Der Tourismus im Landkreis Harburg entwickelt sich laut Umfrage der Industrie. und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg prächtig. Anziehungspunkte sind Hamburg und die gesamte Heideregion.

Harburg/Hanstedt. Gastwirte im Landkreis Harburg können sich auf eine gute Sommersaison freuen. Das besagt eine aktuelle Umfrage der Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg, die auch für diese Region zuständig ist. Für die Umfrage, die im Juni veröffentlicht wird, wurden Tourismusbetriebe nach ihren Erwartungen befragt. Demnach rechnen viele damit, dass es nach Rückgängen 2012 und einer Stagnation 2013 nun wieder aufwärts geht.

Nach wie vor sind es zwei Hauptgründe, die die Touristen in die Region locken: Die Stadt Hamburg und die Lüneburger Heide. Dass es noch weitere sehenswerte Orte gibt, etwa im Regionalpark Rosengarten, wollen die Touristiker in Zukunft bekannter machen. Als neue Zielgruppe haben sie Naturliebhaber aller Altersgruppen im Auge.

Wie zurzeit eine der Hauptzielgruppen aussieht, schildert Thomas Cordes, Vorstandsmitglied des Harburger Kreisverbandes des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga). „In den Norden des Kreises kommen viele Leute, die sich in Hamburg ein Musical ansehen wollen, oder den Hafen und das Miniatur-Wunderland. Ein großer Anteil dieser Touristen kommt aus Nordrhein-Westfalen“, sagt Cordes, der selbst Inhaber eines Hotels in der Gemeinde Rosengarten ist. Cordes weiter: „Diese Gäste sind überwiegend Ehepaare, meistens sogenannte Best Ager über 50. Und sie reisen in der Regel mit dem Auto an.“

Warum diese Touristen nicht gleich in Hamburg übernachten, erklärt der Gastronom auch: „Viele wollen nicht in der Großstadt wohnen. Außerdem bekommen sie hier unten einfach mehr für ihr Geld.“ Jene Gäste bleiben in der Regel für einige Tage – und kommen oft wieder. Zum Beispiel, wenn es ein neues Musical anzusehen gibt.

Eine zweite, wichtige Zielgruppe interessiert sich weniger für die Großstadt, sondern für die Nordheide. So Hans-Peter Ebeling, ebenfalls Vorstandsmitglied des Dehoga Harburg: „Unter den Touristen sind ebenfalls Best Ager, die sich sportlich betätigen wollen. Und auch Familien.“ Dabei habe sich die Art, Urlaub zu machen, verändert: „Die Leute bleiben kürzer, aber kommen dafür häufiger.“

Laut Statistik liege die durchschnittliche Übernachtungsdauer in Orten wie Undeloh und Handeloh mittlerweile bei drei Nächten. Im Bereich Rosengarten und im Seevetal liege er bei zwei Nächten. Die „klassischen Heideurlauber“ würden mit der Zeit seltener – ältere Ehepaare, die in der bewährten Umgebung ihren Jahresurlaub machen.

Wie kann die Lüneburger Heide auch in Zukunft für Touristen interessant sein? Und wie lassen sich mehr Urlauber für den nördlichen Teil des Kreises begeistern? Mit Fragen wie diesen beschäftigt sich Benjamin Roolfs, Leiter der Außenstelle Hanstedt der Lüneburger Heide Tourismus GmbH. Er kümmert sich um das Gebiet des Kreises Harburg, der die Tourismus-Gesellschaft auch mitfinanziert.

Wohin die Reise gehen sollte, ist für ihn klar: „Wir wollen in Zukunft stärker auf das Thema Wandern setzen. Und auf naturnahe Erlebnisse.“ Warum das so ist, hat mehrere Gründe – einer davon ist saisonal bedingt. „Im Süden des Kreises haben wir die Auslastung in der Saison der Heideblüte, im August und September. Für die übrigen Zeiten brauchen wir andere Themen.“ Eines, das besonders gut geeignet sei, sei das Wandern: „Das kann man vom Frühjahr bis zum Herbst machen.“

Zudem biete der Kreis die idealen Bedingungen dafür: „Wir haben die schönen, verschlungenen, sandigen Pfade. Und eine sehr abwechslungsreiche Landschaft.“ Ziele wie die Harburger Berge und der Appelbecker See bei Moisburg seien ein guter Kontrast zur Heidelandschaft. Und vor allem noch viel zu wenig bekannt, gerade in Hamburg. Besonders dort sieht Benjamin Roolfs ein großes Potenzial. „Viele wissen noch gar nicht, dass man den Heidschnucken-Weg, der in Hamburg-Fischbek losgeht, mit der S-Bahn erreichen kann.“

Wen man in Zukunft in die Region locken will, weiß man bei der Lüneburger Heide GmbH auch schon. Die Experten seien dazu übergegangen, ihre Zielgruppen nicht mehr nach Alter, sondern nach Lebensstilen zu definieren, wie Benjamin Roolfs erklärt. Und so habe man eine besonders interessante Gruppe ausgemacht: die sogenannten „Organics“, auch genannt „Naturliebhaber“.

„Diese Menschen, die zwischen 30 und 70 Jahre alt sein können, sind unsere Hauptzielgruppe für die kommenden Jahre.“

Nun komme es darauf an, ihnen das Richtige zu bieten: „Wir wissen, dass wir das Angebot in der Gastronomie ändern müssen. Schnitzel und Pommes reichen da nicht, die Organics interessieren sich eher für regionale Produkte.“ Auch die Einrichtung der Hotels und Gaststätten müsse hier und da modernisiert werden – aber „regionaltypisch“, mit Natur-Materialien.