Der Gastwirt aus Elstorf zieht die Konsequenzen aus Personalverschiebungen im Kreisvorstand. Auch sein Parteikollege Philipp Cohrs tritt aus

Neu Wulmstorf. 21 Jahre lang war Jan Lüdemann in der CDU und bekleidete so gut wie alle Ämter. Bis zuletzt war er Mitglied im Kreisvorstand, im Kreistag und im Neu Wulmstorfer Gemeinderat. In der Kommunalwahl 2011 votierten 1900 Wähler für ihn. Er war ein Stimmengarant. Jetzt hat er alle Ämter hingeschmissen.

Der Grund sind Personalentscheidungen für den CDU-Kreisvorstand, der auf dem Parteitag am Sonnabend, 14. März, neu gewählt wird. Bis vor wenigen Tagen war Jan Lüdemann stellvertretender Kreisvorsitzender, sollte es aber offenbar nicht bleiben. Der Neu Wulmstorfer Ortsverband hatte den 44-Jährigen nicht mehr für die Kandidatur des stellvertretenden Kreisvorsitzenden vorgeschlagen. Statt dessen entschied er sich für Malte Kanebley, 39, Vorsitzender der CDU-Fraktion und des Ortsverbands, mit dem Lüdemann seit vielen Jahren befreundet ist.

„Es war ausdrücklich keine Entscheidung gegen ihn, sondern für einen anderen Bewerber“, erklärte der stellvertretende Ortsverbandsvorsitzender Gerhard Käse. „Es ist ein normaler Vorgang, dass ein Team neu zusammengestellt wird, wenn andere Personen Verantwortung übernehmen möchten.“

Das Pikante daran: Der Ortsverbandsvorstand traf seine Entscheidung, Lüdemann fallen zu lassen, ausgerechnet in dessen Gaststätte „Zum Florian“ in Elstorf wenige Tage vor der Beerdigung seines verstorbenen Vaters. Lüdemann war bei der Sitzung nicht dabei, weil er sich wegen des Todesfalls eine Auszeit erbeten hatte. „Das Ergebnis der Sitzung wurde mir erst danach mitgeteilt. Keiner hat vorher mit mir gesprochen. Das hat mit Menschlichkeit nicht mehr viel zu tun“, sagte Lüdemann. Deshalb zog er die Konsequenzen und trat aus der CDU aus. „Dass der Zeitpunkt der Entscheidung in eine für Jan Lüdemann persönlich schwierige Zeit fiel, ist bedauerlich“, teilte die CDU Neu Wulmstorf mit. Der Kreisparteitag und die vorgelagerten Gremiensitzungen sind allerdings so langfristig terminiert, dass kurzfristige Verschiebungen nicht mehr möglich sind.“

Bis heute kennt Jan Lüdemann, so sagt er, nicht den Grund für den Schritt der CDU. Lüdemann ist jemand, der sich nicht scheut, von der Linie der CDU abzuweichen. Zuletzt sprach er sich als einziger der Fraktion für die umstrittene Ansiedlung von Famila in Neu Wulmstorf aus. Das sei aber nicht der Grund für die Abwahl, so Kanebley.

Vielmehr habe sich sein Parteikollege geweigert, Ausschussarbeit zu leisten und sei teilweise nicht zu Ratssitzungen erschienen, so Kanebley. Er hält den Austritt für einen Fehler und bedauert es. Nach Lüdemann verließ auch Philipp Cohrs die CDU. Beide gründen jetzt eine Gruppe und werden sich künftig wahrscheinlich der UWG anschließen. Mit dem Gedanken soll Lüdemann schon länger gespielt haben. Auf Kreisebene wechselt er auch zur Wählergemeinschaft.