Ohne Zwischenfälle und Komplikationen konnte die „Transit“ an ihrem Liegeplatz für die kommenden fünf Jahre festmachen. Auf dem Schiff können 220 Flüchtlinge untergebracht werden.
Harburg. Andreas Brummermann ist zufrieden. „Der Schlepp ist ohne Zwischenfälle und Komplikationen gelaufen. Die Lotsen und die Schlepperfirma Lührs haben ausgezeichnete Arbeit geleistet“, sagt der stellvertretende Hafenkapitän am Kanalplatz am Dienstagmittag. Um Punkt 12 Uhr, ganz nach Plan, wird das 110 Meter lange Flüchtlingsschiff „Transit“ am Kanalplatz im Harburger Binnenhafen vertäut. „Die Männer haben einen Vertäuungsplan, nach dem sie arbeiten. Das Schiff bleibt so lange an der Kaimauer vertäut, bis wasserseitig die Dalben gesetzt werden können, damit es mehr Stabilität hat“, so Brummermann, der jetzt das Schiff verlässt und zurück in den Hamburger Hafen fährt. Der stellvertretende Hafenkapitän hatte bei der Schleppaktion der „Transit“ vom Kuhwerder Hafen in den Harburger Binnenhafen die Verantwortung.
Am Morgen hatten sich Andreas Brummermann, seine Kollegen, die Lotsen und die Mitarbeiter der Schlepperfirma Lührs um 8.30 Uhr im Kuhwerder Hafen getroffen. Hier musste die „Transit“, die in Rotterdam umgebaut worden und über die Nordsee nach Hamburg geschleppt worden war, auf gutes Wetter warten.
Wie berichtet, war es in der vergangenen Woche zu windig, um das Schiff durch die Harburger Schleuse bringen zu können. Am Dienstagmorgen aber waren die Windvorhersagen günstig für den Schlepp nach Harburg. Brummermann: „Gegen 9.30 Uhr fuhren wir los im Kuhwerder Hafen. Die Kattwykbrücke wurde extra für uns geöffnet, und so waren wir pünktlich um 11 Uhr an der Harburger Schleuse.“ Um 11 Uhr war hier Hochwasser – also ideale Bedingungen, um das Schiff in den Binnenhafen zu schleusen.
Mit viel Fingerspitzengefühl und Erfahrung schleppten die Männer das etwa 15 Meter breite, manövrierunfähige Flüchtlingsschiff in die gerade mal 17 Meter breite Stauschleuse vor dem Harburger Binnenhafen. Das ganze Manöver dauerte etwa 20 Minuten. In der Schleuse wurde die Transit vertäut. Das Schleusentor wurde geschlossen, und etwa eine halbe Stunde später verließ das Wohnschiff die Schleuse. Die Schlepper nahmen Kurs auf den Kanalplatz. Hier wird die „Transit“ die kommenden fünf Jahre lieben bleiben und für 220 bis 224 Flüchtlinge Platz bieten. So lauten jedenfalls die Pläne der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration (BASFI).
„Transit“ nach eineinhalb Stunden Fahrt fest gemacht
Bereits um 11.30 Uhr hatten sich die ersten Schaulustigen am Kanalplatz versammelt. Sie wollten dabei sein, wenn das erste Flüchtlingsschiff anlegt. Da bog die „Transit“ bereits in den Lotsekanal ein. Jetzt musste die nächste Hürde genommen werden: Die Brückenpfähle für die neue Drehbrücke in der Mitte des Kanals. Aber auch hier konnte Andreas Brummermann sich auf die Professionalität der Lotsen und der Schlepper-Kapitäne verlassen. „Das Manöver war einfacher, als das Schiff in die Schleuse zu bringen. In der Schleuse hatten wir nur 17 Meter Breite. Zwischen den Pfählen ist der Durchlass 18 Meter breit Da hatten wir etwas mehr Platz“, so der stellvertretende Hafenkapitän.
Nach eineinhalb Stunden Fahrt konnte die „Transit“ am Kanalplatz fest gemacht werden. Sobald die Dalbenschlösser an der Wasserseite des Flüchtlingsschiffs repariert sind, können die Dalben gesetzt und am Schiff befestigt werden. Damit ist das Schiff bei starkem Wind stabilisiert. Anschließend sollen drei Gangways an der „Transit“ befestigt werden. Anschließend wird das Schiff für die Flüchtlinge möbliert. Wann die ersten Asylsuchenden dann ihre neue Unterkunft beziehen können, ist noch unklar.
Unterdessen formiert sich im Harburger Binnenhafen ein Netzwerk von Ehrenamtlichen, die die Flüchtlinge, die auf der „Transit“ wohnen werden, willkommen heißen und sie unterstützen wollen. Initiiert wurde diese Hilfsaktion von den Mitgliedern der Harburger Kulturwerkstatt. Mehrere Anwohner aus dem Binnenhafen und Firmeninhaber beteiligen sich. Gorch von Blomberg ist Mitglied der Kulturwerkstatt. „Wir werden im Sommer unser Binnenhafenfest mit den Flüchtlingen feiern und wollen ihnen auf jedem Fall deutlich zeigen, dass sie hier willkommen sind“, sagt Gorch von Blomberg.
Es kann auch weitere Flüchtlingsschiffe in Hamburg geben
Mit der „Transit“ wird jetzt, nach etwa acht Jahren, wieder ein erstes Flüchtlingsschiff in Hamburg festmachen. Die Entscheidung darüber, ob es weitere Flüchtlingsschiffe geben wird, so eine Sprecherin der BASFI, sei noch nicht gefallen.
Nach Bekanntwerden der BASFI-Pläne, Hamburgs erstes Flüchtlingsschiff an den Kanalplatz im Binnenhafen zu legen, hatte es im Bezirk Harburg kontroverse Diskussionen darüber gegeben, ob der Kanalplatz der richtige Platz für ein Flüchtlingsschiff sei. Der Bezirk hatte der BASFI vorgeschlagen, das Schiff in den Ziegelwiesenkanal zu legen. Die Behörde lehnte ab mit dem Argument, die Kaianlage dort sei marode.
Wie berichtet, werden nach wie vor Gespräche zwischen Bezirksamtsleiter Thomas Völsch und Vertretern der Fachbehörde geführt. Ziel aus Harburger Sicht ist es, einen weniger exponierten Liegeplatz für die „Transit“ im Binnenhafen zu finden. Die Abgeordneten der Bezirksversammlung Harburg fühlen sich nach wie vor von der BASFI überrannt, die zuständig für die Folgeunterbringung von Flüchtlingen ist.