Annett Louisan, Roger Cicero, Ina Müller aber auch Santiano, Udo Jürgens und Helene Fischer gehören zu Frank Ramonds Kunden. Und wer ab Ende November dieses Jahres das neue Musical „Das Wunder von Bern“ besucht, wird seine Songs hören.

Trelde. Frank Ramond ist nicht der Typ, der gern im Mittelpunkt steht. Obwohl er es durchaus verdient hätte, denn das, was er zu Papier bringt, führt andere zu Ruhm, Ehre und Erfolg. Der 50-Jährige ist Musikproduzent, aktiv im Aufsichtsrat der Gema und ist Vizepräsident des Deutschen Textdichter Verbands. Aber vor allem ist Frank Ramond ein sehr erfolgreicher Texter. Mehr als 700 Songs stammen aus seiner Feder. Annett Louisan, Roger Cicero, Ina Müller aber auch Santiano, Udo Jürgens und Helene Fischer gehören zu seinen Kunden, die sich von ihm ihre Hits auf den Leib schreiben lassen. Und wer ab Ende November dieses Jahres das neue Musical „Das Wunder von Bern“ im eigens dafür gebauten Musicalzelt im Hamburger Hafen besucht, wird seine Songs hören. Frank Ramond hat sie eigens für die Bühnenfassung des Fußballmärchens geschrieben, insgesamt 18 Lieder werden das Publikum durch den Abend führen.

Vor zwei Jahren begannen die Arbeiten an der Musicalfassung der Geschichte um den ersten Weltmeistertitel der Deutschen Nationalmannschaft nach Ende des zweiten Weltkriegs in Bern. Zunächst schrieb der Theater- und Filmregisseur Gil Mehmert das Buch der Bühnenfassung. Anschließend erarbeitete Frank Ramond gemeinsam mit dem Komponisten Martin Lingnau die gesungenen Parts des Stückes. Sönke Wortmann, der Regisseur der die Filmvorlage gedreht und erfolgreich in die Kinos gebracht hatte, fungierte als Berater im Hintergrund. „Wer jetzt die Frage stellt, wird es singende Fußballer geben, bekommt die Anwort: Nein, wird es nicht“, verrät Frank Ramond. Eine Nachricht, die vor allem bei den männlichen Musicalbesuchern und Fußballfans für Aufatmen sorgen wird.

Damit die Geschichte vom Fußballwunder auf der Bühne funktioniert, wird sie auf drei Ebenen erzählt. Zu einen ist da die Familie, „im wesentlichen ist es eine Vater-Sohn-Geschichte“. Zum zweiten geht es um die Mannschaft, „ein Sammelsurium von Spielern aus den verschiedensten Bundesländern und den dazugehörenden Eigenheiten“. Auf der dritten Ebene ist es auch eine Geschichte über das noch junge Deutschland, das zusammenwachsen will, aber noch traumatisiert ist von den Ereignissen des Krieges.

Um die richtigen Worte für die Darsteller zu finden, muss sich der Texter in die Charaktere hineinversetzen. Anders als bei Künstlern, die als Musiker auf der Bühne stehen, müssen die Texte für ein Musical leicht verständlich und plakativ sein, „man schreibt viel, aber man schmeißt auch viel weg“, berichtet Ramond.

Seit Anfang der 90er-Jahre arbeitet er hauptberuflich als Musiktexter. Nach der Schule lernte er erst mal etwas anständiges und wurde Industriekaufmann. Nach dem Ende der Ausbildung zog es ihn an die Uni, elf Semester Jura folgten. Auf der Suche nach einem Beruf, von dem er auch leben konnte, entschied er sich, als Musikproduzent zu etablieren. Schnell wurde ihm klar, dass es damals wenig gute Musik mit deutschen Texten gab, „ich konnte den Mainstream der 90-er aus Amerika und England irgendwann nicht mehr hören“. Kurz darauf lernte er Udo Lindenberg kennen. Ramond hatte einen Song für eine seiner Schützlinge geschrieben. Katja OK hieß das austrebende Talent und gab Ramonds Text ihrem Gönner. Der tauchte eines Tages im Studio auf, die Chemie stimmte und Lindenberg finanzierte die Produktion, „allerdings war der Song ein Riesenflop“, grinst Ramond. Aber der Kontakt war da und Udo Lindenberg heuerte ihn als Texter für seine nächste LP an, „der Song Blauer Planet ist von mir“, sagt Ramond.

