In den Sommerferien werden viele Straßen im Bezirk Harburg und im Landkreis saniert. Pendler haben das Nachsehen. Der Baustellen-Wahnsinn an dieser Stelle dauert schon seit März.
Rachel Wahba
Harburg/Neu Wulmstorf. Autofahrer brauchen derzeit starke Nerven, wenn sie im Bezirk Harburg unterwegs sind. Pendler, die in der Ferienzeit arbeiten müssen und täglich vom Landkreis Stade oder von Neu Wulmstorf nach Harburg und zurück fahren, haben es in diesen Wochen ganz besonders schwer in dem Baustellen-Marathon auf den Straßen. Stadteinwärts war die Bundesstraße73 in Neu Wulmstorf voll gesperrt.
Inzwischen können Autofahrer aus Richtung Buxtehude über Elstorf, Daerstorf und Wulmstorf auf die B73 Richtung Harburg fahren. Aber auch auf dieser Umleitungsstrecke müssen sie reichlich Geduld aufbringen. Stadtauswärts staut sich der Verkehr in den Nachmittagsstunden auf der Cuxhavener Straße ab Fischbeker Heuweg bis zum Ortsausgang von Neu Wulmstorf. Nur noch im Kriechtempo geht es voran.
Der Verkehr wurde bis Mitte der Woche lediglich einspurig stadtauswärts an der Mega-Baustelle vorbeigeführt. Gerade haben die Bauarbeiter die ganze Asphaltschicht auf den beiden Fahrstreifen stadtauswärts abgetragen. Erst im Jahr 2008 war genau hier in der Ortsdurchfahrt Neu Wulmstorf die Asphaltschicht saniert worden.
Warum jetzt schon wieder gebaut wird, erklärt Annette Padberg von der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr. „Diese punktuellen Sanierungsarbeiten betrafen nur ein Teilstück der Fahrbahn.
Es hat sich herausgestellt, dass die Ursachen für die Schäden, also die Fahrbahnverdrückungen in den unteren Schichten liegen“, sagt die stellvertretende Geschäftsbereichsleiterin in Lüneburg. Die Arbeiten, so Padberg, sollen, wenn alles planmäßig laufe, am 10. September beendet sein.
Ob er bis dahin sein Geschäft nicht schon längst wird aufgeben müssen, fragt sich inzwischen der Neu Wulmstorfer Frank Gottschalk. Gottschalk betreibt seinen Aquaristik-Laden „Zierfische Gottschalk“ an der Bundesstraße73. „Das ist für uns Ladeninhaber eine totale Katastrophe, was hier gerade passiert. Ich habe Umsatzeinbußen von rund 30 Prozent.
Dieser Baustellen-Wahnsinn dauert schon seit März. Da haben sie den Kanal repariert. Jetzt wird die ganze Straße aufgerissen“, sagt Gottschalk. Es gibt zwar Durchfahrten für die Autos, die sich einspurig an der Baustelle vorbei quälen, gekennzeichnet sind sie aber nicht. Gottschalks Parkplatz vor dem Laden bleibt schon seit Wochen leer.
Seine Nachbarin, Christa Hauschild, hat weniger Sorgen, dass in ihrem Fahrradgeschäft an der B73 die Kunden wegen der Baustelle wegbleiben. Sie wolle sich nicht beschweren, sagt die Geschäftsfrau. Sie habe ihre Kunden schon auf die Baustelle vorbereitet, und ihr Geschäft sei sehr gut von der Rückseite mit dem Auto zu erreichen.
Vor dem Fahrradgeschäft hängt ein Transparent, auf dem die Kunden auf die Anfahrmöglichkeiten aufmerksam gemacht werden. Die Baustelle, sagt Christa Hauschild, sei nun mal notwendig. Da müsse man sich arrangieren.
Frank Gottschalk ärgert sich auch darüber, wie er und seine Kollegen von der Baustelle erfahren haben. „Vor einigen Wochen, bevor die hier losgelegt haben, tauchte eine Dame unangemeldet im Laden auf und gab einen Zettel ab“, sagt der Geschäftsmann.
Aus dem Schreiben ging unter anderem hervor, dass „nach Abschluss der Arbeiten im ersten Abschnitt die südliche Fahrbahnhälfte saniert“ werde. Für Gottschalk, seine Kollegen und alle Autofahrer, die die B 73 nutzen, um nach Harburg zu kommen, heißt das: Ab 10. September geht es weiter mit den Umsatzeinbußen und dem Dauerstau, nur eben auf der anderen Fahrbahnseite.
Annette Padberg räumt ein, dass die Situation für die vielen Pendler momentan „extrem“ sei. Die Landesbehörde versuche schon, die Baustellen so abzuarbeiten, dass dadurch möglichst wenige Verkehrsteilnehmer tangiert würden. Aber die Landesbehörde habe auf der anderen Seite eben auch dafür Sorge zu tragen, „dass die Verkehrssicherheit gewährleistet“ bleibe.
Vor dem Ortseingang Neu Wulmstorf in Richtung Harburg gibt es auch die Umleitung über die B73n zur Stadt. Wer allerdings glauben sollte, in Neuenfelde dann abbiegen zu können, um über die Elbdörfer nach Harburg zu kommen, der irrt. In Neuenfelde wartet die nächste Wanderbaustelle. Die gute Nachricht: Voraussichtlich heute endet die Umleitung über Finkenwerder.
Hier waren Asphaltierungsarbeiten notwendig geworden. Die Asphaltschicht vom Moorburger Elbdeich bis zum Francoper Hinterdeich ist komplett saniert worden.