Nachdem bislang alle Forderungen Harburgs nach einem eigenen Stadtrad-System in Hamburg abgewiegelt wurden, führen jetzt die Fachbehörde und die Deutsche Bahn Gespräche.
Harburg. Steter Tropfen scheint in der Tat den Stein zu höhlen. Derzeit führen Vertreter der Deutschen Bahn (DB) und der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation wieder Gespräche. Das bestätigten beide Seiten. Thema ist die Einführung des Stadtrades im Bezirk Harburg. Zum Stand der Gespräche wollen die Beteiligten sich nicht konkret äußern.
„Jetzt den Ergebnissen der aktuell geführten Gespräche vorzugreifen“, so DB-Sprecher Egbert Meyer-Lovis, „ist reine Spekulation“. Helma Krstanoski von der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation aber geht einen Schritt weiter. „In den aktuellen Gesprächen ist man schon weiter gekommen“, sagt sie.
Erst im April hatte die Bezirksversammlung einen weiteren Beschluss in Sachen Stadtrad gefasst. Einstimmig hatten sich die Bezirksabgeordneten zum wiederholten Mal dafür ausgesprochen, dass die Harburger Verwaltung Vorschläge für mögliche Stadtrad-Stationen im Bezirk erarbeiten und sich mit der zuständigen Fachbehörde wegen des Themas in Verbindung setzen soll. Bislang hieß es aus Hamburg lediglich, die Ausweitung des Stadtrad-Systems auf den Bezirk Harburg sei unter anderem aus Kostengründen derzeit nicht geplant.
Ein Konzept, dass die Verwaltung in einer Arbeitsgruppe gemeinsam mit Vertretern der Asklepios-Klinik Harburg, der Technischen Universität Hamburg Harburg (TUHH), mit dem Wirtschaftsverein und mit Politikern gemeinsam schon vor geraumer Zeit erarbeitet hatte, könnte jetzt tatsächlich zum Zuge kommen und umgesetzt werden.
Dieses Konzept hat die Harburger Verwaltung noch ein mal an die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation geschickt. Und auf der Basis dieses Konzeptes werden derzeit die Gespräche geführt.
„Nachdem, was wir jetzt gehört haben und vor dem Hintergrund, dass wir bereits seit zwei Jahren den Fuß in der Tür haben, bin ich jetzt ganz zuversichtlich, dass es funktioniert", sagt Gerrald Boekhoff vom Fachamt Management des öffentlichen Raumes.
Bei der Erarbeitung des Konzeptes, so Boekhoff, sei es auch darum gegangen, nicht nur in Hamburg die Forderung in den Raum zu stellen, das Stadtrad-System nach Harburg auszuweiten, sondern mit konkreten Ansätzen deutlich zu machen, „dass wir uns in arburg schon Gedanken darüber machen, wo wir Stadtrad-Stationen wollen, beziehungsweise brauchen“, so Boekhoff.
Konkret geht es um 13 Stationen, die der Bezirk vorschlägt. Der Harburger Bahnhof und die S-Bahnstationen sollen angebunden werden. „Wobei wir kritisieren, dass die S-Bahn-Stationen in Süderelbe wie überhaupt der Süderelberaum aus dem Konzept ausgespart wurden. Auch hier brauchen wir das Stadtrad. Da muss das Konzept nachgebessert werden“, so Kay Wolkau, stellvertretender Fraktionschef der Harburger Grünen, die vehement seit Jahren die Einführung des Systems im Bezirk fordern.
Laut Konzept soll es allein im Binnenhafen vier Stadtrad-Stationen geben. Eine Konkurrenz zu den rund 24 Channel-Bikes dürfte das Stadtrad nicht darstellen. „Unsere Channel-Bikes werden eher für kurze Distanzen hier im Binnenhafen genutzt. Das Stadtrad wäre ganz unabhängig davon eine gute Sache für Harburg“, sagt Channel-Geschäftsführer Hans-Joachim Schulz.
Auch die TUHH im Heimfeld würde, laut Konzept, mit einer Station an das umweltfreundliche Fahrrad-System angebunden werden. Auch hier sieht man dadurch keinerlei Konkurrenz zur eigenen, gerade um 20 neue BikeIng-Räder aufgestockten Fahrradflotte.
„Wir würden uns freuen, wenn das Stadtrad jetzt doch nach Harburg käme. Unsere Räder sind ein kostenloses Angebot für Studierende und Mitarbeiter der TU. Die Räder müssen abends wieder zurück gebracht werden", so TUHH-Sprecherin Jasmine Ait-Djoudi.
Eine Verdichtung im Innenstadtbereich, eine Anbindung der Außenmühle, Stationen am Krummholzberg und an der Baererstraße beinhaltet das Harburger Stadtrad-Konzept ebenfalls. Eine abgespeckte Version, so Gerrald Boekhoff, mache für Harburg wenig Sinn.
Denn der Bezirk brauche, durch seine Lage ein in sich funktionierendes System. Boekhoff jedenfalls gibt sich zuversichtlich, dass es bei diesem Anlauf mit einem eigenen Harburger Stadtrad-System klappen könnte.
Die Harburger Verwaltung setzt jetzt darauf, dass zum einen die Gespräche zwischen Bahn und Wirtschaftsbehörde positiv laufen, und dass zum anderen der Topf für das Projekt Stadtrad aufgestockt wird.