ansteckend. Die junge Frau, die wegen einer Lähmung in den Beinen auf den Rollstuhl angewiesen ist, strahlt vor Glück. „Zum ersten Mal kann ich helfen und nicht ich bekomme die Hilfe. Ein völlig neues Gefühl“, sagt Boussi.
Das vermittelt ihr das Engagement in der Flüchtlingshilfe Winsen im Internationalen Café der Kirchengemeinde. Das Ehrenamt hatte die 19-Jährige nach einem Praktikum bei der Lebenshilfe in Winsen Ende vorigen Jahres gesucht und gefunden.
Seit Oktober 2013 bringt das Internationale Café Bürger und Asylbewerber zusammen. Das Café öffnet im Wechsel sonnabends vormittags und nachmittags im Gemeindehaus der St. Marien Kirche.
Die Treffen mit den Ehrenamtlichen helfen den Flüchtlingen, sich in der Luhestadt einzugewöhnen. Hiba Boussi hat durch ihre Arbeit dort neues Selbstbewusstsein entwickelt. „Ich fühle mich besser als je zuvor.“
Als Tochter libanesischer Eltern, die vor fast 30 Jahren nach Deutschland kamen, ist sie zweisprachig mit Deutsch und Arabisch aufgewachsen. Mit ihrem Ehrgeiz, sich schulisch weiterzuentwickeln, von der Förderschule zur mittleren Reife, ist Englisch als Sprache hinzu gekommen. Mit ihren Sprachkenntnissen und ihrem Einsatz ist die junge Frau für das Internationale Café Gold wert.
Sie ist die einzige der 40 freiwilligen Helfer, die für die arabisch sprechenden Flüchtlinge aus Syrien und dem Sudan übersetzen kann. „Alle sind dankbar, dass da jemand ist, der ihre Sprache versteht und spricht.“ Hiba Boussi ist begeistert. „Sie nehmen mich so wie ich bin. Dass ich im Rollstuhl sitze, spielt keine Rolle.“
Für die Zukunft sei geplant, dass sie Sprachkurse gibt und bei einem Willkommens-Projekt mit Schülern als Übersetzerin mitmacht. „Je mehr ich mich engagiere, umso wichtiger werden mir die Menschen.“ So hilft sie einem jungen Mann bei der Wohnungssuche, der bereits eine Aufenthaltsgenehmigung erhalten hat. Auch zur Integration ins gesellschaftliche Leben trägt das Ehrenamt bei
„Durch dieses hat sich mein Freundeskreis erweitert. So waren einige von uns aus dem Café gemeinsam beim Stöckter Faslam“, sagt Boussi. „Derzeit erlebe ich die bisher beste Phase meines Lebens. “
Dass das Engagement in der Flüchtlingshilfe dazu beiträgt, die körperlichen Einschränkungen zu verringern, hätte die junge Frau, die von Geburt an auf den Rollstuhl angewiesen ist, nicht geglaubt.
„Seit ich im Café mitmache, passieren Dinge, die meine Mobilität verbessern“, sagt sie. „Das motiviert mich.“ Sie ist erstaunt darüber, wie ihr Körper auf die positiven Veränderungen ihrer Psyche reagiert, die durch die Aufgabe hervorgerufen werden.
„Ich wusste sofort, dass diese ehrenamtliche Aufgabe ihr Ding ist“, sagt die Sozialpädagogin Annekathrin Heyenrath von der Lebenshilfe Lüneburg-Harburg, die sich mit Inklusiver Freizeitgestaltung befasst. Sie habe die 19-Jährige bei den ersten Besuchen im Café zwar begleitet, aber nur wenig unterstützt und sie machen lassen.
Der Erfolg gibt der Sozialpädagogin recht: Seit Januar dieses Jahres besucht Hiba Boussi die Treffen alleine. „Es ist schön zu sehen, wie sie die Flüchtlinge an die Hand nimmt und ihnen hilft. Mit der Aufgabe ist Hibas Selbstbewusstsein gewachsen und es wird täglich größer“, so die Lebenshilfe-Mitarbeiterin.
Das Projekt „Inklusive Freizeitgestaltung“ wird von der Aktion Mensch gefördert und soll Begegnungen im Alltag zwischen Menschen mit und ohne Behinderungen schaffen. Wer Anregungen für inklusive Freizeitprojekte sowohl hat, Projekte in dieser Art umsetzten möchte oder auf der Suche nach solchen ist, kann sich an die Lebenshilfe Lüneburg-Harburg wenden.
Ansprechpartner sind für den Landkreis Harburg Annekathrin Heyenrath unter 0163-2796732 oder inklusion-hb@lhlh.org und für Lüneburg Stadt und Land Markus Lauenroth unter 0163-2796747 oder inklusion-lg@lhlh.org.