Manuel Eitner zeigt im Kunstverein Buchholz Bildcollagen aus Kinoplakaten und Aquarelle, die den NSU-Prozess thematisieren. Seine Bilder sind politisch, doch von „Betroffenheitskunst“ distanziert sich der Künstler.

Buchholz. Das da, das ist doch ein Auge! Und sieht die Rauchwolke nicht wie ein Schädel aus? Kaum gedacht, spricht es Manuel Eitner selbst aus: „Hier, sehen Sie: Das ist ein Totenschädel. Und hier kann man ein Auge erkennen.“ Der Künstler aus München fertigt aus alten Kinoplakaten Collagen, die wie Vexierbilder aussehen. Aus einer Filmszene wird durch Zerlegen und Zusammensetzen etwas völlig neues.

Es sind menschliche Körper, die das Bild dominieren, doch sie sind kopflos. Aber nur vermeintlich. Der Künstler versieht sie mit neuen Köpfen und Gesichtern, die sich dem Betrachter erst auf den zweiten Blick erschließen, dann aber umso deutlicher.

Doch es sind keine heiteren Bilder, sie haben alle etwas Verstörendes, Düsteres. Oft sind es Szenen von Explosionen, Rauch und Zerstörung. Trotzdem sind es natürlich Bilder zum Hinschauen. Warum so düster? „Ich kann nicht anders. Ich arbeite mit den Dingen, die mich beschäftigen. Die Bilder haben einen politischen Hintergrund, ja. Aber trotzdem ist Betroffenheitskunst nicht mein Ding“, erklärt Manuel Eitner. Davon abgesehen fasziniert der Fundus an alten Filmaushängen, darunter zahlreiche Exemplare aus der DDR, die zurück bis in die 30er-Jahre reichen. Schon als Zehnjähriger hat Manuel Eitner Collagen aus Plakaten gefertigt, die er damals schon sammelte.

Und er wurde zum leidenschaftlichen Kinogänger, bezog sein Material direkt von den Filmverleihern, aber auch von Sammlerbörsen. Die „richtigen“ Motive zusammenzufügen sei eine äußerst langwierige Arbeit, wenn man aus Tausenden Bildern auswählen könne, und doch sei sie spontan. Für die Inszenierung bemalt er die Bilderrahmen, die mit nicht reflektierendem Glas bedeckt sind. In den Räumen des Kunstvereins sind die Wände teilweise grün gestrichen. Einige Collagen – die kleinformatigen – hängen so tief, dass sich der Betrachter nach vorn beugen muss.

Für die Ausstellung im Buchholzer Kunstverein hat der Münchner noch einen weiteren Zyklus vorbereitet. Ein riesiges Schwarzweißbild eines Wohnwagens, direkt auf die Wand aufgemalt, dominiert den Raum. Es ist nicht irgendein Wohnwagen. Es ist der Wohnwagen, in dem der NSU-Terror vorbereitet wurde. Seit einem Jahr läuft der Prozess gegen die einzige Überlebende des Neonazi-Trios, die sich für eine beispiellose Mordserie vor dem Münchner Landgericht verantworten muss. Hier schließt sich der Kreis: „Mein Atelier liegt genau rückwärtig zum Gerichtsgebäude“, sagt Eitner. Der Zyklus heißt „UNS“, also auch die Umstellung der Buchstaben NSU. Seine in Schwarzweiß gehaltenen Aquarelle halten fest, was sich rund ums Gericht täglich abspielt. Ausgestorbene, weil abgesperrte Straßenzüge, Polizeikarawanen, die das Fahrzeug mit der Angeklagten begleiten. Ein Hauch von Absurdistan.

Die Ausstellung „Alles hängt mit allem“ im Kunstverein Buchholz, Kirchenstraße 6, ist bis 8. Juni dienstags bis freitags von 16 bis 18 Uhr sowie sonnabends und sonntags von 11 bis 17 Uhr zu sehen. Begleitend dazu wird am Sonnabend, 24. Mai, ein Collage-Workshop mit Katja Staats angeboten, Infos und Anmeldung bis zum 22. Mai unter 04181/3800868 oder info@kunstverein-buchholz.de. Die Teilnahme kostet fünf Euro, Material wird gestellt.