Ebenfalls auf seinem Mist gewachsen ist die Figur Lotto King Karl. Ramond hatte damals ein Studio in Barmbek und hörte von Lotto Lothar, einem Arbeitslosen aus Hannover, der 1994 knapp vier Millionen Mark gewann. Ramond schrieb ein Lied dazu und suchte einen passenden Sänger, der schnoddrig sein und lispeln sollte. „Irgendjemand sagte dann, das kann der Gerrit machen, der wohnt eh nur 200 Meter entfernt von hier“. Gerrit kam vorbei - und war von dem Zeitpunkt an Lotto King Karl.

Nachdem Frank Ramond zehn Jahre lang für Verlage und Musiker geschrieben hatte, lernte er Annett Louisan kennen. Musikalisch gesehen hatte er schon immer ein Faible für die Chansons aus Frankreich, Jacques Brel, Serge Gainsbourg, Charles Aznavour waren neben einigen anderen seine Vorbilder. Mit Annett Louisan wagte er sich an den Chanson mit deutschen Texten. Ihr erstes Album schlug ein wie eine Bombe, „innerhalb von sechs Wochen gab es Gold“, erinnert er sich. Auch das zweite Album , nur elf Monate später, war ebenso erfolgreich. Also entwickelte Ramond die Idee von Musik mit deutschen Texten weiter und schieb für den damals noch unbekannten Swingmusiker Roger Cicero die Texte für seine CD „Männersachen“.

Ina Müller, Barbara Schöneberger, Udo Jürgens Helene Fischer oder auch Santiano - jeder Künstler, der gute Texte auf Deutsch singen will, klingelt irgendwann bei ihm durch. In der kreativen Phase, wenn alles im Werden ist, fährt er mit den Musikern gern mal eine Woche in die Einsamkeit, damit am Ende etwas herauskommt, was individuell ist und zu dem jeweiligen Sänger passt: „wir quatschen, quatschen, quatschen, und dann kommt manchmal was ganz spontan für die Songs heraus - der Zufall spielt einem da die Bälle in die Hand“. Die wichtigste Eigenschaft bei seiner Arbeit ist für ihn Empathie: „Man muss sich vorstellen können, wie es anderen geht, was sie empfinden - und das dann in Worte fassen.“ Natürlich kann er dies nicht immer abrufen, auch Frank Ramond hat manchmal eine Schreibblockade. In Panik gerät er deswegen nicht: „Ich wasch dann mein Auto, schon auf dem Weg zur Tür fällt mir dann wieder etwas ein“.

Seine Kreativität setzt er sehr erfolgreich in die Tat um. Momentan arbeitet er gerade gemeinsam mit der Nachwuchssängrin Jördis Thielsch an ihren Songs, ein Comedy-Album mit Mirja Boes ist gerade erschienen. Entspannung findet er beim Filmegucken: „Wenn ich Musik höre, dann analysiere ich immer die Arbeit der Kollegen“, zuckt er die Schultern. Nur bei Jazz kommt er vom Stress runter und natürlich, wenn er einen netten Abend mit Freunden verbringt.

Dass er mit seiner Arbeit nicht im Vordergrund steht, damit hat Frank Ramond kein Problem, „das ist das Schicksal aller Texter“. Um so mehr freut ihn die Anerkennung der Kollegen: Für seine Arbeit mit Roger Cicero, Annett Louisan und Ina Müller bekam er gemeinsam mit Matthias Haß aus Hittfeld 2007 den Echo-Musikpreis in der Kategorie „Produzent des Jahres“.