Drei Männer starben an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung, zehn weitere Menschen wurden schwer verletzt. Zwei Gebäude wurden evakuiert. Die Polizei äußert sich inzwischen zur Unglücksursache.
Hamburg. Die Feuerwehr hat am Dienstag drei männliche Leichen in einem Wohnkomplex am Phoenix-Viertel aufgefunden. Sie sind an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung gestorben. Zehn weitere Menschen wurden schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht.
Die Polizei hatte die Feuerwehr zu dem Wohnhaus am Beckerberg gerufen, um dort eine Tür zu öffnen. In der Wohnung fanden die Einsatzkräfte die erste Leiche.
Messungen der Feuerwehr und eines herbeigerufenen Schornsteinfegers ergaben extrem erhöhte Kohlenmonoxid-Werte im gesamten Haus. Daraufhin wurden weitere Wohnungen geöffnet. Dabei fanden die Einsatzkräfte zwei weitere Tote. Sie seien spärlich bekleidet gewesen, was darauf hindeute, dass sie möglicherweise im Schlaf überrascht wurden, hieß es.
Weitere fünf Bewohner wurden rechtzeitig gerettet und schwer verletzt in ein Krankenhaus eingeliefert. Sie stammten zum Teil aus einem Nebengebäude. Die ersten sechs Feuerwehrleute, die ohne Schutz im Haus waren, wurden notärztlich untersucht, konnten aber im Dienst bleiben.
Woher das Gas kam, war zunächst unklar. Beamte des Landeskriminalamts nahmen Ermittlungen auf. „Wir haben erste Hinweise, dass ein Defekt am Schornstein die Ursache sein könnte“, sagte ein Polizeisprecher. Weitere Untersuchungen stünden aber noch aus.
Die Feuerwehr war mit 75 Einsatzkräften vor Ort, nahm weitere Untersuchungen auch an umliegenden Gebäuden vor und belüftete das Wohnhaus. Die Einsatzkräfte trugen Atemschutzmasken. Beide Gebäude wurden evakuiert. Das Gelände wurde weiträumig abgesperrt. Wie viele Menschen ihre Wohnungen verlassen mussten, konnte die Feuerwehr zunächst nicht sagen. Die Wohnungen blieben gesperrt, hieß es am späten Dienstagabend: „Alle Bewohner sind privat untergekommen.“
Die betroffenen Häuser gehören zum Phoenix-Viertel, einem traditionellen Arbeiterquartier, das seinen Namen von der nahen Gummifabrik hat.
Man sieht und riecht das Gas nicht
In Wohnungen entsteht Kohlenmonoxid oft, wenn Öfen, Kamine oder Gasthermen nicht richtig funktionieren. Bei einer Kohlenmonoxidvergiftung wird der Sauerstofftransport über das Blut blockiert. Normalerweise bindet Sauerstoff an die roten Blutkörperchen (Hämoglobin), die für die Weiterleitung zuständig sind.
„Kohlenmonoxid bindet jedoch deutlich stärker an das Hämoglobin und blockiert somit den Transport von Sauerstoff“, so Dr. Michael Groening, leitender Arzt der Notaufnahme des Albertinen Krankenhauses.
Das Gefährliche bei einer solchen Vergiftung: „Kohlenmonoxid kann man nicht sehen, riechen oder schmecken“, so Groening. Und die Symptome scheinen oft harmlos: Konzentrationsprobleme, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Übelkeit. Wird die Situation nicht schnell genug erkannt, verlieren die Betroffenen das Bewusstsein und sterben an einer Sauerstoffunterversorung. Wie schnell es dazu kommt, ist laut Dr. Michael Groening von Fall zu Fall unterschiedlich. Je nach Konzentration in der Luft und Grad der körperlichen Aktivität kann es Minuten bis Stunden dauern. „Bei viel Bewegung nehmen die Betroffenen schneller mehr giftiges Gas auf als im Ruhezustand. Im Schlaf vollzieht sich die Vergiftung deshalb meist langsam und schleichend.“
Und eine Therapie ist schwierig: „Selbst wann man über eine Maske hundertprozentigen Sauerstoff zuführt, kann der Körper diesen zu einem kleinen Teil aufnehmen, weil die roten Blutkörperchen bereits belegt sind.“ Alternativ könne noch mit speziellen Druckluftkammern gearbeitet werden –solche sind jedoch nicht allgemein etabliert und speziellen Zentren vorbehalten.