Die LINKE in der Bezirksversammlung stellt eine Anfrage zur Umweltsicherheit im Plangebiet Sinstorf 22, beantwortet sie schon mal selbst, und liegt daneben.

Sinstorf. Wird direkt neben Kleingärten sowie bestehender und geplanter Wohnbebauung der Boden vergiftet? Diesen Eindruck erweckt eine Anfrage der Linken-Abgeordneten Sabine Boeddinghaus und ihrer Fraktion an die Bezirksverwaltung. Der Hintergrund: Am Sinstorfer Weg, direkt gegenüber dem geplanten Neubaugebiet Sinstorf 22 befindet sich die ehemalige Ölförderstelle Groß-Hamburg 2 (GH2). Über die Bohrung wird kein Öl mehr gefördert, sondern so genanntes Lagerstättenwasser in den Boden gepumpt.

In sechs detaillierten Fragen möchte Boeddinghaus von der Bezirksversammlung erfahren, wie weit der Bezirk, die Anwohner und die anliegenden Kleingärtner über die Einstellung des Förderbetriebes und die gegenwärtige Nutzung der Förderstätte informiert seien, ob der Betrieb bei der Planausweisung von Sinstorf 22 berücksichtigt wurde und ob der Bezirk oder die Stadt im Vorwege der Planausweisung die Wasserqualität in Sinstorf geprüft hätten.

In der Pressemitteilung zur Anfrage wartet sie die Antworten des Bezirks nicht ab: „Hier soll nach Auskunft des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie Hannover (LBEG) aktuell die ehemalige Förderstätte als Einpressbohrung betrieben werden. Das bedeutet, dass hier so genanntes Lagerstättenwasser in die ehemalige Förderstätte geleitet wird.“

Lagerstättenwasser, so Boeddinghaus, sei mit Benzolen, Schwermetallen und radioaktiven Stoffen belastet und könne unter Umständen ins Grundwasser gelangen, da es mit hohem Druck in den Boden gepumpt wird. Als Experten zitiert sie Michael Schulze von der „Initiative frackingfreies Harburg“, der seinerseits den Eindruck erweckt, das Einpumpen von sei mit dem umstrittenen Erdgasförderungsverfahren „Hydrofracking“ vergleichbar, gegen das viele Menschen Vorbehalte hegen.

Dabei wird das Lagerstättenwasser – zumindest in Sinstorf – gar nicht mit Hochdruck in den Boden gepumpt. „Das Lagerstättenwasser wird in den Horizont eingepresst, aus dem ursprünglich Erdöl und Lagerstättenwasser zu Tage gefördert wurden.“, sagt Björn Völlmar, Pressesprecher des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie in Hannover, das auch für alle Hamburger Förderstellen zuständig ist. „Die GH2 ist eine Einpressbohrung, die in der Regel unter Unterdruck steht. Dadurch kann die Bohrung das Lagerstättenwasser drucklos aufnehmen.“

Erdöl und Erdgas befinden sich nicht pur im norddeutschen Boden. In der Regel ist das Öl mit Wasser vermischt und beides zusammen wird zu Tage gefördert. Das Öl wird dann vom Wasser getrennt und weiterverarbeitet, das Wasser wird in die Lagerstätten zurückverbracht. Dort, wo das eingebrachte Lagerstättenwasser nicht aus der Lagerstätte stammte, in die es eingepumpt wurde, hat es schon mal Probleme gegeben.

In Sinstorf wird jedoch nur Lagerstättenwasser aus anderen, noch aktiven Entnahmestellen des Sinstorfer Ölfeldes in Beckedorf, in Sottorf und am Sinstorfer Kirchweg über eine direkte Stahlrohrverbindung eingepumpt. „Dieser Vorgang ist zwingend notwendig, um eine Druckerhaltung in der Lagerstätte zu gewährleisten“, sagt Völlmar.

Die ölführenden Schichten im Bereich des Sinstorfer Ölfeldes befinden sich ungefähr 2000 Meter unter der Erdoberfläche, weit unter den Grundwasserleitern. Anders, als beim Fracking werden durch eine Ölbohrung die trennenden Erdschichten auch nicht großflächig durchbrochen.

Am Sinstorfer Weg wird bereits seit 1995 kein Öl mehr gefördert. Seitdem wird hier Lagerstättenwasser aus den umliegenden Bohrlöchern eingepumpt. Der Stadt Hamburg sei dies bekannt, sagt Völlmar.