Schon zum neunten Mal fand das Musikfest statt – ein Abend wie ein Sommermärchen auf dem historischen „Oarns Hoff“. Klassische Philharmonie Nordwest entführt in „Tausendundeine Nacht“.

Trelde. Einen Abend lang liegt Trelde weit, weit weg, im Orient. Das Flirren der heißen Luft, der Vorbeimarsch der Karawane, bis sie am Horizont verschwindet: Die musikalische Umsetzung der „Steppenskizze aus Mittelasien“ aus der Feder von Alexander Borodin wird interpretiert von der Klassischen Philharmonie Nordwest unter der Leitung von Ulrich Semrau, die zum neunten Mal bei „Klassik populär“ in Trelde das Programm gestaltet.

Doch zuvor kommt die Sinfonia concertante Es-Dur KV 297b auf die Bühne, die Wolfgang Amadeus Mozart zugeschrieben wird, obwohl nicht ganz geklärt ist, ob die Noten tatsächlich aus seiner Feder stammen. Zweitrangig, wenn man das Zusammenspiel der Solisten, Saichiro Mera (Oboe), Julian Breen (Horn), Seyzi Cokgez (Fagott) und Barbara Rößler-Schöving (Klarinette) nicht nur hört, sondern auch sieht. Wie sie mit ihren Instrumenten zu tanzen scheinen, welche Leichtigkeit die Melodien versprühen, obwohl sie doch so technisch anspruchsvoll sind.

Unter der Leitung von Ulrich Semrau malt das Orchester märchenhafte Landschaften, auch beim großen Werk des Abends, der „Sheherazade“ von Nikolai Rimskij-Korsakov. So wie die junge Frau aus dem Märchen eine Geschichte nach der anderen erzählt, um ihr Leben in den nächsten Tag hinein zu retten, so zieht sich auch das Hauptthema, das Violinistin und Konzertmeisterin Reka Lelek vorgibt, durch alle vier Sätze des Stückes. Auch die vier Solisten des ersten Teils müssen noch einmal alles geben, allen voran die Klarinettistin. Die dichten, komplexen Tutti-Klänge, die immer wiederkehren, beweisen, dass der Spielort richtig gewählt ist: Die Scheune auf „Oarns Hoff“ – Holzwände, hohe Decke, Quaderform – hält eine Akustik vor, die mit Konzertsälen durchaus mithalten kann. Die musikalische Reise macht vor den Noten nicht halt: „Wir haben Mitspieler aus mehr als zehn Nationen“, erklärte Ulrich Semrau. Ob der Japaner Mera, der Australier Breen oder der Türke Cokgez – Musik ist eben eine Sprache, die jeder versteht.

Doch das kleine große Festival in Trelde begründet seinen Erfolg – im nächsten Jahr wird zehnjähriges Bestehen gefeiert – auch in der wunderbaren Atmosphäre auf dem historischen Hof unter den großen Eichen. Mit stilvoller Blumendeko und Gastronomie – am Weinstand war übrigens Geduld gefordert – und dem Familienfest am Sonntag ist es unter Musikfreunden längst kein Geheimtipp mehr. Die 500 Karten waren Wochen vorher ausverkauft, und wie Udo Blanck vom Veranstalter „Trintla Cultura e.V.“ berichtete, sei dies auch den zahlreichen Sponsoren zu verdanken, mit deren Hilfe die Eintrittspreise moderat und für jedermann bezahlbar blieben.

Zum Gelingen des Festes tragen aber auch die vielen ehrenamtlichen Helfer aus dem Ort, viele von ihnen Rentner, bei. Sie sorgen unter anderem für den Auf- und Abbau. Ein paar Wünsche haben sie denn auch noch: Die Stühle stellt die Stadt Buchholz, sie müssen geholt und zurückgebracht werden. Eigene Sitzplätze, das wär’s. „Wenn also jemand noch 500 Stühle übrig hat, bitte gern bei uns melden“, sagte Udo Blanck in seinem Schlusswort.