Im Rathaus trafen sich Bürger, Politiker und Geschäftsleute, um über die Frage zu diskutieren, ob die Ansiedlung eines Famila-Verbrauchermarkts für die Gemeinde sinnvoll ist. Die Mehrheit der anwesenden Bürger sagte: „Ja.“

Neu Wulmstorf Braucht Neu Wulmstorf einen weiteren Verbrauchermarkt oder bedeutet die geplante Ansiedlung von Famila auf dem ehemaligen Möbel-Meyn-Gelände das Aus für den Einzelhandel in der Bahnhofstraße? Mit dieser Frage beschäftigten sich kürzlich Politiker und Geschäftsleute im Rathaus der Gemeinde. Auch zahlreiche Bürger beteiligten sich an der öffentlichen Diskussionsrunde. Und die verteilten Vorschusslorbeeren an den Kieler Unternehmer.

Die SPD-Fraktion hatte die Veranstaltung initiiert, um allen Betroffenen die Möglichkeit zu geben, Position zu beziehen. Auf dem Podium stellten sich Frank Kockmann (Vorsitzender des Gewerbevereins), Gerhard Peters (Initiative Ortskern Neu Wulmstorf) sowie Christian Lahrtz (Investor und Famila-Geschäftsführer) den Fragen der anwesenden Bürger.

Lahrtz rechnet fest damit, dass die Gemeinde seinem Unternehmen die Chance bietet, sich in Neu Wulmstorf anzusiedeln. „Wer sich entwickeln will, kommt an Famila nicht vorbei. Wir bauen schöne Läden, haben verlässliche Mitarbeiter und ein tolles Sortiment“, sagte der Geschäftsmann. Mit Famila biete sich der Gemeinde die Chance, Kaufkraft im Ort zu binden und nicht an Buxtehude oder Hamburg zu verlieren. In vielen Gemeinden an insgesamt 82 Standorten sei Famila mittlerweile das größte Zugpferd. Er sei sich durchaus der Verantwortung bewusst, die mit einer Ansiedlung in Neu Wulmstorf verknüpft sei. „Wir sind bei dem, was wir hier anbieten werden, durchaus flexible“, sagte Lahrtz. Auf die Gestaltung können und sollen Bürger und Politik Einfluss nehmen. Sogar Baumarkt-Artikel seien denkbar. „Die Bahnhofstraße muss keine Angst vor uns haben. Im Gegenteil: Wir verstehen uns als integraler Bestandteil.“ So werde Famila auch die Gewerbesteuer vor Ort zahlen.

Gerhard Peters beruhigten die Aussagen des Unternehmers nicht. „Ich sehe erhebliche Risiken, wenn sich Famila außerhalb des Ortszentrums ansiedelt“, sagte der Gründer der Initiative Ortszentrum Neu Wulmstorf. Die Ansiedlung werde einen Verdrängungswettbewerb einläuten. Takko habe bereits durchblicken lassen, dass sie überlegten, den Pachtvertrag für ihren Laden in der Bahnhofstraße eventuell nicht zu verlängern, sollte Famila nach Neu Wulmstorf kommen. Und auch kleinere Geschäfte könnten neben Famila nicht bestehen, so Peters. Frank Kockmann, der als Vorsitzender des örtlichen Gewerbevereins die Interessen vieler Händler im Ort vertritt, bleibt entspannt. „Ich kenne keinen Ort, der unter Famila gelitten hätte“, sagte Kockmann. Eine Umfrage habe zudem ergeben, dass viele Gewerbetreibende keine Probleme mit einer Ansiedlung des Verbrauchermarktes haben. Wäre der Verein stimmberechtigt, würde er sich für Famila aussprechen. Ausschlaggebend sei dabei allerdings die Lösung der Verkehrsführung und die Sortimentsgestaltung. „Ich halte unsere Politik für fähig, am Ende die richtige Entscheidung zu treffen.“

Auch viele Bürger, die sich rege an der Diskussion beteiligten, wollen Famila im Ort. Die Bahnhofstraße bleibe weiter Mittelpunkt für Besuche beim Friseur, Bäcker und Arzt. Laufkundschaft für die Geschäfte wäre weiterhin da, sagte ein Neu Wulmstorfer. Allerdings – und das war ebenfalls eindeutiger Tenor – müssten die Geschäftsleute umdenken. „Die Öffnungszeiten sind ein Unding. Sie sind von Geschäft zu Geschäft verschieden. Es wäre schön, wenn alle zur gleichen Zeit Mittagspause machen würden. Da müssten sich die Händler mal einigen“, sagte Traute Strübing. In die gleiche Kerbe schlug Rosy Schnack: „Wenn Herr Lahrtz es schafft, die Gewerbetreibende vor Ort wachzurütteln, dann komme ich mich persönlich mit einem Kuchen bei ihm bedanken.“