Am Lotsekanal im Binnenhafen suchen Taucher nach Überresten mittelalterlicher Brückentrassen, die früher einmal die Harburger Schlossstraße mit der Schlossinsel verbunden haben sollen.
Harburg. Nasse Grabung: Am Donnerstag, 5. Juni und am Freitag, 6. Juni wird das Archäologische Museum eine unterwasserarchäologische Untersuchung im Lotsekanal in der Nähe der Harburger Schloßstraße durchführen. Ziel der Untersuchung ist die Auffindung der mittelalterlichen und neuzeitlichen Brückentrassen, die früher einmal die Harburger Schloßstraße mit der Harburger Schlossinsel verbunden haben sollen.
Bereits seit zwei Jahren führt das Archäologische Museum Hamburg eine Ausgrabung im Bereich der Harburger Schloßstraße durch (wir berichteten). Auf einem 11.450 Quadratmeter großen Baugebiet findet eine der bisher größten Stadtkerngrabungen Hamburgs statt. Über 20.000 archäologische Fundstücke konnten die Archäologen bisher bergen.
Noch bis Ende August haben die Experten des Museums die Gelegenheit, das historisch bedeutsame Gelände zu erforschen. Nun werden Taucher des Forschungstauchzentrums der Universität Kiel einen bisher noch nicht erfassten Bereich untersuchen: Den Lotsekanal, der in unmittelbarer Nähe zur Harburger Schloßstraße verläuft.
Die Schlossinsel ist die Keimzelle Harburgs, von hier aus nahm die Entwicklung der Stadt ihren Lauf. Das Bedeutsame dieses Ortes zeigt sich beispielhaft am letzten noch erhaltenen Teil des Harburger Schlosses. Die Harburger Schloßstraße war der Verbindungsdamm zur Schlossinsel und damit zur ehemaligen Burg. Hier lag das historische Harburg, hier befanden sich das Rathaus und der Markt.
Erst mit der Schaffung des neuen Zentrums auf dem Sand ab 1830 verlor das alte Harburg mehr und mehr an Bedeutung. Bis heute hat sich aber der damalige Stadtgrundriss mit seinem Straßenverlauf erhalten. Noch immer ist ablesbar, wie die Siedlung Harburg angelegt wurde.
Von besonderem Interesse für die Wissenschaftler sind die Brückentrassen, die die Schlossinsel einmal mit der Harburger Schloßstraße verbunden haben müssen. Mit Hilfe der Unterwasserarchäologie wollen sie nun diese Forschungslücke schließen.
Die Unterwasserarchäologie gilt noch immer als junge Wissenschaftsdisziplin, die jedoch gerade in den vergangenen Jahren einen beachtlichen Aufschwung als Forschungsgebiet erlebt hat. Gerade von den unter Wasser nahezu perfekt konservierten Hinterlassenschaften geht eine große Faszination aus.