Das Theater Lüneburg geht mit Rigoletto, Cabaret, Anatevka und Faust und Raritäten, die niemand kennt, in die Saison

Lüneburg. Groß und laut, klein und leise, lustig und ernst, komisch und traurig. All solche Momente sind in der nächsten Spielzeit im Theater Lüneburg zu erleben. „Was der Augenblick erschafft“ hat das Team das neue Programm mit gut 30 Premieren überschrieben. Und Intendant Hajo Fouquet ruft mit Verve in die Region hinaus: „Lassen Sie sich verführen!“ Nach einem Jahr mit neuem Ballettchef (Olaf Schmidt) und neuem Musikchef (Thomas Dorsch) darf das Team an der Spitze des Drei-Sparten-Hauses als eingespielt gelten.

Intendant Hajo Fouquet selbst inszeniert die Eröffnungsoper der neuen Spielzeit: Verdis „Rigoletto“.Seinem Publikum wird er mit dem Stück einen Gedanken mit auf den Nachhauseweg geben, der sich immer wieder von der Theaterbühne zu den Stuhlreihen ziehen wird: Nicht die Geschicke sind, es uns kaputt machen. Die unseren Weg bestimmen. Es sind zuallererst wir selbst.

Mozarts „Die Zauberflöte“ kommt als Wiederaufnahme zurück, ebenso „Halbstark“, „Sechs Tanzstunden in sechs Wochen“, „Struwwelpeter“, „Stairway to Paradise“, „Die Comedian Harmonists“, „Hänsel und Gretel“, „Das kleine Weihnachtsspektakel“. Als Gäste kommen wieder das Theater zur weiten Welt, das Ohnsorg Theater mit „De schönste Dag in’t Johr“ und die Niederdeutsche Bühne Sülfmeister mit „För de Katt“. Auf die Bühne kommen auch der Seniorentheaterclub, der Theaterjugendclub, der Tanzjugendclub sowie die Gruppe Weltenbrecher der Lebenshilfe Lüneburg-Harburg. „Cabaret“ wird alles aufbieten, was das Drei-Sparten-Haus zu bieten hat: Schauspiel, Musik und Tanz. „Anatevka“ kommt als zweites großes Musical ins Programm, seit Jahrzehnten Hit auf allen Bühnen.

Goethes „Faust I“ bildet die erste Premiere im Ressort Schauspiel, Martin Pfaff („Ladies Night“, „Der Schimmelreiter“) inszeniert. „Venedig im Schnee“ ist eine Komödie über Paare, die sich zehn Jahre nach ihrem gemeinsam Studium nichts mehr zu sagen haben. Die „Biografie: ein Spiel“ von Max Frisch dreht sich um Identität und zwischenmenschliche Beziehungen, um die Frage: Was ist der Unterschied zwischen Schicksal und Zufall?

Um Zufall, aber auch Druck und Normen der Gesellschaft geht es bei „Leonce und Lena“, die Regie hat Stefan Behrendt („Die Physiker“, „Die Katze auf dem heißen Blechdach“). Wie ein Stardirigent sein Leben umschmeißt und in zeitgenössischer Betrachtung als kurz vorm Burn-Out gilt, zeigt Regisseur Jasper Brandis („Clyde and Bonnie“) in „Wie im Himmel“. Mit dem Stück setzt das Theater auch seine Reihe „Theater trifft Kino“ fort – das Scala-Programmkino zeigt passend zur Bühnenversion den gleichnamigen Film.

Das T.NT-Studio zeigt „Gretchen 89ff“ als gedankliche Quasi-Fortsetzung des Faust im großen Haus, mit „Mensch Maschine“ kommt eine Uraufführung auf die Bühne: ein komischer Theaterthriller zu Frage, wer hier wen beherrscht. Im Musical „Babytalk“ geht es um Freude und Ängste werdender Eltern. „Denn ohne Discokugeln wäre das Leben ärmer“, denkt der entsprechende Liederabend im Studio.

Von Russland kommt das Ballett-Programm der neuen Spielzeit daher, Direktor Olaf Schmidt will in Tschechows „Drei Schwestern“ auch den von steten Zweifeln geplagten Autor einbauen. „Romeo und Julia“ wird zum ersten Mal seit 13 Jahren am Theater getanzt, und für die ganze Familie kommt „Dornröschen“ auf die Bühne.

Die in dieser Saison überaus erfolgreich gestartete Reihe „Kunst ver-rück Tanz“ mit eigenen Stücken des Ensembles setzt Olaf Schmidt fort – und weil alle Vorstellungen ausverkauft waren, hat das Theater für Dienstag, 1. Juli, einen Extratermin in den Kalender gehoben. Geplant ist außerdem eine Tanz-Benefiz-Gala für die Alzheimer Gesellschaft mit zahlreichen Gästen, die Olaf Schmidt im Laufe seiner Karriere kennen gelernt hat.

Für das Kinder- und Jugendtheater T.3 plant Leiterin Sabine Bahnsen „Der kleine Ritter Trenk“ als Reise ins Mittelalter mit Burgen und Drachen, „Ente, Tod und Tulpe“ rund um den Tod und danach, „Du, du & ich“ als Geschichte eines Scheidungskinds, „Kopf oder Zahl“ zum Thema Gewalt - und als Knaller der Saison „An der Arche um Acht“: Drei Pinguine schmieden Pläne, wie sie es alle drei auf das rettende Schiff schaffen. Musik für die Jüngsten bieten „Der gestiefelter Kater“ als Oper und „Frankenstein Junior“ als Musical.

A propos Musik: Thomas Dorsch und sein Orchester bewegen sich in der nächsten Spielzeit bei den Konzerten an der Grenze zwischen Klassik und Romantik. Für Mahlers zweite Sinfonie schwärmen die Musiker aus nach St. Johannis, für ein Meisterkonzert kommen Kollegen aus der Kulturkirche Hamburg-Altona.

Die nächste gemeinsame Produktion mit der Leuphana Universität, mittlerweile Tradition, ist das Musical „Fame“. Neu starten wird das Theater die Reihe „Theater trifft Museum“ mit dem Neuen Museum Lüneburg, das im Herbst öffnen wird. Eine Rarität: „Neues vom Tage“ hievt das Theater eine Oper von Paul Hindemith auf den Spielplan, die wohl kaum einer kennen wird. Eine Oper mit Anklängen von Jazz und Ironie, fast eine Opern-Parodie.

„Das ist eine unserer ureigenen Aufgaben: Auch die Dinge zu zeigen, die in Vergessenheit geraten könnten“, sagt Hajo Fouquet. „Ansonsten könnten auch öffentliche Subventionen gestrichen werden. Dann würden wir nur Unterhaltung, Unterhaltung, Unterhaltung machen. Ich aber sage: Greifen Sie jeden, den Sie kennen, und lassen Sie sich verführen. Sie werden Ihre Freude daran haben.“

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