Landkreis Harburg rechnet auch für 2015 mit hohen Kosten für die Unterbringung von Asylbewerber. Der Herbergsverein Winsen zieht erfolgreiche Bilanz für ein einmaliges Beschäftigungsmodell für Flüchtlinge.

Winsen. Der Landkreis Harburg rechnet auch für das kommenden Jahr mit einem hohen Defizit durch den anhalten Flüchtlingsstrom nach Deutschland. „Wir gehen zwar davon aus, dass sich der Zuschuss vom Land von 2,2 Millionen auf drei Millionen Euro erhöht“, sagte der Sozialdezernent des Landkreises Harburg, Reiner Kaminski, am Mittwoch im Sozialausschuss. Doch allein 2014 hat der Kreis für die gut 1000 untergebrachten Menschen rund 12,5 Millionen Euro bereitgestellt. Auch im nächsten Jahr dürften die Gesamtausgaben kaum sinken.

Immerhin steigt die Pauschale vom Land für 2015 von 5932 Euro pro Kopf und Jahr auf 6195 Euro. Doch zu Grunde gelegt wird weiter eine Aufnahmezahl aus der Vergangenheit. So gilt für 2015 der Wert aus 2012/2013, als 498 Menschen untergebracht wurden. „Es würde uns helfen, wenn man sich an den aktuellen Zahlen orientieren und sich die Erstattung auf sechs Millionen Euro verdoppeln würde“, so Kaminski.

Für die rund 2300 Menschen, die voraussichtlich noch bis zum Jahresende 2015 in den Landkreis kommen werden, fehlen derzeit noch 1680 Plätze. Denn bislang sind freie Kapazitäten, gesicherte Planungen und Bauprojekte zusammengezählt nur 620 Plätze gesichert, wie Monika von der Heide, Abteilungsleiterin Soziale Leistungen beim Kreis, auflistete. Kaminski will dennoch so weit es geht darauf verzichten, die Menschen in Turnhallen, öffentlichen Gebäuden oder Hotels unterbringen zu müssen. „Ausschließen kann ich eine solche Lösung aber nicht“, räumte der Sozialdezernent ein.

Eine Erfolgsbilanz für das vom Kreis initiierte Beschäftigungsmodell für die Asylbewerber konnte im Ausschuss Andrea Picker, die Geschäftsführerin des Herbergsverein Winsen, ziehen. So sind derzeit 120 Flüchtlinge bei 62 verschiedenen Stellen beschäftigt. Sie arbeiten an Schulen, für Kirchengemeinden der Kreise Winsen und Hittfeld, auf Friedhöfen, übernehmen Hausmeistertätigkeiten oder helfen Platzwarten von Sportvereinen.

„Alles sind gemeinnützige, zusätzliche Tätigkeiten“, sagte Picker. „Die Motivation der Asylbewerber ist groß, weil sie sich freuen, etwas tun zu können.“ Das bislang landesweit einmalige Modell erweckt inzwischen auch Interesse in anderen Städten.

Allerdings reicht die Zahl der Arbeitsangebote für Asylbewerber im Landkreis nicht aus. Denn beim Herbergsverein haben sich 306 Bewerber gemeldet. „Wir als Politiker können wir den Gemeinden nur sagen, bitte helft, seid tolerant und unterstützt den Herbergsverein, so dass die Menschen, die zu uns kommen mit einer gewissen Würde leben können“, appellierte die stellvertretende Landrätin Anette Randt (CDU).