Über die genauen Umstände der Kampfabstimmung beziehungsweise der Sitzung in der Geschäftsstelle will Robert Klein, Kreis-Vorstandssprecher der Grünen und neu gewähltes Mitglied der Bezirksversammlung nichts sagen.
Harburg. In der Fraktionssitzung am Donnerstagabend in der Harburger Geschäftsstelle der Grünen wurde Britta Herrmann „mit deutlicher Mehrheit“ zur neuen Fraktionschefin von Bündnis 90/Die Grünen in der Harburger Bezirksversammlung gewählt. Sie hatte gegen den bisherigen Amtsinhaber Kay Wolkau kandidiert.
Über die genauen Umstände der Kampfabstimmung beziehungsweise der Sitzung in der Geschäftsstelle will Robert Klein, Kreis-Vorstandssprecher der Grünen und neu gewähltes Mitglied der Bezirksversammlung nichts sagen. An der zweistündigen Sitzung haben außer der Fraktionsgeschäftsführerin, Marion Göhring, sie ist bei den Wahlen nicht stimmberechtigt, Robert Klein, Britta Herrmann, Kay Wolkau, Jürgen Marek, Dr. Gudrun Schittek, Isabel Wiest und Tülin Akkoc teilgenommen.
„Wir konnten nicht alle Punkte auf der Agenda abarbeiten am Donnerstagabend. Am Montag wird die Sitzung fortgeführt. Dann werden unter anderem auch die Stellvertreter von Britta Herrmann gewählt“, sagt Klein. Die Fraktionsmitglieder werden dann auch ihre Interessen an den neu zu bildenden Fachausschüssen in der Bezirksversammlung bekunden.
Ansonsten sei einvernehmlich beschlossen worden, bis Dienstag nächster Woche Stillschweigen über die Wahl zu wahren, so Robert Klein. Die übrigen Mitglieder der neuen Grünen-Fraktion sind offensichtlich auf Tauchstation gegangen.
Das spricht dafür, dass derzeit nicht nur die SPD in Harburg an internen Machtkämpfen krankt, sondern dass es auch bei den „Grünen drunter und drüber geht“, so ein Mitglied der Bezirksversammlung. Anfang vergangenen Jahres hatte Wolkau den Posten vom verstorbenen Ronald Preuß übernommen. Wolkau ist schon viele Jahre Mitglied der Grünen-Fraktion in Harburg. Er hatte nach der Bezirkswahl im Mai keinen Zweifel daran gelassen, dass er gerne weiter auf dem Posten des Fraktionschefs arbeiten möchte.
Diese Niederlage gegen Britta Herrmann, die vor etwas mehr als einem Jahr erst in die Bezirksversammlung nachrückte, dürfte zum einen ein bitterer persönlicher Schlag für den Juristen sein, zum anderen wird diese Niederlage ihn in seiner eigenen Fraktion weiter schwächen. Ob Wolkau am Montag, wenn die Fraktionssitzung fortgeführt wird, für den Posten des Stellvertreters kandidieren wird, ist fraglich.
Auch über das genaue Abstimmungsergebnis, das Britta Herrmann zu dem Posten an der Spitze der Fraktion verholfen hat, wird bei den Grünen eisern geschwiegen. Aber „deutliche Mehrheit“ kann bei sieben stimmberechtigten Anwesenden nur heißen, dass die Abstimmung entweder fünf zu zwei oder sogar sechs zu einer Stimme gegen Wolkau ausgegangen sein muss.
Letzeres Rechenbeispiel würde bedeuten, dass nur Wolkau für sich gestimmt hat. Damit hätte er einen Großteil an Rückhalt in der Fraktion verloren, obwohl er sich im vergangenen Jahr recht wacker als Fraktionschef der Grünen geschlagen hat, insbesondere vor dem Hintergrund, wie er zu diesem Amt gekommen ist.
Zufrieden mit ihrer Wahl zur Fraktionschefin zeigt sich natürlich Britta Herrmann am Tag nach der vorbereitenden Sitzung für die eigentliche konstituierende Sitzung der Grünen-Fraktion. Viel mehr aber will auch sie gegenüber dem Abendblatt nicht sagen. „Natürlich freue ich mich über die deutliche Mehrheit in meiner Fraktion, und ich fühle mich der Aufgabe durchaus gewachsen, auch wenn ich der Fraktion noch nicht so lange angehöre“, sagt Herrmann.
Dass sie innerhalb kürzester Zeit Kay Wolkau erst bei der Kandidatenaufstellung der Bezirksliste die Spitzenposition streitig gemacht hat und ihn jetzt vom ersten Posten in der Fraktion verdrängt hat, kommentiert die Kita-Leiterin so: „Letztendlich bin ich von den Mitgliedern für die Bezirks- und Wahlkreislisten aufgestellt worden, und die Bürger haben mich mit einem klaren Votum gewählt.“
Klar ist, Britta Herrmann dürfte bei ihrem Senkrechtstart in der Grünen-Fraktion in der Bezirksversammlung Harburg auch einiges an zerschlagenem Porzellan hinter sich gelassen haben. „Dazu werde ich mich nicht äußern“, sagt sie.