Nach langem und zähem Ringen ist es endlich so weit: Die neue Brücke, die die Schloßinsel mit der Harburger Innenstadt verbinden soll, wird gebaut. Der Auftrag wurde im Mai vergeben.
Harburg. Den einen ist sie ein Dorn im Auge, weil völlig überflüssig. Die anderen halten sie für den echten Brückenschlag, für einen weiteren Meilenstein im Zuge des von Hamburg propagierten „Sprung über die Elbe“. Nach den vielen Pleiten und Pannen der vergangenen Jahre aber soll es nun tatsächlich losgehen mit dem Bau der Fußgänger-Drehbrücke über den Lotsekanal. Die Investoren auf der Schloßinsel jedenfalls dürften aufatmen bei dem Anblick des Bauzauns und der beiden Bau-Container, der Wilhelmsburger Baufirma FR. Holst GmbH.
Die Brücke, sagt Helma Krstanoski, Sprecherin der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation, werde „anknüpfend an die Position einer historischen Brücke von 1850 gebaut“.
Die Wilhelmsburger Brücken-Spezialisten der Firma Holst sollen die Stahlkonstruktion und die Gründung für die Brücke bauen. Die wird künftig für Fußgänger und Radfahrer, die ihr Vehikel allerdings über die Brücke schieben müssen, als direkte Verbindung zwischen Kanalplatz und Lotsekai fungieren. Damit löst der Bezirk Harburg sein Wort ein, das er den Investoren auf der Schloßinsel gegeben hat.
Wäre es nach den Stadtplanern gegangen, hätte die Brücke schon längst stehen sollen, rechtzeitig zum Präsentationsjahr der Internationalen Bauausstellung (IBA) in 2013. Daraus wurde nichts, denn die Behörde für Stadtplanung und Umwelt (BSU) stoppte kurzerhand die Ausschreibung des Landesbetriebes Straßen, Brücken und Gewässer. Es hatte sich zum einen herausgestellt, dass die Baukosten im Ausschreibungsverfahren von 1,3 Millionen auf rund 3,6 Millionen Euro gestiegen waren.
Zum anderen war bekannt geworden, dass eine Firma aus Süddeutschland, die schließlich den Zuschlag bekommen sollte, im Brückenbau nicht eben versiert war. Der Lotsekanal blieb also erstmal brückenlos. Auch alle Pläne, eine provisorische Überquerung zu installieren, bis denn die endgültige Brücke gebaut würde, scheiterten. Im Gespräch waren unter anderem Pontons und eine Fährverbindung. Beides klappte nicht. Der LSBG startete eine zweite Ausschreibung. Resultat: Jetzt wird sie eben doch gebaut. In zwei Wochen, so kündigt Krstanoski an, „beginnen die ersten vorbereitenden Bautätigkeiten“.
Der jetzige Entwurf für die Brücke stammt aus einem Ideenwettbewerb. Die Brücke muss beweglich sein, damit der Schiffsverkehr den 46 Meter breiten Lotsekanal weiter passieren kann. „Der Neubau besteht aus einer Drehbrückenkonstruktion mit einer Länge von 34 Metern auf der Südseite sowie einem anschließenden festen Überbau mit einer Länge von etwa zwölf Metern auf der Nordseite“, sagt die Behördensprecherin.
Der Überbau ermögliche „den Zugang auf die Drehbrücke . Zum Öffnen der Drehbrücke wird der bewegliche Überbau nach Westen so aus der schiffbaren Durchfahrtsöffnung herausgedreht, dass eine lichte Durchfahrtsbreite von 18 Metern entsteht“, so Helma Krstanoski weiter.
Zuerst werden die Uferwände umgebaut. Hier werden die Auflagenbänke eingesetzt. Bis Ende Oktober sollen die Gründungsarbeiten abgeschlossen sein. In dieser Zeit müssen sich der Schiffsverkehr, Wassersportler, Freizeitskipper und die Berufsschifffahrt, auf Einschränkungen einstellen. Die beiden Überbauten der neuen Brücke bestehen aus luftdicht verschweißten Stahlhohlkästen. Sie werden in einem Werk hergestellt und anschließend in den Binnenhafen gebracht.
Die CDU-Fraktion in der Harburger Bezirksversammlung hatte sich in der Vergangenheit immer gegen den Bau der Drehbrücke ausgesprochen. Zum einen, weil es aus ihrer Sicht drängendere Projekte im Binnenhafen gibt. Zum anderen weil knapp 200 Meter weiter die Lotseklappbrücke steht. Jetzt aber, so Rainer Bliefernicht, stellvertretender CDU-Fraktionschef, sei die Messe gesungen. Und immerhin, so Bliefernicht weiter, werde mit dieser Brücke auch die alte Achse in Richtung Innenstadt wieder hergestellt.